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Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Titel: Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Thiele
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Händler erzählte in blumigen Worten und ausgeschmückt mit allerlei Details von der Festnahme des kleinen Jungen, dem er einen Krug Wein verkauft hatte. Immer wieder versicherte er den Umstehenden dabei, dass die Angelegenheit natürlich nichts mit seinem Wein zu tun hätte. Für Kos konnte Esrin nichts mehr tun, der Junge war so gut wie tot. Eine Ausrede für seine Frau würde er sich später überlegen. Jetzt drängte ihn die Zeit, schließlich kannte er die schmerzhaften Methoden, mit denen man jemanden seine Geheimnisse entlockte, nur zu gut. Er hatte sie selbst dutzende Male angewandt. Kos war ein Kind, er würde nicht lange standhalten. Esrin musste die Prinzessin wegbringen.
    ***
    Es war heiß in der Hütte, zu heiß. Gestern hatten sie sich während der Mittagshitze noch in den kühlen Keller zurückgezogen, heute fehlte ihnen die Kraft dazu. Außerdem war die Kerze in der Laterne niedergebrannt. Seit zwei Tagen hatten sie nun schon nichts mehr zu trinken. Anfangs hatten sie darüber noch gescherzt, sich spielerisch die Schuld für das Malheur zugeschoben. Bisweilen hatten ihnen vor Lachen Tränen in den Augen gestanden. Doch dann war der Durst gekommen und ihr Lachen verstummt. Ihre Rufe am großen Fahrstuhl verhallten später ungehört, trockneten zusätzlich ihre Kehlen aus. Soweit zu den großen Heldentaten, die Kex vollbringen wollte. Nicht einmal eine Woche hatte er in der Einöde überlebt. Mittlerweile meinten sie die gegenseitigen Vorwürfe ernst. Immerhin ließ Nomo seit gestern ihre gestelzte Ausdrucksweise vermissen. „Du blöder Esel“ kommt auch ihr leichter über die Lippen als „Ihr seid ein blöder Esel“. Warum musste sie unbedingt ihr Kleid waschen? Warum war es blutig und sie unverletzt? Eine Antwort auf diese Fragen erhielt Kex von Nomo nicht. Frauensache. Die Jungen der Bande wuschen ihre Kleidung eigentlich nie. Sie teilten sich zum Waschen einen kleinen Krug. Jeden Tag dufte ein anderer als erster an die Waschschüssel. War man später dran, tauchte man besser nur die Hände kurz ein. Lediglich die ersten wuschen sich auch das Gesicht. Für den Rest des Körpers warteten die Jungen auf einen kräftigen Regenguss. Kex fand das genug. Mittlerweile glaubte Kex aber beinahe selbst, dass er, indem er die Wasserreste ungenießbar verdreckte, die größere Schuld trug. Schließlich muss man es nur oft genug gesagt bekommen. Seit einigen Stunden sprach aber auch Nomo nicht mehr. Ihr fehlte wohl die Kraft dazu. Doch vielleicht versagten nur seine Ohren. Kex drehte den Kopf zur Seite, um nach Nomo zu sehen. Es strengte ihn an, ein paar Lichtpunkte tanzten für eine Weile vor seinen Augen und es dauerte einen Moment, bis er klar sehen konnte. Nomos Mund war geschlossen. Immerhin hob und senkte sich ihr Brustkorb noch leicht. Kex schloss die Augen wieder, phantasierte vor sich hin. Ein paar Bilder aus seiner Kindheit blitzten in seinem Kopf auf. Seine Mutter, sie weinte, sein Vater, wütend wie meistens schrie nach ihm. Deutlich hörte er seinen Namen, erst entfernt, dann immer näher. Schließlich riss jemand die Tür auf, ein heißer Windstoß strich über Kex hinweg. Dann rüttelte jemand an seiner Schulter. Widerwillig drehte sich Kex um und öffnete die Augen. Über ihm thronte Esrin. Er packte Kex und schüttelte ihn, brüllte, fluchte, die einzelnen Wörter entglitten jedoch Kex Gedanken. Eine Phantasie, Esrin würde nie selbst in die Einöde kommen. Schließlich ließ Esrin von Kex ab und humpelte zu Nomo hinüber. Mit einiger Anstrengung brachte er sie auf die Beine, sie hing an seinem Hals. Langsam verließen sie die Hütte. Keine Phantasie, Kex wollte nicht allein sein, er wollte nicht zurückbleiben. Der Versuch aufzustehen, scheiterte jedoch, Kex fiel von der Pritsche wie ein Sack. Auf allen vieren kroch er Esrin hinterher. Zum Glück kam Esrin mit Krücke und dem zusätzlichen Gewicht von Nomo nicht wesentlich schneller voran als Kex. Nomo ließ sich von Esrin hinterher schleifen, klammerte sich an seinem Hals fest. Ihre Beine gehorchten ihr aber nicht. Ein kräftiger Windstoß wehte Esrin seinen Hut vom Kopf. Er fluchte noch lauter. Als er Nomo auf der Plattform des Fahrstuhls abgesetzt hatte, jagte er seinem Hut hinterher. Wenig später erreichte auch Kex die Plattform und hockte sich erleichtert neben Nomo. Er würde nicht allein zurückbleiben. Der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung, Esrin hatte seinen Hut gerade eingesammelt. Er hopste eilig auf den Fahrstuhl zu, erreichte

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