Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Titel: Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Thiele
Vom Netzwerk:
ihn aber trotzdem nicht mehr rechtzeitig. Wild gestikulierte er mit den Armen und schrie zum Wärter hinauf. Der Fahrstuhl setzte seinen Weg nach oben unbeirrt fort. Die Luft wurde frischer und kühler, erste grüne Moosflecken tauchten an den Felsen auf. Einige Zeit später stoppte der Fahrstuhl am oberen Rand der Klippe. Der Wärter schaute etwas verwundert auf die beiden und fing an, mit seinen Händen irgendwelche Zeichen zu geben. Kex ignorierte ihn. Er hatte den gut mit Wasser gefüllten Trog ins Auge gefasst, der wenige Meter entfernt neben einer Box mit Stroh stand. Dorthin wandte er sich, kroch so schnell es die letzten Reserven seines Körpers noch zuließen. Dabei lieferte er sich ein Wettkriechen mit Nomo. Sie erreichten den Trog gleichzeitig und tauchten ihre Köpfe in das Wasser. Sie wurden dabei vom Wärter und dessen Maulesel beobachtet. Letzterer protestierte lautstark. Nomo verschluckte sich und musste husten. Auch Kex hatte anscheinend das Trinken inzwischen verlernt. Nur sehr langsam konnte er seinen Durst stillen, mit kleinen Schlucken, unterbrochen immer wieder durch längere Pausen, in denen er keuchte, als sei er eben drei Runden um die ganze Stadt gelaufen. Der Wärter gab letztlich seine Handzeichen auf, schließlich reagierten weder Kex noch Nomo darauf. Gemächlich trottete er zu der großen Winde und trieb den Maulesel mit einem kräftigen Klaps auf dessen Hinterteil an. Die Plattform des Fahrstuhls verschwand hinter der Kante der Klippe. „Esrin“, schoss es Kex durch den Kopf. Zwar würde es eine gute halbe Stunde dauern, bis der Fahrstuhl wieder oben ankam, doch in ihrem geschwächten Zustand brauchten sie schon ein wenig Vorsprung. Wenn er Nomo, wie versprochen zur Freiheit verhelfen wollte, musste er es jetzt tun. Andererseits, wäre das natürlich sein Todesurteil. Esrin würde ihn bin ans Ende seiner Tage jagen. Nomo nahm ihm die Entscheidung ab, sie war inzwischen aufgestanden und schwankte unsicheren Fußes den Weg entlang. Nachdem Kex noch einmal seinen Kopf in den Wassertrog gehalten hatte, folgte er ihr.
    ***
    „Sleem, gut, dass du gerade vorbeikommst. Ich muss ein paar Dinge in der Stadt erledigen, und du musst mir unbedingt dabei helfen. Diese Angelegenheit ist ausgesprochen delikat, soll also nicht unnötig Aufsehen erregen. Ich weiß nicht, wen ich ansonsten fragen könnte. Die Sache muss unbedingt unter uns bleiben, du verstehst“, sagte Houst.
    „Ihr könnt Euch voll und ganz auf mich verlassen, Meister Houst. Geheimnisse sind meine Spezialität, Schweigen im richtigen Augenblick eine meiner besten Vorzüge. Ohnehin neige ich selten zur Geschwätzigkeit. Nie die Stimme für unnötige Worte verschwenden, lieber kurz und prägnant – auf den Punkt sozusagen – , heißt meine Devise, an die ich mich schon seit frühester Jugend halte. Schließlich lernt der am meisten, der mit offenen Augen und Ohren durchs Leben geht, nicht der, mit dem offenen Mund. Ein kleiner Scherz, Ihr verzeiht. Sicher ist Euch mein, in dieser Hinsicht tadelloser Charakter nicht entgangen. Ansonsten würdet Ihr mich ja auch gar nicht fragen, stimmt’s? Was ist das für eine Aufgabe? Hat es mit der Erforschung der Alten zu tun? Eine verborgene Ruine vielleicht? Es ist so spannend, Euer Schüler zu sein“, sprudelte es aus Sleem heraus, nachdem er eine seiner unbeholfenen Verbeugungen zelebriert hatte.
    „Nein, es ist eher etwas Persönliches. Ich sagte ja, delikat…“, begann Houst.
    „Ich verstehe, Meister Houst. Mit derlei Dingen kenne ich mich sehr gut aus. Schließlich genieße ich am Hofe einen gewissen Ruf. Wenn es um die Spielarten von Liebe und Lust geht, steht ein wahrer Meister vor Euch. Welche der Damen ist es denn? Keine Angst, Euer kleines Geheimnis ist bei mir gut aufgehoben. Obwohl, es gibt Gerüchte, die einem Mann eher schmeicheln. Das ist natürlich Eure Entscheidung, Meister Houst. Also wie kann ich Euch in der Angelegenheit behilflich sein? Benötigt Ihr einen Liebesboten? Soll ich sie zu Euch locken? Benötigt Ihr einen Rat? Meine Verführungskünste sind beachtlich, müsst Ihr wissen“, fiel ihm Sleem ins Wort.
    „Nun, es ist nicht ganz so, wie du denkst. Aber, du hast recht, es geht um eine junge Frau. Sie musste etwas überstürzt von zuhause abreisen, ohne Gepäck. Seit mehreren Tagen trägt sie also bereits dasselbe Kleid. Eine unangenehme Situation, aus der ich sie gern erlösen möchte. Wenn sich ein alter Junggeselle wie ich plötzlich für Damenkleider

Weitere Kostenlose Bücher