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Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Titel: Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Thiele
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das ein Wunder. Aber wenn es ein Wunder ist, willst du mich dann hier draußen allein lassen? Dann bräuchte es ja ein noch größeres Wunder, damit ich zurück ins Camp fände. Unsere Spuren hat der Wind inzwischen nämlich verweht. Bis mich ein Suchtrupp findet, wäre ich längst vom Blitz getroffen oder mich hätten die Wüstenratten zum Frühstück verspeist“, sagte Mo und verschränkte die Arme vor der Brust.
    „Ich muss nachdenken“, sagte Zemal und setzte sich vor das Zelt.
    Mo setzte sich direkt neben ihn. Sie machte sich nicht die Mühe, ihren Rucksack abzunehmen. Stattdessen öffnete sie den Beutel in ihrer Hand und aß eine der Süßwurzeln.
    „Sie schmecken köstlich. Magst du wirklich keine?“, fragte sie nach einer Weile und hielt Zemal den Beutel noch einmal unter die Nase.
    Zemal atmete einmal tief durch, nahm sich schließlich aber ebenfalls eine Süßwurzel. Gedankenverloren kaute er darauf herum.
    „Und, hast du jetzt nachgedacht?“, fragte Mo.
    „Ich kann nicht nachdenken, wenn du mich ständig unterbrichst!“, gab Zemal zurück.
    „Entschuldigung. Ich dachte nur, wegen der Suchtrupps und so… Ruft da nicht schon jemand? Na ja, vielleicht auch nur der Wind. Und wenn schon, weißt du, Hausarbeit ist gar nicht so schlimm. Deine Eltern sind sicher glücklich, wenn sie dich als Kind im Zelt behalten können. Das Leben als Erwachsener, das stelle ich mir unglaublich schwierig vor… ständig muss man Entscheidungen treffen“, sagte Mo.
    Zemal ließ die Schultern hängen. Dann stand er plötzlich auf, baute sein Zelt zusammen und verstaute es in seinem Rucksack.
    „Ich muss komplett verrückt sein. Wir werden in diesem Sturm umkommen!“, murmelte er zu sich selbst.
    Ohne sich noch einmal umzuschauen, sattelte er den Rucksack auf seinen Rücken, drehte wild an der Kurbel des Leuchtstabes und marschierte los. Mo grinste kurz, stand auf und folgte Zemal.
    ***
    Wenig später hockte Zemal zusammen mit Mo in einer kleinen Vertiefung vor einem der verstreuten Felsen. Der heftige Wind trieb den Staub über sie hinweg, das Atmen fiel schwer. Der Staub war statisch aufgeladen, winzige Stromschläge entluden sich, zogen wie tausend Nadelstiche über den ganzen Körper. In schneller Abfolge zuckten die Blitze vom Himmel und schlugen krachend in die umliegenden Felsen ein. Der Boden kribbelte unter den eng beieinander stehenden Füßen. Der Lärm war fürchterlich, die beiden pressten ihre Hände an die Ohren. Zemal hatte sich entschieden weiterzulaufen, wollte vor Mo nicht als Feigling dastehen. Eine falsche Entscheidung, vielleicht seine Letzte. Er war wütend auf Mo und noch viel wütender auf sich selbst. Sie würden diese Nacht nicht überleben, dachte Zemal.
    Doch er irrte sich. Nach Stunden ließen Blitze und Sturm langsam nach, schließlich blieb nur noch der für die Einöde normale Wind zurück. Zemal und Mo standen auf, eine dicke Staubschicht rieselte von ihren Körpern. Noch war der Untergrund aufgeladen und sie konnten nur winzige Schritte machen. Bald schon ließ aber auch die Spannung im Boden nach und sie setzten ihren Weg in normalem Tempo fort. Für Stunden sagte Zemal kein einziges Wort, schließlich gab auch Mo ihre Gesprächsversuche auf.
    ***
    „Du hast mir versprochen, dass Zemal Dienender wird“, beschwerte sich Ramed bei ihrer Großmutter.
    „Es ist die Entscheidung deiner Mutter, nicht meine. Ich habe getan, was ich konnte. Wenn du dich ein wenig mehr zurecht machen würdest… So wie du aussiehst, ist es kein Wunder, dass die Männer dein Angebot ausschlagen“, rechtfertigte sich Piri.
    „Es gibt im ganzen Camp keinen richtigen Mann. Alle schwächliche Waschlappen! Ich habe mir schon die Stärksten für meine Angebote ausgesucht. Beide hatten nicht einmal den Mumm, mir ihre Ablehnung ins Gesicht zu sagen. Diese Feiglinge haben ihre kleinen Geschwister vorgeschickt. Soll ich mit sowas mein Leben verbringen? Eine Familie gründen? Du hast immer gesagt, unsere Familie muss stark sein, ich muss stark sein. Ich bin stark, ich tauge nicht zur Dienenden“, polterte Ramed.
    „Ich weiß. Aber deine Mutter bevorzugt nun einmal Zemal“, sagte Piri.
    „Mein Bruder ist doch der größte Waschlappen von allen. Schon als Kind hat er immer nach seiner Mutter geschrien, wenn es Streit gab. Nicht einmal richtig prügeln konnte er sich. Ich habe versucht, es ihm beizubringen. Er hat es bis heute nicht begriffen! Mit ihm wird unsere Familie aussterben. Welche Frau soll Zemal schon

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