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Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Titel: Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Thiele
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und Beseelten, sowie den Beseelten untereinander, zu erbitterten Machtkämpfen. Es galt damals als Gnade, wenn die unterlegene Partei nicht einfach hingerichtet, sondern, samt ihrer Familien, in die Einöde verbannt wurde. Da es in der Einöde soweit das Auge reichte nichts als Staub gab, konnte man auch die Hinrichtung für die größere Gnade halten. Zumindest hielten sich bis heute die Gerüchte über die Verdammten, die angeblich überlebt hatten und immer noch durch die Einöde streiften. So mancher König wollte bereits den großen Fahrstuhl abreißen, aus Angst die Verdammten könnten zurückkehren und Rache an den Beseelten nehmen. Noch aber stand er.
    Esrin hatte es inzwischen geschafft, den Wärter des Fahrstuhls aufzuwecken. Der Wärter war ein bullig aussehender Mann mit einem unnatürlich schiefen Mund, der stets offen stand und dem die Zunge fehlte, sowie einer Knollennase. Da ihm offensichtlich auch beide Ohren abgeschnitten wurden, bot er einen besonders verstörenden Anblick. Esrin verständigte sich mit Fingerzeichen. Es schien eine eigene Sprache zu sein, Kex konnte sie nicht deuten. Der Wärter nickte das ein oder andere Mal, oder machte ebenfalls Fingerzeichen zur Antwort. Schließlich wandte sich Esrin Kex zu.
    „Du wirst mit ihr hinunterfahren und dafür sorgen, dass sie nicht einfach in die Einöde verschwindet. Es gibt eine kleine Hütte da unten, einst war sie ein Lager für die Gelehrten, die die Einöde erforschten. Sie sollte als Unterkunft genügen. Der Wärter wird euch regelmäßig mit Proviant versorgen“, sagte Esrin.
    „Ich soll in die Einöde?“, fragte Kex ungläubig.
    „Du starrst doch ohnehin den halben Tag auf sie herab. Von da unten ergibt sich für dich eine noch nie dagewesene Perspektive. Dazu noch in solch liebreizender Gesellschaft. Aber nicht, dass du auf dumme Gedanken kommst, du bist mit deinem Leben für das ihre verantwortlich. Ihr wird kein Haar gekrümmt, verstanden! Nimm es als Auszeichnung. Du bist der Einzige, dem ich bei der Sache trauen kann. Hier, wenn sie Schwierigkeiten macht, hältst du ihr das einfach vor Mund und Nase“, antwortete Esrin und steckte Kex ein Tuch und ein Fläschchen in die Jackentasche.
    Dann schob er Kex auf die Plattform des Fahrstuhles. Kex war zu müde und erschöpft vom Tragen der Beseelten, um sich zu wehren. Unterstützt von einem alten Maultier drehte der Wächter an einer Winde. Langsam setzte sich die Plattform in Bewegung. Beinahe fassungslos sah Kex zu, wie er an der Kante des Abgrundes vorrüberfuhr. Er folgte ihr mit den Augen, bis sein Kopf im Nacken lag und ihm beinahe schwindlig wurde. Wenig später legte er die Beseelte neben sich ab und setzte sich selbst auf die Plattform. Diese Fahrt fühlte sich so endgültig an. Er vergrub sein Gesicht in beiden Händen. Noch nie hatte er gehört, dass jemand mit dem Fahrstuhl wieder nach oben gekommen ist. Sollte es die Verdammten wirklich geben, so war er jetzt wohl einer von ihnen.
     

Pyrrhussieg
    Lebell setzte sich im Bett auf. Das Licht der morgendlichen Sonne schmerzte. Sie schloss die Augen, eine Träne rann über ihre Wange. Die Nacht war vorbei, alles Suchen hatte nichts gebracht. Ihre Tochter, ihr einziges Kind blieb verschwunden. Noch stemmte sie sich gegen die Tatsachen, hoffte, insgeheim aber wusste sie, es war zu spät. Niemand würde Nomo zurückbringen. Lebell war traurig, wütend, und seltsam gelähmt. Sie machte sich Vorwürfe. Hätte sie nicht noch besser auf ihre Tochter aufpassen müssen? Warum war sie nicht mit auf den Ball gegangen? Dann hätte sie es vielleicht verhindern können. Es gab Hinweise, die finden sich im Nachhinein immer. Eine Bemerkung hier, ein Gerücht dort erscheinen plötzlich in einem neuen Licht. Sicher, ihr Einfluss reichte nicht aus, Nomo vor allen Intrigen zu schützen, es war nur eine Frage der Zeit gewesen. Aber musste es gerade jetzt sein? Wenn sie an Peguls Kopf auf dem Altar im Tempel dachte, musste sie erneut weinen. Wann würde Nomos Kopf dort liegen? Sie würde ihre Tochter wohl niemals lebend wiedersehen. Was blieb ihr jetzt noch? Diese innere Leere war beinahe unerträglich. Warum? Wer? Vielleicht steckte Königin Isi dahinter. Sie war schon immer eifersüchtig auf Nomo, schließlich liebte der König Nomo über alles, im Gegensatz zu seinen beiden verzogenen Söhnen. Jetzt, seiner Tochter beraubt, musste sich der König doch endlich den beiden Jungen zuwenden. Selbst Mutter, könnte Lebell das Motiv der Königin sogar

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