Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Titel: Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Thiele
Vom Netzwerk:
nachvollziehen. Oder aber es war Houst. Hinter der Fassade des manchmal trotteligen Forschers, steckte ein knallharter Stratege im höfischen Spiel. Zwar konnte sich Lebell noch nicht so recht vorstellen, welchen Vorteil Houst von Nomos Verschwinden hatte, das würde sie aber noch herausfinden.
    Es klopfte an der Tür und eines der Hausmädchen steckte ihren Kopf ins Zimmer, ohne auf eine Antwort von Lebell zu warten.
    „Der Beseelte Kirai möchte Euch sprechen. Soll ich ihn wegschicken?“, fragte das Zimmermädchen.
    „Nein, gib mir nur einen Moment mich ein wenig zurecht zu machen, Pelli. Kirai soll im Salon auf mich warten“, antwortete Lebell.
    Pelli, das Zimmermädchen, nickte kurz und schloss dann die Tür hinter sich. Für einen Moment saß Lebell noch auf der Bettkante und starrte aus dem Fenster. Dann erhob sie sich und ging zu ihrer Kommode hinüber. Sie betrachtete ihr Gesicht in einem großen Spiegel, der darauf stand. Die beste Schminke der Welt würde heute ihre Trauer nicht überdecken können.
    Wenig später saß Lebell Kirai im Salon gegenüber. Ein Diener brachte ihnen Tee. Lebell hob ihre Tasse an, ihre Hand zitterte jedoch derart stark, dass sie die Tasse sofort zurückstellte. Sie bemühte sich um Fassung, versuchte sogar ein Lächeln. Ganz gelang ihr dies jedoch nicht.
    „Lady Lebell, das Verschwinden von Prinzessin Nomo tut mir unendlich leid. Wie Ihr wisst, ist sie auch mir ans Herz gewachsen, ich teile also Euren Schmerz. Kann ich irgendetwas tun?“, fragte Kirai.
    „Findet meine Tochter! Rettet ihr Leben, wenn es dafür nicht schon zu spät ist“, antwortete Lebell.
    „Wenn ich das nur könnte. Natürlich habe ich bereits ein paar vorsichtige Nachforschungen angestellt, aber Ihr wisst nur allzu gut, wie engmaschig das Netz aus Intrigen am Hof ist. Ehe man es sich versieht, ist man darin gefangen“, gab Kirai zu bedenken.
    „Wenn Ihr sie findet, wird Nomo Eure Frau. Der König favorisiert sie für den Thron. Die Aussicht, König zu werden, sollte das Risiko wert sein“, entgegnete Lebell.
    Kirai lehnte sich in seinem Sessel zurück und nippte an seinem Tee. Er sagte nichts, doch seine Augen glänzten und um seinen Mund spielte ein leichtes Lächeln.
    ***
    Esrin kam mit zwei prall gefüllten Säcken beladen in den Unterschlupf. Aus einem der Säcke ragte eine Stange Lauch, im anderen zeichneten sich deutlich die Konturen eines Schinkens ab. Die Luft war plötzlich vom Geruch der frischen Speisen erfüllt, so dass den Jungen der Bande das Wasser im Mund zusammenlief. Alle starrten gierig auf die Säcke.
    „Was gafft ihr so? Das ist nicht für euch! Du da, komm her“, befahl Esrin Kos.
    Der kleine Junge kroch aus seiner Ecke hervor und kam zögernd zu Esrin. Der Rest der Bande wandte sich wieder dem Würfelspiel auf dem Tisch zu. Einige murrten leise.
    „Wenn dein Freund Kex dich schon zurückgeholt hat, kannst du dich auch nützlich machen. Hilf mir tragen!“, sagte Esrin und packte Kos die beiden Säcke auf die schmalen Schultern.
    An die anderen gewandt sprach er weiter.
    „Der Rest von euch packt seine Habseligkeiten zusammen und verschwindet! Ich will euch für die nächsten Wochen weder hier im Schuppen, noch in der Stadt sehen. Unser kleiner Ausflug in den Palast hat ein wenig zu viel Staub aufgewirbelt.“
    Die Jungen schauten entgeistert von ihrem Würfelspiel auf. Keiner rührte sich.
    „Und wo sollen wir hin?“, fragte Petel schließlich.
    „Das ist eure Sache, macht Ferien. Das Geld, das ihr vor mir versteckt, sollte dafür ausreichen. Und jetzt bewegt euch! Wen ich bei meiner Rückkehr hier noch erwische, dem schlage ich eigenhändig den Schädel ein“, antwortete Esrin.
    Dann stupste er Kos mit seiner Krücke an und verließ zusammen mit ihm den Schuppen. Die Bande starrte ihnen nach. Petel reagierte als erster. Schweigend stand er auf, ging zu seiner Strohmatte und sammelte seine wenigen persönlichen Besitztümer ein. Nach einer Weile taten es ihm die anderen Jungen gleich.
    Für seine schmächtige Statur hielt sich Kos erstaunlich gut, das musste sogar Esrin ihm zugestehen. Ohne Murren schleppte der Junge die Säcke hinter Esrin her, hinaus aus der Stadt bis hin zum großen Fahrstuhl. Dabei hatte Esrin wieder den geheimen Weg durch den Tunnel genommen, mit derart reichlichen Vorräten durch das Stadttor zu spazieren, hätte zu viel Aufmerksamkeit erregt. Für seinen Geschmack waren die Wachen ohnehin schon viel zu nervös. Das Verschwinden der Prinzessin

Weitere Kostenlose Bücher