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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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daß Mendar Druss beim Kampf gegen eingeschleuste Nadir beigestanden hat. Vielleicht klappt es. Nicht jeder hat Lebus’ Talent, und wenn erst heller Tag ist, sind sowieso alle Spuren rasch zertrampelt.«
    »Die Geschichte mit Mendar ist gut«, sagte Hogun. »Aber es wird trotzdem durchsickern.«
    »Wie geht es dem alten Mann?« fragte Elicas.
    »Zehn Stiche in der Seite und vier am Kopf. Er schlief, als ich ihn verließ. Calvar Syn sagt, es ist ein Wunder, daß sein Schädel nicht geplatzt ist wie ein rohes Ei.«
    »Wird er trotzdem bei den ›Offenen Schwertkämpfen‹ als Schiedsrichter auftreten?« fragte der Jüngere. Hogun hob lediglich eine Augenbraue. »Ja, bestimmt. Eine Schande.«
    »Warum?« fragte Hogun.
    »Nun, wenn er nicht den Schiedsrichter gemacht hätte, hättest du es getan. Und dann hätte ich das Vergnügen verpaßt, dich zu schlagen.«
    »Du eitler Spunt!« sagte Hogun lachend. »Der Tag ist noch nicht gekommen, an dem du meine Abwehr durchbrechen kannst – nicht einmal mit einem Holzschwert.«
    »Es gibt immer ein erstes Mal. Und du wirst auch nicht jünger, Hogun. Na, du mußt schon über dreißig sein. Mit einem Bein im Grab!«
    »Wir werden sehen. Eine kleine Wette, vielleicht?«
    »Einen Schlauch Roten?«
    »Abgemacht, mein Junge! Nichts schmeckt süßer als Wein, für den ein anderer bezahlen muß.«
    »Wie ich zweifellos heute abend feststellen werde«, gab Elicas zurück.

14
    Es war eine schlichte Hochzeit, die von Vintar, dem Abt der Schwerter, vollzogen wurde. Der Kapitän und der Maat der Tunichtgut waren die Trauzeugen. Die See war ruhig, der Nachthimmel wolkenlos. Möwen kreisten über dem Schiff und stießen hin und wieder herab; ein sicheres Zeichen dafür, daß Land in der Nähe war.
    Antaheim, einer der Dreißig, ein großer, schlanker Mann, dessen dunkle Züge seine vagrische Herkunft verrieten, lieferte den Ring: einen schlichten Goldreif.
    Jetzt, als die Morgendämmerung nahte und die anderen schliefen, stand Rek allein im Bug. Das Licht der Sterne glitzerte auf seinem silbernen Stirnreif, und der Wind ließ seine langen Haare flattern wie ein Banner.
    Jetzt waren die Würfel gefallen. Durch eigene Hand war er nun an die Belange Delnochs geschmiedet. Gischt sprühte ihm in die Augen, und er trat zurück, setzte sich mit dem Rücken zur Reling und zog seinen Umhang fest um die Schultern. Sein ganzes Leben hatte er nach einer Richtung gesucht und nach einem Ausweg vor der Angst; er hatte gehofft, daß seine Hände aufhörten zu zittern und sein Herz beständiger wurde. Jetzt hatten sich seine Ängste aufgelöst wie Wachs in der Sonne.
    Graf Regnak von Dros Delnoch, Hüter des Nordens.
    Zuerst hatte Virae sein Angebot abgelehnt, aber er wußte, daß sie letztendlich gezwungen gewesen war, es anzunehmen. Wenn sie ihn nicht geheiratet hätte, hätte Abalayn ihr postwendend einen Gatten geschickt. Es war unvorstellbar, daß Delnoch führerlos war, und ebenso unvorstellbar, daß eine Frau diese Aufgabe übernahm.
    Der Kapitän hatte ihre Köpfe beim rituellen Segen mit Meerwasser bespritzt, aber Vintar, der die Wahrheit liebte, hatte den Fruchtbarkeitssegen ausgelassen und durch das schlichte: »Seid glücklich, meine Kinder, jetzt und bis ans Ende eures Lebens« ersetzt. Druss war dem Anschlag auf sein Leben entgangen; Gan Orrin hatte seine Stärke gefunden, und die Dreißig waren nur noch zwei Tagesreisen von Dros Purdol und der letzten Etappe ihrer Reise entfernt. Der Wind war günstig gewesen, und die Tunichtgut war zwei, vielleicht drei Tage ihrem Zeitplan voraus.
    Rek studierte die Sterne und erinnerte sich an den blinden Seher und seine prophetischen Sprüche.
    »Der Graf und die Legende werden zusammen auf der Mauer sein, und Männer werden träumen, und Männer werden sterben, aber wird die Festung fallen?«
    Rek stellte sich Virae vor, wie sie ausgesehen hatte, als er sie vor fast einer Stunde verlassen hatte. Ihr helles Haar auf den Kissen ausgebreitet, die Augen geschlossen, das Gesicht voll friedlicher Ruhe. Er hätte sie gern berührt, sie an sich gezogen und ihre Arme um sich gespürt. Statt dessen hatte er sie behutsam zugedeckt, sich angezogen und war leise an Deck gegangen. Von Steuerbord her hörte er die geisterhafte Musik der Delphine.
    Er setzte sich auf und ging in seine Kabine zurück. Wieder hatte Virae die Decke fortgestrampelt. Langsam zog er sich aus und legte sich neben sie.
    Und diesmal berührte er sie.
     
    Mittschiffs beendeten die Führer der

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