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Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Titel: Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Thiele
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Wache kam augenblicklich zum König gelaufen und stand stramm.
    „Mein König“, sagte sie.
    „Prinzessin Nomo hat den Saal vor einiger Zeit verlassen und ist nicht zurückgekehrt. Sie wollte eigentlich zu meinem Bruder, kam dort aber nie an. Die Patrouillen sollen sie suchen! Sie sollen vor allem in den Vorgärten nachsehen. Vielleicht ist sie gestürzt und hat sich verletzt. Jemand soll auch in ihren Gemächern vorbeischauen“, befahl der König.
    „Jawohl, mein König!“, antwortete der Wachmann, drehte sich auf den Hacken um und verließ im Laufschritt den Ballsaal.
    „Nun Großwesir, wäret Ihr so liebenswürdig, mir diesen Tanz zu gewähren? Es ist immer ein solches Vergnügen, mit Euch zu tanzen. Wenn die Prinzessin erst zurück ist, wird sie Euch sicher für den Rest der Nacht okkupieren. Dann komme selbst ich nicht mehr zum Zuge“, säuselte Isi.
    „Sie wird ohnehin kein nein akzeptieren, Bruderherz. Besser du bringst es hinter dich!“, sagte der König.
    „Mein Gatte ist heute wieder zu charmant“, kommentierte Isi bissig, ohne dabei jedoch ihr ewiges Lächeln zu verlieren.
    Sie und Houst stellten ihre inzwischen leeren Weingläser ab und gingen auf die Tanzfläche.
    ***
    Kex schaute sich noch einmal um. Bartars Leiche lag mitten auf der Straße, Esrin hatte sich nicht die Mühe gemacht, sie zu verstecken. Ein toter Straßenjunge wird niemanden in Aufregung versetzen. Die wenigen Habseligkeiten, die er noch am Leib trug, würden sich die Bettler holen und die Wachen würden ihn dann irgendwo verscharren lassen. Beinahe schon alltägliches Geschäft. Kex und Bartar waren sicher nicht die besten Freunde gewesen, ein solches Ende hatte aber niemand verdient. Gedanklich schrieb Kex es auf seine Liste der Dinge, die er Esrin eines Tages heimzahlen wollte, wenn er selbst denn diese Nacht überlebte. Mit ein paar eiligen Schritten hatte Kex Esrin eingeholt. An einem Haus in der Nähe der Stadtmauer machten sie Halt. Die Frau hatte begonnen, leise zu stöhnen. Sie wand sich ein wenig in Kex Griff. Als Esrin es bemerkte, drückte er ihr ein Tuch vor das Gesicht, bis sie wieder bewusstlos über Kex Schulter hing. Dann schloss er die Tür des Hauses auf.
    „Hier hinein!“, befahl er.
    Sie gingen durch einen kurzen Flur in ein geräumiges Zimmer. Esrin zündete einige Fackeln an der Wand an. Der Raum war vornehm eingerichtet, ein verschnörkelter Schreibtisch stand in einer Ecke, an einer der Seitenwände daneben stand ein Sofa. In der Mitte des Raumes befand sich ein massiver Tisch, die Stühle darum waren gepolstert. Kex Schritte wurden von einem Teppich gedämpft.
    „Lege sie dort auf das Sofa, wir müssen den Tisch wegräumen“, sagte Esrin.
    Zum ersten Mal konnte Kex das Gesicht der Frau richtig sehen. Er erschrak leicht, als er die Beseelte vom Markt erkannte. Was hatte Esrin mit ihr vor? Er konnte schwerlich Lösegeld verlangen, kein Dieb hatte ein solches Ansinnen bisher überlebt. Als sie Tisch und Teppich beiseite geschafft hatten, kam eine Falltür im Boden zum Vorschein. Hinter ihr führte eine Treppe in die Dunkelheit. Esrin bedeutete Kex die Beseelte wieder zu tragen, nahm eine der Fackeln von der Wand und löschte die anderen. Dann stieg er vor Kex die Treppe hinab. Unten angekommen, führte ein gemauerter Gang für etwa hundert Meter geradeaus. An seinem Ende befand sich eine verwitterte Holztür, dahinter ging es über eine weitere Treppe wieder nach oben. Im Gegensatz zur ersten war sie nur grob aus der Erde gehauen, mehr ein steil nach oben führender Weg, der ab und an einen kleinen Absatz aufwies. Auch die Wände waren hier nur noch aus Lehm.  Außerhalb der Stadtmauer traten sie hinter einem dichten Gebüsch wieder ins Freie. Kex würde sich diesen Weg merken. Wenig später liefen sie auf der Straße zum großen Fahrstuhl entlang. Unter dem Gewicht der Beseelten fühlten sich Kex Beine mittlerweile wie Brei an. Jeder Schritt schmerzte. Er biss die Zähne zusammen. Bis zum Fahrstuhl war es nicht mehr weit. Wollte Esrin die Beseelte in der Einöde aussetzen? Was hatte er davon? Der große Fahrstuhl war schon uralt, er stand seit Generation hier. Einer der ersten Könige hatte ihn bauen lassen, um die Einöde zu erforschen. Gelehrte nutzten ihn damals für Ausflüge zu ein paar nahen Ruinen der Alten. Ziemlich schnell aber brachte er seine Fahrgäste dann nur noch in eine Richtung, nach unten. Als sich die Beseelten zunehmend vom Rest der Menschen abhoben, kam es zwischen Bürgern

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