Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)
offene Tür des Schuppens bemerkte. Von drinnen hörte er ein Rascheln. Esrin hatte alle weggeschickt, eigentlich sollte das Versteck leer sein. Vorsichtig lugte Kos in den Schuppen hinein, sah aber niemanden.
„Ist da jemand?“, rief er leise.
Es raschelte erneut. Kos trat in den Schuppen ein und schaute sich um. Plötzlich sprang ein großer Hund hinter einer Trennwand hervor, baute sich direkt vor Kos auf und knurrte gefährlich. Dabei entblößte er sein beeindruckendes Gebiss. Kos blieb erschrocken stehen und rührte sich nicht.
„Pips? Pips? Verdammt, wo steckt der blöde Köder nur wieder“, fluchte von draußen eine tiefe Männerstimme.
Der Hund bellte. Kos zuckte zusammen und wich ganz langsam zurück, bis er mit dem Rücken an die Bretterwand neben der Tür anstieß.
„Pips, komm her!“, rief die Männerstimme von draußen.
Erneut bellte der Hund und machte dann einen Satz zur Tür. Der Hund war jetzt direkt neben Kos, dessen Herz wie wild raste. Riesige Männerhände griffen nach dem Kopf des Hundes, dessen wedelnder Schwanz immer wieder gegen Kos Hüfte schlug.
„Da bist du ja“, sagte die Männerstimme, während die Hände dem Hund hinter den Ohren graulten, „Jetzt komm endlich!“
Die Hände verschwanden wieder. Der Hund drehte seinen Kopf noch einmal zu Kos, knurrte finster und verschwand dann. Nachdem er sich wieder beruhigt hatte, schloss Kos die Tür. Im Anschluss zerrte er die Schlafmatte von Kex zur Seite und suchte nach dem losen Brett im Boden. Doch keines der Bretter gab auf Anhieb nach. Erst als Kos mit aller Kraft an den Brettern zog, löste sich eines. Kos landete schmerzhaft auf seinem Hosenboden. Tatsächlich befand sich unter dem Brett ein kleiner Hohlraum, in dem Kos einen Beutel mit Silberlingen fand. Er nahm das Geld an sich und machte sich auf den Weg zum Markt. Ein Weinhändler war schnell gefunden.
„Los verschwinde! Hier gibt es nichts zu betteln“, rief der Händler Kos zu.
„Ich will einen Krug Wein kaufen“, entgegnete Kos.
„Hier gibt es keinen billigen Fusel. Versuche es in einer der Seitengassen“, antwortete der Händler harsch.
„Aber…“, begann Kos.
„Jetzt verschwinde endlich, bevor ich die Wachen rufe!“, fiel ihm der Händler ins Wort.
Kos trottete weiter über den Markt. Der nächste Händler zeigte sich freundlicher. Er war ein überaus dicker Mann mit einer roten Knollennase. Wahrscheinlich war er seinen eigenen Waren selbst sehr zugetan. Mit einem verschmitzten Lächeln begrüßte er Kos.
„Na, hat dich dein Vater zu mir geschickt?“, fragte er.
Kos nickte nur.
„Eine gute Wahl, meine Waren sind die besten auf dem Markt. Wie wäre es mit einem Fass Bier?“
Der Händler zeigte Kos ein Fass, das beinahe genauso groß war wie Kos selbst.
„Na ja, vielleicht ein bisschen groß für dich“, sprach der Händler weiter, ohne eine Antwort von Kos abzuwarten, „Aber ich könnte dir natürlich einen Krug davon abfüllen. Also wie sieht es aus?“
„Ich hätte lieber Wein“, sagte Kos.
„Oh, dein Vater ist ein Genießer. Ich hoffe, er hat dir genügend Geld mitgegeben. Wein ist nämlich nicht billig, weißt du. Vielleicht soll es doch lieber Bier sein?“, fragte der Händler noch einmal.
„Was kostet ein Krug Wein?“, fragte Kos und kramte bereits einen Silberling aus Kex Geldbeutel.
„Nun, das kommt auf den Wein an. Der billigste hier kostet ganze siebzig Kupferlinge für den Krug, schmeckt aber, unter uns gesagt, ziemlich sauer. Wenn es etwas besseres sein soll, benötigst du schon einen Silberling und dreißig Kupferlinge. Kosten lasse ich dich besser nicht, sonst schläfst du auf dem Weg nach Hause noch ein“, erklärte der Händler während er bereits gierig auf den Silberling in Kos Hand schielte.
„Ich könnte ja anstatt des Jungen kosten. Mir macht der Wein nichts aus“, mischte sich ein vorüberstreifender Bettler in das Gespräch ein.
„Eine Probe gibt es nur für den zahlenden Kunden. Der Junge hat herzlich wenig davon, wenn Ihr seinen Wein probiert. Solltet Ihr selbst Wein kaufen, dürft Ihr probieren. Ansonsten geht einfach weiter“, entgegnete der Händler.
„Aber dem Jungen steht doch eine Probe zu, und wenn er sie nicht will…“, versuchte es der Bettler noch einmal.
Der Händler ignorierte den Bettler und wandte sich stattdessen wieder Kos zu. Mit heruntergezogenen Mundwinkeln, die Hände in die Hüften gestemmt, setzte der Bettler eben zu einer Schimpftirade an. Als jedoch einige Wachen
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