Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)
wollen?“, regte sich Ramed auf.
„So schlimm wird es nicht kommen. Immerhin läuft ihm doch diese kleine Nachtjägerin hinterher“, warf Piri ein.
„Mo? Pff… Die ist doch noch ein Kind“, sagte Ramed.
„Hör zu Ramed, wenn du keine Dienende werden willst, musst du heiraten. Aber du hast nur noch einen Versuch. Lehnt auch der dritte Mann dein Angebot ab, kann ich dir nicht mehr helfen, dann wirst du Dienende“, sagte Piri.
„Ein blödes Gesetz! Warum änderst du es im Rat nicht einfach. Warum können Männer unser Angebot überhaupt ausschlagen?“, fragte Ramed.
„Unsere Gesetze stehen hier nicht zur Debatte, sie sichern seit Generationen unser Überleben in der Einöde. Die Familien sind dabei der Kern unserer Gesellschaft, sie sollten nicht mit Zwang gegründet werden“, belehrte Piri ihre Enkelin.
„Und wen soll ich dann deiner Meinung nach ein Angebot machen, wenn ich ihn nicht zur Hochzeit schleifen darf? Ungebundene Männer machen einen weiten Bogen um mich. Ich kenne nicht einen, der Interesse bekundet hätte“, heulte Ramed.
„Nun, vielleicht… Wir werden sehen“, antwortete Piri, lächelte gedankenverloren und ging dann einfach aus dem Zelt.
***
Am Morgen des fünften Tages zeichneten sich am Horizont die Ruinen von Nadamal ab. Zemal und Mo hatten die Stadt der Alten endlich gefunden. In den letzten Tagen hatten sie nur in der schlimmsten Mittagshitze geschlafen, den Rest jedes Tages und auch die gesamten Nächte waren sie durch die Einöde gelaufen. Seit drei Tagen irrlichterten sie dabei mal in die eine, dann wieder in die andere Richtung. Schließlich lag Nadamal nicht weiter als zwei Tagesreisen vom Camp entfernt, ab dem zweiten Tag machte es keinen Sinn, nur in eine Richtung zu laufen. Insgeheim freute sich Zemal darüber, dass ihn Mo begleitete, auch wenn er dies ihr gegenüber freilich niemals zugeben würde. Allein hätte er vielleicht bereits aufgegeben, so hielt ihn sein Stolz davon ab. Ihre Vorräte waren größtenteils aufgebraucht, das Wasser hatten sie streng rationiert. Zwar stellte Zemal immer wenn sie schliefen seine Falle auf, doch welches Tier sollte sich in der Mittagshitze dort hinein verirren. Wenn sie in Nadamal keine neuen Vorräte – vor allem frisches Wasser – fänden, würden sie es nicht zurück ins Camp schaffen. Dann endete ihr kurzes Leben im Staub der Einöde.
Noch bevor die Sonne zu hoch am Himmel stand, um weiterzugehen, erreichten sie die ersten Ruinen der Stadt. Im Vergleich mit dem Camp der Verdammten war Nadamal riesig, breitete sich über ein bis zwei Kilometer in jede Richtung aus. Wenn Zemal allerdings den Erzählungen über die Alten Glauben schenken sollte, so musste entweder der größte Teil von Nadamal unter dem Staub der Einöde begraben sein, oder Nadamal war zu Zeiten der Alten nur eine kleine Siedlung. Zemal schaute kurz zum Himmel in die Sonne. Dann schlug er im Schatten der ersten Ruine das Zelt auf, es wäre Selbstmord, die Stadt jetzt zu erforschen.
„Eine halbe Stunde wäre noch Zeit“, beschwerte sich Mo und blickte, die flache Hand an der Stirn, über Nadamal.
Gerade Straßen zogen sich wie ein Gitter durch die Stadt. Dazwischen lagen die zerfallenen Ruinen der Häuser. Lediglich ein großer Komplex in der Mitte Nadamals hatte der Zeit getrotzt, er sah aus, als sei er erst gestern errichtet worden. Plötzlich bewegte sich etwas. Zwischen zwei Ruinen kamen ein paar wenige Wüstenratten hervor. Panisch rannten sie in Mos Richtung. Um die Ecke einer Hauswand schwebte etwas hinter den Ratten her, es glänzte in der Sonne. Mo stieß Zemal an.
„Was?“, fragte Zemal genervt.
Als er die Ratten entdeckte griff er seinen Speer, stellte sich schützend vor Mo und drängte sie an die Mauer der Ruine. Ein lauter Knall ertönte, dann noch einer und noch ein dritter. Eine der Ratten strauchelt, blieb schließlich ganz liegen. Blut lief aus ihrem Rücken. Kurz darauf knallte es erneut in kurzer Abfolge. Winzige Staubfontänen schossen neben den flüchtenden Ratten aus dem Boden. Weitere Ratten blieben blutend zurück. Als auch die letzte Ratte am Boden lag, schwebte das seltsame Ding von dannen und verschwand zwischen den Häuserschluchten. Starr vor Schreck, blickten ihm Zemal und Mo nach. Wie sollten sie Nadamal jemals erforschen, ohne so zu enden wie dieses Rudel Wüstenratten.
Den ganzen Tag tat Zemal keine Auge zu. Die meiste Zeit starrte er an die Decke des Zeltes. Vor seinem inneren Auge sah er Mo und sich immer wieder
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