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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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sich die Verteidiger gegenübersahen. Schließlich ergriff Bowman das Wort, wenn auch ein wenig zögernd.
    »Weißt du, Druss, da ist etwas, das ich dir erzählen sollte, aber ich wollte nicht, daß ihr mich für … seltsam haltet. Ich habe mit dem Gedanken gespielt, nichts davon zu sagen, aber …«
    »Sprich schon, Junge. Du bist hier unter Freunden … größtenteils.«
    »Ich hatte letzte Nacht einen seltsamen Traum, und du kamst darin vor. Ich hätte nicht mehr daran gedacht, aber als ich dich heute sah, begann ich wieder nachzudenken. Ich habe geträumt, daß mich ein Krieger in silberner Rüstung aus tiefem Schlaf weckte. Ich konnte durch ihn hindurchsehen, wie durch einen Geist. Er sagte mir, daß er versucht hatte, mit dir Kontakt aufzunehmen, aber ohne Erfolg. Als er sprach, war es wie eine Stimme in meinem Kopf. Er sagte, er hieße Serbitar und daß er mit seinen Freunden und einer Frau namens Virae unterwegs ist.
    Er sagte, es sei wichtig, daß ich dir ausrichte, du sollst Zündstoff und Behälter sammeln, da Ulric große Belagerungstürme gebaut hat. Er schlug auch Feuergräben zwischen den Mauern vor. In meinen Gedanken zeigte er mir ein Bild von dir, wie du angegriffen wirst. Er nannte auch einen Namen: Musar. Ergibt das für euch irgendeinen Sinn?«
    Für einen Augenblick sprach niemand, obwohl Druss außerordentlich erleichtert wirkte.
    »Allerdings, mein Junge. Allerdings!«
    Hogun schenkte noch ein Glas lentrischen Wein ein und reichte es Bowman.
    »Wie sah dieser Krieger aus?« fragte er.
    »Groß, schlank. Ich glaube, sein Haar war weiß, obwohl er noch jung war.«
    »Das ist Serbitar«, sagte Hogun. »Es war eine echte Vision.«
    »Du kennst ihn?« fragte Druss.
    »Nur vom Hörensagen. Er ist der Sohn des Grafen Drada von Dros Segril. Es heißt, daß der Junge verflucht und von Dämonen besessen gewesen sei. Er konnte Gedanken lesen. Er ist ein Albino, und ihr wißt, daß die Vagrier dies als böses Omen betrachten. Man hat ihn zum Tempel der Dreißig geschickt, südlich von Drenan, als er etwa dreizehn war. Es heißt auch, daß sein Vater versuchte, ihn zu ersticken, als er noch ein Kleinkind gewesen ist. Aber das Kind spürte, wie der Vater näher kam, und hat sich vor dem Schlafzimmerfenster versteckt. Das sind natürlich nur Geschichten.«
    »Nun, seine Talente sind noch gewachsen, wie es scheint«, sagte Druss. »Aber es schert mich nicht. Er wird hier nützlich sein – vor allem, wenn er Ulrics Gedanken lesen kann.«
     

15
    Zehn Tage lang gingen die Arbeiten nun schon voran. Zehn Meter breite und ein Meter zwanzig tiefe Feuergräben wurden auf den offenen Flächen zwischen Mauer Eins und Zwei ausgehoben sowie zwischen Mauer Drei und Vier. Sie wurden mit Buschwerk und kleinen Zweigen gefüllt, und entlang der Gräben wurden Kessel aufgestellt, aus denen Öl auf das trockene Holz gegossen werden konnte.
    Bowmans Bogenschützen hämmerten an verschiedenen Stellen zwischen den Mauern und auf dem freien Feld vor der Festung weiße Pfähle in den Boden. Jede Reihe von Pfählen bedeutete sechzig Schritte. Bowmans Männer übten jeden Tag mehrere Stunden, so daß schwarze Wolken aus Pfeilen über jeder Reihe durch die Luft schossen, wenn das Kommando ertönte.
    Zielpuppen wurden auf der Ebene aufgestellt, um durch einen Hagel von Pfeilen zersplittert zu werden, und das selbst aus hundertzwanzig Schritt Entfernung. Das Können der Bogenschützen war bemerkenswert.
    Hogun ließ Rückzüge üben und gab den Männern durch Trommeln die Zeit vor, als sie von den Brustwehren sprangen und über die Planken der Feuergräben jagten, um die Seile an der nächsten Mauer zu erklettern. Mit jedem Tag wurden sie schneller.
    Kleinere Dinge begannen, immer mehr Zeit zu beanspruchen – in dem Maße, wie die allgemeine Fähigkeit und Bereitschaft der Truppe wuchs.
    »Wann setzen wir das Öl zu?« fragte Hogun Druss, als sie nachmittags eine Pause machten.
    »Zwischen Mauer Eins und Zwei muß es am Tag des ersten Angriffs eingefüllt werden. Bis zum ersten Tag haben wir keine richtige Vorstellung davon, wie gut die Männer dem Angriff standhalten.«
    »Es bleibt noch das Problem«, fügte Orrin hinzu, »wer die Gräben anzündet und wann. Wenn erst mal Breschen in die Mauern geschlagen sind, kann es gut sein, daß die Nadir Seite an Seite mit unseren Männern um ihr Leben laufen. Keine leichte Entscheidung, dann eine brennende Fackel zu werfen.«
    »Und was geschieht, wenn die Männer, denen wir diese Aufgabe

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