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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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und mächtig. Dann könntest du deinen Pächtern vorschreiben, was sie tun sollen, und sie würden sich allesamt verbeugen, wenn du in deiner schönen Kutsche vorbeikämst.«
    »Das reizt mich nicht, ganz und gar nicht«, sagte Bregan.
    »Na, mich schon«, erklärte Gilad. »Ich habe es immer gehaßt, wenn ich vor einem Adeligen auf seinem hohen Roß den Hut ziehen mußte. Wie sie dich ansehen und dich verachten, weil du auf deinem bißchen Land arbeitest! Und sie bezahlen mehr für ihre handgearbeiteten Stiefel, als ich in einem Jahr harter Arbeit verdienen kann. Nein, ich hätte nichts dagegen, reich zu sein – so steinreich, daß nie wieder jemand auf mich hinabsehen würde.«
    Gilad wandte das Gesicht ab und starrte auf die Ebene hinaus – sein wilder Zorn war fast greifbar.
    »Würdest du dann auf andere hinabsehen, Gil? Würdest du mich verachten, weil ich lieber ein Bauer bleiben wollte?«
    »Natürlich nicht. Ein Mann sollte frei entscheiden dürfen, was er tun will, solange er andere damit nicht verletzt.«
    »Vielleicht will Ulric deshalb alles unter seine Herrschaft bringen. Vielleicht ist er es leid, daß alle auf die Nadir herabsehen.«
    Gilad wandte sich wieder Bregan zu. Sein Zorn verrauchte. »Weißt du, Breg, genau das hat Dun Pinar gesagt, als ich ihn fragte, ob er Ulric dafür haßt, daß er die Drenai unterwerfen will. Er sagte: ›Ulric versucht nicht, die Drenai zu unterwerfen, sondern die Nadir zu erhöhen.‹ Ich glaube, Pinar bewundert ihn.«
    »Ich bewundere Orrin«, meinte Bregan. »Es muß ihn viel Mut gekostet haben, herauszukommen und mit den Männern zu trainieren. Vor allem, weil er so unbeliebt war. Ich war sehr froh, als er die Schwerter zurückgewonnen hat.«
    »Nur weil du dadurch fünf Silberstücke gewonnen hast«, neckte Gilad ihn.
    »Das ist ungerecht, Gil! Ich habe ihn unterstützt, weil er zu Karnak gehörte. Auf dich habe ich ja auch gesetzt.«
    »Auf mich hast du ein viertel Kupferstück gesetzt und auf ihn ein halbes Silberstück. Das hat mir Drebus jedenfalls erzählt, der deine Wetten angenommen hat.«
    Bregan tippte sich lächelnd an die Nase. »Ah, aber du zahlst ja auch nicht denselben Preis für eine Ziege wie für ein Pferd. Aber der Gedanke war da. Schließlich wußte ich ja, daß du nicht gewinnen konntest.«
    »Bar Britan hätte ich um ein Haar besiegt. Es war letztendlich eine Schiedsrichterentscheidung.«
    »Das stimmt«, gab Bregan zu. »Aber Pinar hättest du niemals geschlagen. Oder den Knaben mit dem Ohrring von der Legion. Vor allem hättest du Orrin niemals geschlagen. Ich habe euch beide üben sehen.«
    »Das ist vielleicht ein Urteilsvermögen!« rief Gilad. »Mich wundert fast, daß du nicht selbst angetreten bist, bei dem, was du alles weißt.«
    »Ich muß ja auch nicht fliegen können, um zu wissen, daß der Himmel blau ist«, erwiderte Bregan. »Auf wen hast du denn gesetzt?«
    »Gan Hogun.«
    »Und wen noch? Drebus sagt, du hast zwei Wetten abgegeben«, sagte Bregan unschuldig.
    »Das weißt du doch genau. Drebus hat es dir bestimmt erzählt.«
    »Ich habe vergessen, ihn zu fragen.«
    »Lügner! Na, ist ja auch egal. Ich habe auf mich selbst gewettet, daß ich unter die letzten fünfzig komme.«
    »Und du warst so nah dran«, sagte Bregan. »Nur ein Treffer fehlte noch.«
    »Ein geschickter Treffer, und ich hätte einen Monatssold gewonnen.«
    »So ist das Leben«, sagte Bregan. »Vielleicht kommst du nächstes Jahr wieder und versuchst es noch einmal.«
    »Vielleicht regnet es auch gebratene Hühner!« sagte Gilad.
     
    In der Festung hatte Druss alle Mühe, an sich zu halten, als die Ältesten der Stadt über das Angebot der Nadir beratschlagten. Sie hatten erstaunlich rasch davon erfahren. Druss hatte es kaum geschafft, ein wenig Brot und Käse zu essen, als ihm ein Bote von Orrin meldete, daß der Ältestenrat eine Sitzung einberufen hatte.
    Es war ein altbewährtes Gesetz der Drenai, daß außer in Kriegszeiten die Ältesten das demokratische Recht hatten, sich mit dem Stadtoberhaupt zusammenzusetzen und in wichtigen Dingen mitzureden. Weder Orrin noch Druss konnten sich weigern. Niemand konnte behaupten, daß Ulrics Ultimatum unwichtig sei.
    Der Ältestenrat der Stadt bestand aus sechs Männern, einem gewählten Gremium, das praktisch den gesamten Handel in der Stadt beherrschte. Der Oberbürger und Erste der Ältesten war Bricklyn, der Druss in der Nacht des Mordanschlags so großartig unterhalten hatte. Malphar, Backda, Shinell und

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