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Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Titel: Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Thiele
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gleichmäßigen Geräusch seiner eigenen Schritte still. Vor ihm lag dunkel und bedrohlich die Einöde, über der sich inzwischen der Nachthimmel spannte. Flaches, staubiges Land, aufgelockert nur durch einige wenige Meter hohe Felsen, die sich als dunkle Schatten vom Grau der Umgebung abhoben. Von Zeit zu Zeit drehte Zemal an der kleinen Kurbel des Leuchtstabes, immer dann, wenn der Lichtkegel schwächer wurde. Einige der Verdammten konnten in der Nacht sehen. Man nannte sie die Nachtjäger. Die anderen Verdammten betrachteten sie mit Skepsis. Einige junge Nachtjäger prahlten obendrein gern mit Geschichten über ihre nächtlichen Ausflüge. Die Nachtjäger waren deshalb nicht beliebt. Zemal gehörte nicht zu ihnen, er war auf den Leuchtstab angewiesen. Nadamal lag im Norden, etwa zwei Tagesreisen vom Camp entfernt.  Einmal hatte Zemal die Ruinen in der Ferne schon gesehen, vor einigen Jahren als ihn sein Vater auf eine kleine Expedition in die Einöde mitgenommen hatte. Seine Erinnerungen daran waren verschwommen, den genauen Weg kannte er nicht mehr, schon gar nicht im Dunkeln. Zemal folgte einfach dem Polarstern. Ein feines Netz aus Blitzen huschte über den klaren Nachthimmel. Die Blitze kündeten von einem heraufziehenden Sturm. Bald würde es ungemütlich werden. Zemal beschloss, an einer kleinen Felsgruppe sein Zelt aufzuschlagen. Innerhalb des metallischen Zeltgestänges war er vor den Blitzen sicher. Wenig später saß Zemal in seinem kleinen Zelt und lauschte dem Wind, der über die Einöde wehte. Mal sanft, mal böig trieb er über das Land, rauschte in vollen Tönen, pfiff durch Felsritzen oder säuselte leise vor sich hin. Immer wieder wurde der Wind durch das dumpfe Grollen des nahenden Sturmes unterbrochen. Fast klang es wie eine Symphonie. Plötzlich mischte sich ein weiterer Spieler in die Aufführung, das Geräusch von Schritten kam näher. Zemal hoffte nur, dass es kein Rudel Wüstenratten war. Er drehte an der Kurbel seines Leuchtstabes, griff sich seinen Speer und kroch vorsichtig aus dem Zelt. Er leuchtete in die Richtung, aus der die Schritte kamen. Eine schmale Gestalt näherte sich, eindeutig ein Mensch, keine Ratten. Zemal atmete auf. Die Gestalt kam geradewegs auf ihn zugelaufen, noch sah Zemal nur ihre Umrisse. Die Gestalt winkte, sie war zierlich, eine Frau.
    „Hallo Zemal, ich bin es, Mo“, rief die Gestalt und beschleunigte noch einmal ihren Schritt.
    Wenige Augenblicke später stand Mo vor ihm. Ihr Schal hing lose um ihren Hals, das Gesicht war frei. Sie lächelte. Zemal konnte ihre fröhliche Stimmung nicht teilen.
    „Mo! Was in aller Welt machst du allein hier draußen in der Einöde?“, blaffte er sie an.
    „Ich bin dir gefolgt“, sagte Mo und legte dabei den Kopf ein wenig schräg.
    „Mir gefolgt? Warum? Wenn die Ältesten das erfahren, werde ich für den Rest meines Lebens den Zeltboden meiner Eltern putzen! Was hast du dir dabei nur gedacht? Ich habe eine Aufgabe zu erfüllen. Ich muss sie allein erfüllen, das ist der Sinn der Initialisierung!“, sagte Zemal verärgert.
    Das Donnern des Sturmes verlieh Zemals Worten eine gewisse Dramatik. Mo zuckte kurz zusammen.
    „Ich dachte, du bist so allein hier draußen und es ist kalt und dann kommen die Wüstenratten. Ich hatte Angst, du kommst nie zurück und ich würde dich nie wiedersehen. Und da bin ich dir nachgelaufen“, rechtfertigte sich Mo kleinlaut.
    „Wie hast du mich überhaupt gefunden?“, fragte Zemal.
    „Ich bin deinen Spuren gefolgt. Hier, ich habe dir ein paar Süßwurzeln mitgebracht. Es war nicht einfach, sie aus den Gewächshäusern zu stibitzen“, antwortete Mo und hielt Zemal einen kleinen Beutel hin.
    Zemal stand für eine Weile ratlos da.
    „Weiß eigentlich irgendjemand wo du jetzt bist? … Nein, natürlich nicht! Deine Eltern hätten dich an die Zeltstange gebunden. Sicher sucht jetzt schon das halbe Camp nach dir. Wenn sie uns hier zusammen finden, kann ich meine Initialisierung vergessen“, sagte er.
    „Dann sollten wir dafür sorgen, dass sie uns nicht finden. Die Nacht ist noch lang, wir könnten noch einen guten Vorsprung herauslaufen“, antwortete Mo.
    Sie ließ den Arm mit den Süßwurzeln sinken, da Zemal offensichtlich nicht gewillt war, ihr Geschenk anzunehmen.
    „Wir? Wenn, dann werde ich noch einen Vorsprung herauslaufen. Es ist schon ein Wunder, dass du es bis hierher geschafft hast. Außerdem zieht ein Sturm auf“, entgegnete Zemal.
    „Ach, nur weil ich ein Mädchen bin, ist

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