Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Titel: Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Thiele
Vom Netzwerk:
nach Nadamal kannte er Durst bereits, er hatte sich getäuscht. Sie hatten ihr Wasser einteilen müssen, zuletzt gab es nur noch wenige Schlucke am Tag. Es erschien ihnen damals bereits unerträglich. Doch das alles war nichts im Vergleich zu jetzt. Ein ganzer Tag ohne einen Tropfen in der prallen Sonne, kaum ein Mensch konnte das ertragen. Die Luft beim Atmen brannte in der trockenen Nase, der Hals kratzte, ihre Lippen waren aufgesprungen, jeder Lidschlag schmerzte. Besser sie hielten auch jetzt ihre Augen geschlossen. Bilder blitzten in Zemals Geist auf, er spielte fröhlich vor einem Zelt mit seinen Kindern. Ein Traum, oder war dies schon das Delirium kurz vor dem Tod? Das Geräusch der sich schließenden Käfigtür schreckte ihn auf. Er brauchte ein wenig, bis er irgendetwas sehen konnte. Jemand schlich die Treppe hinunter, er erkannte seine Großmutter. Zemal stützte sich auf, reckte sich nach oben, um besser sehen zu können. Seine Hand stieß gegen etwas, ein Sack, Wasser. Hastig nahm er den Sack in beide Hände und öffnete ihn. Nach wenigen Schlucken musste er husten. Neben ihm wachte Mo auf, er reichte ihr den Sack, immer noch hustend. Erst als die beiden ihren Durst gestillt hatten, bemerkten sie die Kleider, die auf dem Boden des Käfigs lagen, daneben stand ein Topf mit Salbe. Vorsichtig trugen sie die Salbe auf ihre Haut auf. Sie kühlte angenehm und milderte das Scheuern der Kleider, die sich Zemal und Mo im Anschluss überstreiften.
    „Wer hat uns das gebracht?“, fragte Mo.
    „Großmutter Piri“, antwortete Zemal.
    Mo schwieg. Sie lehnte sich wieder an Zemal an, er legte seinen Arm um ihre Schulter. Nach einer Weile schliefen sie ein.
    Zemal konnte nicht sagen, wie lange sie geschlafen hatten, als ihn erneut Geräusche aufschreckten. Auch Mo blinzelte verschlafen. Die Tür zum Käfig wurde geöffnet, vor ihnen stand Älteste Beo. In der Hand hielt sie einen Wassersack, Kleidung und Heilsalbe.
    „Da war wohl schon jemand schneller als ich“, sagte sie anstatt einer Begrüßung, „Sei es drum, selbst mit Kleidung und ein bisschen Wasser werdet ihr hier oben keinen zweiten Tag überleben. Teleks Verschwinden war ein schwerer Verlust für deine Großmutter, in den letzten Jahren war ihr Verhältnis zu ihm mehr als nur Freundschaft. Sie ist traurig, sie ist wütend. Mit deinem in der Tat schwer zu ertragendem Verhalten gegenüber uns Ältesten, gibst du, Mo, ein ideales Ziel für diese Wut ab. Und es bringt auch die anderen beiden Ältesten auf Piris Seite. Auch wenn ich euch glaube, dass ihr mit seinem Verschwinden nichts zu tun habt, die anderen Ältesten sind vom Gegenteil überzeugt. Sie werden euch hier oben sterben lassen. Das da…“ Beo deutete mit einer kurzen Kopfbewegung auf den leeren Wassersack und den Salbentopf am Boden, „… das wird euren Tod nur verzögern. Es ist also besser, ihr verlasst das Lager. Ihr seid jung, ihr seid Nachtjäger, die Ereignisse der letzten Wochen haben gezeigt, dass ihr über besondere Fähigkeiten verfügt. Eure Chancen auf Dauer allein in der Einöde zu überleben, stehen nicht schlecht“, schloss Beo ihren kurzen Vortrag.
    „Aber ich bin hier zuhause. Mein Platz ist hier“, sagte Zemal.
    „Sei nicht albern. Die meisten Verdammten meiden dich, nicht wenige haben sogar Angst vor dir. Ein Dienender, so stark wie drei Männer zusammen und so schnell, dass ihm nicht einmal eine Wüstenratte folgen könnte. Selbst deine Eltern haben gegen die Entscheidung, dich hierher zu bringen, keinen Einspruch erhoben. Vor Monaten noch, als du aus der Einöde zurückkamst, konnten sie nicht auf einen Dienenden in ihrer Familie verzichten. Wie willkommen war es da, dass du deine Aufgabe nicht erfüllt hattest. Heute tut es ihnen anscheinend nicht einmal Leid, dich sterben zu sehen. Aber in deiner Familie siegten Traditionen schon oft über den gesunden Menschenverstand“, entgegnete Beo.
    „Lass uns abhauen, Zemal. Für die anderen hier bleibst du doch immer ein Staubfresser, selbst wenn wir den Käfig überleben würden. In der Einöde wären wir endlich frei“, sagte Mo.
    „Ich weiß nicht, ich… Ich werde die Siedlung trotzdem vermissen“, sagte Zemal traurig, stand aber langsam auf.
    Auch Mo erhob sich. Beo drückte ihr den Wassersack und die Kleider in die Hand.
    „Vergesst nicht, euch ein Zelt und Proviant mitzunehmen, dieser Wassersack wird nicht lange reichen“, sagte sie.
    Auf der Treppe blieb Mo plötzlich stehen und drehte sich um.
    „Was wird

Weitere Kostenlose Bücher