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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Alphus waren Kaufleute, Beric hingegen ein Adeliger, ein entfernter Vetter von Graf Delnar, der im Stadtleben einen hohen Rang einnahm. Daß er nicht wirklich vermögend war, war der einzige Grund, daß er in Delnoch blieb, statt in Drenan zu leben, das er liebte.
    Shinell, ein fetter, öliger Seidenhändler, war die Hauptursache für Druss’ Zorn. »Aber natürlich haben wir ein Recht, Ulrics Bedingungen zu diskutieren! Und wir müssen ein Mitspracherecht haben, ob diese Bedingungen akzeptiert oder abgelehnt werden«, wiederholte er. »Es ist schließlich von höchstem Interesse für die Stadt, und nach geltendem Recht muß unsere Stimme zählen.«
    »Du weißt sehr gut, mein lieber Shinell«, sagte Orrin glattzüngig, »daß der Ältestenrat das volle Recht genießt, in allen zivilen Angelegenheiten mitzureden. Aber diese Situation fällt doch wohl kaum in diese Kategorie. Dennoch wird dein Standpunkt vermerkt.«
    Malphar, ein rotgesichtiger Weinhändler von lentrischer Abstammung, unterbrach Shinell, als dieser protestieren wollte. »Dieses Gerede von Rechten und Präzedenzfällen führt doch zu nichts. Tatsache bleibt, daß wir uns praktisch im Kriegszustand befinden. Ist es ein Krieg, den wir gewinnen können?« Er ließ seine grauen Augen über die Gesichter ringsum schweifen, und Druss trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte, das einzige äußere Zeichen seiner Anspannung. »Ist es ein Krieg, den wir lange genug führen können, um einen ehrenhaften Frieden zu erzwingen? Ich glaube nicht«, fuhr Malphar fort. »Das ist alles Unsinn. Abalayn hat die Armee reduziert. Sie hat nur noch ein Zehntel der Größe wie vor einigen Jahren. Auch die Marine ist nur noch halb so stark. Diese Dros wurde zuletzt vor zweihundert Jahren belagert und fast eingenommen. Und das, obwohl wir allen Berichten zufolge vierzigtausend Krieger auf dem Feld hatten.«
    »Mach voran, Mann! Komm zur Sache«, sagte Druss.
    »Werde ich, aber erspar mir diese harten Blicke, Druss. Ich bin kein Feigling. Ich will folgendes sagen: Wenn wir nicht durchhalten und gewinnen können, was ist dann der Sinn dieser ganzen Verteidigung?«
    Orrin warf Druss einen Blick zu, und der alte Krieger beugte sich vor. »Der Sinn ist«, sagte er, »daß du nie weißt, ob du verlierst – bis du verloren hast. Alles kann passieren: Ulric kann einen Herzschlag erleiden, die Pest kann über die Nadir hereinbrechen. Wir müssen versuchen auszuhalten.«
    »Was ist mit den Frauen und Kindern?« fragte Backda, ein hagerer Rechtsanwalt und Ladenbesitzer.
    »Was mit ihnen ist?« fragte Druss zurück. »Sie können jederzeit gehen.«
    »Wohin denn, bitte? Und wie?«
    »Gerechter Himmel!« donnerte Druss und sprang auf. »Was wollt ihr als nächstes von mir? Wohin sie gehen, wie sie gehen, falls sie gehen – ist eure und ihre Angelegenheit. Ich bin Soldat, und meine Aufgabe besteht darin, zu kämpfen und zu töten. Und ihr könnt mir glauben, das kann ich sehr gut. Wir haben Befehl, bis zum letzten Mann zu kämpfen, und das werden wir tun. Nun, ich weiß vielleicht nicht sehr viel von Gesetzen und all dem Kleinkram der Stadtpolitik, aber eins weiß ich: Wer angesichts einer bevorstehenden Belagerung von Unterwerfung spricht, ist ein Verräter. Und jeden Verräter werde ich hängen sehen.«
    »Gut gesprochen, Druss«, sagte Beric, ein großer Mann mittleren Alters mit schulterlangem grauen Haar. »Ich selbst hätte es nicht besser ausdrücken können. Sehr eindringlich.« Er lächelte, als Druss sich wieder auf seinen Stuhl fallen ließ. »Aber da ist noch ein Punkt. Dieser Befehl kann jederzeit abgeändert werden, und so, wie die Politik nun einmal ist, kommt die Frage der Zweckmäßigkeit ins Spiel. Du sagst, ihr seid aufgefordert, bis zum Ende zu kämpfen. Im Moment ist es für Abalayn zweckmäßig, daß wir uns auf den Krieg vorbereiten. Vielleicht denkt er, das gäbe ihm einen besseren Stand in den Verhandlungen mit Ulric. Letztendlich jedoch muß er auch Unterwerfung berücksichtigen. Tatsache bleibt Tatsache: Die Stämme haben bis jetzt jedes Volk erobert, das sie angegriffen haben, und Ulric ist ein unvergleichlicher General.
    Ich schlage vor, wir schreiben an Abalayn und drängen ihn, sich diesen Krieg noch einmal zu überlegen.
    Orrin warf Druss einen warnenden Blick zu.
    »Sehr gut gesagt, Beric«, sagte er. »Als loyale Männer des Militärs müssen Druss und ich natürlich dagegen stimmen. Aber bitte, fühle dich frei zu schreiben, und ich werde dafür

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