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Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Titel: Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Thiele
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diese Intrige wird Euch das Genick brechen. Auf Entführung einer Beseelten steht die Todesstrafe“, sagte er.
    „Übernehmt Euch nicht! Noch sitzt mein Kopf ziemlich fest auf meinen Schultern“, entgegnete Houst und verschränkte die Arme vor seiner Brust.
    „Oh, es wird Sache des Tribunals, über Euch zu entscheiden. Kommt Ihr freiwillig mit, oder muss ich meine Wachen rufen?“, sagte Kirai.
    Houst antwortete nicht. Stattdessen machte er eine generöse Handbewegung in Richtung Tür. Kirai trat neben Nomo und bot ihr seinen Arm an.
    „Prinzessin, es freut mich außerordentlich, Euch lebend wiederzusehen. Euch wurde übel mitgespielt. Ich werde Euch sicher in den Palast geleiten und dafür sorgen, dass die Verantwortlichen ihrer gerechten Strafe nicht entkommen“, sagte er.
    Widerwillig hakte sich Nomo bei ihm unter, schaute dabei irritiert zu ihrem Onkel.
    „Nach Euch, Großwesir“, sagte Kirai.
    An der Tür blieb Kirai noch einmal kurz stehen. Zwei seiner Wachen hielten Kex fest.
    „Fesselt ihn, damit er euch nicht entkommt und werft ihn zusammen mit dem Kleinen in den Kerker. Ich werde sie später befragen“, befahl er.
     

Verdammt
    Noch immer klangen die Worte in seinen Ohren.
    „Deine Initialisierung ist gescheitert, die Aufgabe nicht erfüllt.“
    Manchmal war das Leben nicht fair. Träume, Hoffnungen zerplatzen wie Seifenblasen. Er hatte es gewusst, schon als sie aus Nadamal davonliefen. Doch das menschliche Gehirn ist eine seltsame Sache. Solange die Konsequenzen nicht eintreten, schiebt es sie einfach beiseite. Es erfindet Ausreden und Entschuldigungen.
    „So schlimm wird es nicht werden“
    „Die Aufgabe konnte niemand schaffen“
    „Wenigstens haben wir überlebt“
    „Die Ältesten werden für unsere Rückkehr dankbar sein“
    „Ich habe Mo zurückgebracht. Ist das nicht das Wertvollste überhaupt?“
    Mit beständigen Wiederholungen hüllt sich der eigene Geist in eine trügerische Sicherheit. Selbst wenn die Wahrheit letztlich zuschlägt, schroff und unerbittlich, gibt sich das Gehirn noch überrascht, so, als hätte es von nichts gewusst. Danach empört es sich tagelang über die Ungerechtigkeit dieser Welt.
    Vor zwei Monaten kam Zemal zurück aus der Einöde, seit zwei Monaten nun gehörte er zu den Dienenden. Dienen, das war nun sein Lebenszweck. Wo immer es eine Arbeit gab, die Dienenden erledigten sie. Die Dienenden waren die Universalwerkzeuge der Verdammten. Man benutzte sie, griff beständig auf ihre Dienste zurück, pflegte sie aber gerade so viel, dass sie nicht kaputt gingen. Einige Familien gaben ihren dienenden Angehörigen nicht einmal genug zu essen. Jene buken sich manchmal Kuchen aus Staub, um den Magen zu füllen. Auch Zemal litt an einem beständigen Hungergefühl, obwohl seine Eltern die Essensrationen nicht reduziert hatten. Zemal war fast rund um die Uhr auf den Beinen, seine Arbeit oft körperlich anstrengend, vielleicht lag es daran. Ab und an stibitzte er sich deshalb eine extra Portion, seit seine Schwester Ramed geheiratet hatte, musste Zemal auch die Hausarbeit erledigen. Es bot ihm genügend Gelegenheiten dazu. Er putzte das Zelt seiner Eltern und die seiner beiden erwachsenen Schwestern. Half, deren kleine Kinder zu versorgen. Selbst kochen musste er nun, er war der einzige Dienende seiner Familie und ein lausiger Koch. An angewidert verzogene Gesichter beim Essen hatte sich Zemal inzwischen gewöhnt. Ohne ihn wären diese Aufgaben seiner jüngsten Schwester zugefallen. Sie ist gerade einmal acht Jahre alt. Die Heirat von Ramed grenzte an ein Wunder, sie galt nicht gerade als eine Schönheit, ihr Umgangston war ruppig, ihr Gemüt aufbrausend. Zwei Männer hatten ihre Wahl bereits abgelehnt. Der schwächliche, schon etwas ergraute Eigenbrötler, den  Ramed als letztes fragte, konnte ihr Angebot schlicht nicht ausschlagen. Es war sicher das erste Mal, dass er überhaupt von einer Frau erwählt wurde. Sollte er dennoch Zweifel an der Verbindung angemeldet haben, so hatte Ramed diese sicher mit ein paar kräftigen Maulschellen aus dem Weg geräumt. Zemal hatte ihre resolute Art als Kind häufig zu spüren bekommen. Mit der Heirat entging Ramed dem Schicksal, das Zemal nach seiner Rückkehr aus Nadamal ereilte, zu dienen. Sicher, einige der Arbeiten hatte er schon vor seiner gescheiterten Initialisierung erledigen müssen, zu diesem Zeitpunkt fehlte ihnen aber noch diese Endgültigkeit. Sie hatten ihm nichts ausgemacht, weil alle Kinder in ihren Familien

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