Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)
blutend im Staub liegen, über ihnen kreiste ein Dutzend dieser komischen Dinger. Es war hoffnungslos. Sie durften die Ruinen nicht durchforsten, es würde sie das Leben kosten. Stattdessen umkehren und zurück zum Camp gehen? Mit dem bisschen Wasser, das ihnen noch blieb? Es reichte keinen Tag mehr. Jede ihrer Optionen führte also unweigerlich in den Tod. Sie konnten lediglich entscheiden, welcher Tod der Angenehmere war.
Als sich die Sonne dem Horizont zuneigte standen Zemal und Mo am Rand von Nadamal, bereit für ihre Expedition in die Stadt. Am liebsten wäre Zemal allein gegangen, doch erstens konnte er Mo nicht ohne Wasser zurücklassen und zweitens würde sie ohnehin niemals hier auf ihn warten.
„Ich gehe voraus. Am besten du hältst genügend Abstand. Wenn eines der Dinger auftaucht, kannst du dich immer noch verstecken. Ich kümmere mich dann um das Ding“, sagte Zemal.
„Und wie willst du das tun? Es wird sich von deinem Speer nicht beeindrucken lassen, es ist eine Maschine der Alten. Besser wir begegnen keinem. Dazu müssen wir aber zusammen bleiben, vier Augen sehen mehr als zwei. Ich bin eine Nachtjägerin. Im Dunkeln sind meine Augen besser als deine“, antwortete Mo.
„Solange es noch hell ist, sind meine Augen gut genug, danach habe ich den Leuchtstab. Vielleicht brauchen wir gar nicht so lange. Sobald wir Wasser gefunden haben, kehren wir um“, entgegnete Zemal.
Mo stellte sich, die Fäuste in die Hüften gestemmt vor Zemal. Sie war klein und zierlich, Zemal hätte sie mit Leichtigkeit zur Seite schieben können, er tat es nicht. Stattdessen ließ er die Schultern hängen und schloss für einen Moment die Augen. Warum musste sie immer ihren Willen durchsetzen?
„Also gut, wir bleiben zusammen. Aber ich gehe voran!“, sagte er schließlich.
Sie liefen geduckt, im Schatten der Ruinen. An jeder Straßenecke blieben sie stehen und lauschen. Mussten sie einmal eine der breiten Straßen überqueren, rannten sie zumeist. Nicht nur einmal kreuzte eines der Dinger in einiger Entfernung die Straße. Zweimal tauchte es sogar so nah vor ihnen auf, dass ihnen kaum Zeit blieb, sich in eine der Ruinen zu verkriechen. Jedes Mal schlug Zemals Herz dabei so schnell und laut, dass er meinte, die Maschinen müssten es hören. Nach einer guten Stunde, die Sonne berührte nun den Horizont bereits, waren sie nicht wirklich weit vorangekommen. Aber zumindest lebten sie noch. Außer vieler staubiger Steine bot Nadamal leider nichts Aufregendes. Die Ruinen am Rand der Stadt waren derart zerfallen, dass sie eigentlich nur noch aus ein paar kümmerlichen Mauerresten bestanden, die Zemal selten höher als bis zu seiner Hüfte reichten. Allesamt waren leer. Entweder war alles, was sie einst enthielten, bereits zerfallen oder andere Verdammte vor ihnen hatten sich bis hierher vorgewagt und die Ruinen leergeräumt. Etwas Wertvolles für seine Aufgabe, gab es hier nicht.
Eine weitere Stunde später konnte Zemal den Weg vor sich kaum noch erkennen. Mo hatte die Führung übernommen, entgegen Zemals Protesten. Ganz vereinzelt flackerte an einem hohen Mast am Rand der Straße ein Licht der Alten. Auch die schwebenden Dinger hatten ein Licht. Immerhin war es damit viel einfacher, ihnen aus dem Weg zu gehen. Je weiter sie in die Stadt vordrangen, desto besser erhalten zeigten sich die Ruinen, in manchen fanden sich nun auch Reste von Möbelstücken. Sie waren aus einem seltsamen Material, weder Holz noch Metall, manchmal biegsam, dann wieder spröde und fest. Manche Stücke hatten noch einen schwachen Farbschimmer wenn sie Zemal mit dem Leuchtstab anstrahlte. Zemal vermutete, dass die Farben einst viel kräftiger waren. Die Tische in der Halle im Camp waren aus demselben Material. Woraus die Alten es hergestellt hatten, wusste niemand.
Gegen Mitternacht erreichten Zemal und Mo den am besten erhaltenen mittleren Komplex der Stadt. Etwas wirklich Brauchbares hatten sie bisher nicht gefunden, auch noch kein Wasser. Der Komplex erstreckte sich über wenige hundert Meter vor ihnen. Er schien eigentlich nur aus einem einzigen riesigen Gebäude zu bestehen. Mit mehreren Stockwerken war es das höchste Gebäude, dass Zemal je gesehen hatte. Bis in den Himmel ragte es allerdings nicht, vielleicht übertrieben die Legenden hier ein wenig. Das Gebäude war in einem erstaunlich guten Zustand, sogar das Glas an den Fassaden war noch intakt. Ein großes gläsernes Tor führte ins Innere, Lichter der Alten säumten den Platz davor
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