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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Mauer Eins mit Wasser verdünnten Wein tranken.
    »Gut gemacht«, sagte Druss. »Aber er ist auch gut.«
    »Ja«, gab Hogun zu und wischte sich mit einem weißen Handtuch den Schweiß von der Stirn. »Aber rechts ist er nicht ganz so stark.«
    »Stimmt. Aber du bist langsam bei Angriffen auf die Beine.«
    »Hauptfehler eines Lanzenträgers. Kommt von zuviel Arbeit im Sattel«, sagte Hogun. »Er ist kleiner als ich, daher hat er in dieser Hinsicht einen Vorteil.«
    »Richtig. Es hat Orrin gut getan, in die Endausscheidung zu kommen. Ich glaube, er wird mehr angefeuert als du, was?«
    »Ja, aber das stört mich nicht«, meinte Hogun.
    »Ich will es hoffen«, sagte Druss. »Trotzdem, für die Moral ist nichts besser, als zu sehen, wie gut sich der Gan der Festung schlägt.« Hogun blickte auf und schaute Druss in die Augen. Dann lächelte der alte Krieger und ging zurück zu seinem Schiedsrichterstuhl.
    »Was sollte das?« fragte Elicas, stellte sich hinter Hogun und massierte ihm die Nackenmuskeln. »Aufmunternde Worte?«
    »Ja«, antwortete Hogun. »Nimm dir auch den Unterarm vor, ja? Die Muskeln sind ganz verspannt.«
    Der junge General grunzte, als Elicas das Fleisch mit seinen kräftigen Daumen knetete. Bat Druss ihn zu verlieren? Sicher nicht. Und doch …
    Es würde keinen Schaden anrichten, wenn Orrin das Silberschwert gewann, und es würde seinen wachsenden Ruf unter den Soldaten sicherlich noch stärken.
    »Woran denkst du?« fragte Elicas.
    »Ich denke, daß er rechts schwach ist.«
    »Du wirst ihn schon schaffen, Hogun«, sagte der junge Offizier. »Versuch es mit der gemeinen Parade-Riposte, die du bei mir angewandt hast.«
    Als beide Gegner zwei Treffer erzielt hatten, zerbrach Hoguns hölzerne Waffe. Orrin trat einen Schritt zurück, wartete, bis die Waffe ausgetauscht war, und ließ seinem Gegner noch Zeit, kurz mit der neuen Waffe zu üben. Hogun war mit der Ausgewogenheit des Holzschwerts nicht zufrieden und ließ sich ein neues geben. Er brauchte Zeit zum Nachdenken. Hatte Druss wirklich vorgeschlagen, daß er verlieren sollte?
    »Du konzentrierst dich nicht«, sagte Elicas streng. »Was ist los mit dir? Die Legion hat einen guten Teil ihres Solds auf dich gesetzt.«
    »Ich weiß.«
    Seine Gedanken klärten sich. Aus welchen Gründen auch immer, er konnte nicht kämpfen, um zu verlieren.
    Er warf alles in den letzten Angriff, was er nur konnte, parierte einen Rückhandhieb und griff an. Kurz bevor seine Klinge gegen Orrins Bauch traf, berührte ihn das Schwert des Gan jedoch am Hals. Orrin hatte seine Bewegung vorausgeahnt und ihn dorthin gelockt. In einem echten Kampf wären beide umgekommen, aber dies war kein echter Kampf, und Orrin hatte gewonnen. Die beiden Männer schüttelten sich die Hände, als die jubelnden Soldaten heranstürmten.
    »Nun ist mein Geld dahin«, klagte Elicas. «Aber trotzdem hat es auch eine gute Seite.«
    »Welche?« fragte Hogun und rieb sich den schmerzenden Unterarm.
    »Ich kann es mir nicht leisten, unsere eigene Wette zu begleichen. Du wirst für den Wein bezahlen müssen. Das ist das mindeste, Hogun, nachdem du die Legion so im Stich gelassen hast!«
    Das Bankett hob Hoguns Stimmung, und die Ansprachen von Bar Britan an die Soldaten und von Dun Pinar an die Offiziere waren geistreich und kurz, das Essen war gut, Wein und Bier gab es reichlich, und die Kameradschaft war ermutigend. Das ist kaum noch dieselbe Dros, dachte Hogun.
    Draußen an den Fallgittertoren stand Bregan mit einem hochgewachsenen jungen Cul aus der Gruppe Feuer auf Wache. Bregan wußte seinen Namen nicht und konnte auch nicht fragen, da es den Wachen verboten war, im Dienst zu reden. Eine merkwürdige Regel, dachte Bregan, aber man muß sich fügen.
    Die Nacht war kühl, doch er spürte es kaum. Seine Gedanken waren in seinem Dorf bei Lotis und den Kindern. Sybad hatte an diesem Tag einen Brief erhalten, und alles ging gut. Legan, Bregans fünfjähriger Sohn, war offenbar auf eine hohe Ulme geklettert, und als er nicht mehr herunterkonnte, hatte er geweint und nach seinem Vater gerufen. Bregan hatte Sybad gebeten, in seinem, nächsten Brief nach Hause auch ein paar Worte für ihn zu schreiben. Eigentlich hatte er Sybad bitten wollen, daß er schrieb, wie sehr er sie alle liebte und vermißte, aber er brachte es nicht fertig, Sybad um solche intimen Dinge zu bitten. Statt dessen bat er ihn, Legan zu schreiben, er solle ein guter Junge sein und seiner Mutter gehorchen. Sybad nahm Notizen von allen

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