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Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Titel: Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Thiele
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Telek.
    Zemal und Mo schauten sich verwundert an.
    „Ich habe alle Einzelheiten der Jagd bei der Ratssitzung geschildert, so wie auch schon Ker, Ilbi und Tikku vor mir“, sagte Mo.
    „Tatsächlich? Ich erinnere mich gar nicht. Früher war ich übrigens auch ein großer Jäger. Habe ich euch schon einmal von meiner ersten Jagd erzählt?“, fragte Telek.
    Mo rollte ein wenig mit den Augen, Zemal sah sie scharf an. Sicher, sie hatten die Geschichte schon ein Dutzend Mal gehört. Doch der Respekt vor dem Ältesten Telek gebot es – zumindest für Zemal –, sie ein weiteres Mal anzuhören.
    „Ich war mit meinen beiden Brüdern unterwegs. Damals war ich noch so jung wie ihr jetzt, vielleicht sogar noch etwas jünger. Wir verließen in der Dämmerung das Lager, ich trug den neuen Speer, den mir mein Vater aus dem Stachel eines Riesenkaktus gefertigt hatte. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie aufgeregt ich war. Wir schlichen durch die Einöde, schon bald verschwand das letzte Licht am Horizont. Es machte uns nichts aus, wir waren Nachtjäger, das Glitzern der Sterne und der fahle Mondschein wiesen uns den Weg. Drei Brüder, alle Nachtjäger, was für eine seltene Laune der Natur. Es verband uns ein Leben lang. Gegen Mitternacht sichteten wir endlich eine Wüstenratte. Sie schien allein zu sein. Dennoch schlichen wir uns äußerst vorsichtig an. Wüstenratten sind normalerweise keine Einzelgänger, wo eine ist, können andere nicht weit sein. Doch wir konnten nirgends weitere Ratten erkennen. Also stürzten wir uns auf die Ratte, der Speer meines Bruders traf sie in die Seite, sie sackte zusammen. Unser Jubelschrei blieb uns aber schnell im Hals stecken, denn aus dem Nichts tauchten plötzlich andere Wüstenratten auf, ein gutes Dutzend. Es waren besonders stattliche Exemplare, eine reichte mir sogar bis über das Knie. Sie umzingelten uns und lauerten nur noch auf eine Chance für den Angriff. Ihre Augen leuchteten gelb im Dunkeln. Auf ein geheimes Signal hin, das wir nicht erkennen konnten, sprangen alle Ratten gleichzeitig auf uns zu. Die erste konnte ich noch abwehren, doch schon hatte mich eine weitere am Bein gepackt“, Telek machte eine Pause und griff sich gedankenverloren an sein Bein. Dann sprach er weiter, „Manchmal spüre ich den Schmerz noch heute. Die Ratte hätte mich damals beinahe zu Boden gerissen, ich litt Todesangst. Doch wenn man um sein Leben fürchtet, wächst man über sich hinaus. Irgendwie gelang es mir, die Ratte abzuschütteln und sie mit dem Speer aufzuspießen. Doch die nächste Ratte sprang mir bereits in den Rücken, zwei weitere bleckten vor mir die fauligen Zähne. Meinen Brüdern erging es nicht viel besser. Auch sie wirbelten herum und erwehrten sich verzweifelt der angreifenden Ratten. Und doch erkannten sie meine missliche Lage. Gleichzeitig stieß jeder von ihnen seinen Speer in die Wüstenratte, die sich auf meinem Rücken festgebissen hatte. An die weiteren Ereignisse erinnere ich mich nur noch wage. Irgendwie schafften wir es, fast alle Ratten zu töten. Die Restlichen entschwanden in der Dunkelheit. Wir waren noch einmal davongekommen. Mit den letzten Kräften schleppten wir die toten Ratten in die Siedlung. Am nächsten Tag wurden wir wie Helden gefeiert, auch wenn wir uns nicht so fühlten“
    Damit schloss Telek seine Erzählung. Für eine Weile saß er noch stumm bei den beiden jungen Leuten im Zelt, seine Augen geschlossen. Irgendwann schreckte er auf, verabschiedete sich hastig und ging.
    Am späten Abend desselben Tages verließ ein einzelner Mann, unbemerkt von allen anderen, die Siedlung der Verdammten. Er lief langsam und leicht gebückt, immer wieder stützte er sich auf einem alten Speer ab. Doch seine Miene war entschlossen, seine Augen funkelten beinahe wie die Sterne am Himmel. Er genoss die Kühle der hereinbrechenden Nacht, den Wind der Einöde in seinem Gesicht. Es trieb ihn hinaus, dem Horizont entgegen. Wo ging er hin? Was suchte er? Seine Erinnerung versagte. Doch er fühlte sich frei.
    ***
    Sie waren nackt, sie saßen im Käfig. Seit zwei Stunden brannte die Sonne unerbittlich auf sie herab. Sie hatte das Metall des Käfigs fast bis zum Glühen aufgeheizt, jede Bewegung, mit der man den Käfig auch nur kurz berührte, brannte wie Feuer. Also kauerten Zemal und Mo an ein und derselben Stelle, auch wenn dabei ihre Beine einschliefen. Zemal spürte sie kaum mehr. Ihre Haut rötete sich bereits deutlich. Erst in weiteren zwei Stunden würde die Sonne

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