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Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Titel: Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Thiele
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Wachen, Bedienstete und wohl sämtliche Beseelte die es gab herum. Alle suchten nach Nomo. Einige krochen sogar unter die Hecken in den Vorgärten. Niemand, schon gar nicht Houst, würde die Prinzessin hier verstecken. Diese Suche war grotesk. Wer sorgte sich wirklich um Nomo und wer wollte nur seinen Geldbeutel füllen? Das Verhältnis dürfte sehr einseitig ausfallen. Einhundert Goldlinge, das reichte für ein ganzes Leben.
    Endlich erreichten sie Lebells Haus. Auch hier wuselte die Dienerschaft durch alle Gänge und Räume. Nomos Name hallte hundertfach gerufen wider. Sie gingen in den zweiten Stock, Wachen salutierten an der Treppe. Wie nur hatte Houst Nomo an ihnen vorbei gebracht? Standen sie vielleicht in seinen Diensten? Lebell würde dies später klären müssen. Nomos Zimmer war so leer, wie sie es am Morgen vorgefunden hatte. Auf dem Weg hierher hatte sich in ihr die leise Hoffnung breit gemacht, ihre Tochter würde sie erwarten, in ihrer naiven Art nach dem Grund für den ganzen Aufruhr fragen. Diese Hoffnung schwand schnell. Die beiden Männer zwängten sich an ihr vorbei in das Zimmer. Lebell hatte gar nicht bemerkt, dass sie in der Tür stehen geblieben war. Houst, sie sollte auf Houst achten. Wann würde er sich verraten? Noch gab es keine Anzeichen. Im Gegenteil, auf seinem Gesicht zeigten sich tiefe Falten, sein Blick schweifte müde durch den Raum, die Schultern hingen traurig herab. Konnte er seine wahren Gefühle mittlerweile derart gut verbergen? Houst ging zum Fenster, öffnete es, sein Blick hellte sich auf. War es das, das Zeichen?
    „Das Fenster ist nur angelehnt. Nomo ist hier heruntergeklettert“, sagte er und hielt die zusammengebundenen Kordeln nach oben.
    Sie waren am Geländer des Balkons festgebunden. Wie hat Houst das improvisierte Seil so schnell gefunden? Ihr selbst war es nicht aufgefallen. Es gab nur eine Antwort: Er wusste wo er suchen muss.
    „Du hast es gewusst, du hast sie von hier wegbringen lassen“, sagte Lebell.
    „Niemand hat hier jemanden wegbringen lassen. Du hast unsere Tochter in diesen Käfig gesperrt, das konnte nicht lange gut gehen. Sie ist einfach davon gelaufen“, erwiderte der König.
    Lebell setzte sich auf das Bett und vergrub ihr Gesicht in den Händen. Sie weinte leise.
    „Warum Houst, warum tust du mir das an? War es nicht genug, dass du mich an den da verkauft hast?“, schluchzte sie.
    „Ho, ho, ho, ‚der da‘ ist immer noch der König. Vergiss nicht, wem du das alles…“, begann der König.
    Houst schnitt ihm mit einem scharfen Blick und einem kurzen Kopfschütteln das Wort ab. Der König hob verärgert beide Arme.
    „Vielleicht solltet ihr das endlich einmal klären. Ich jedenfalls gehe Nomo suchen“, sagte er dann und verließ das Zimmer.
    Houst ging zu Lebell und setzte sich neben sie auf das Bett. Für eine geraume Zeit schwiegen sie.
    „Es tut mir leid“, sagte Houst schließlich.
    „Was? Das du mir meine Tochter genommen hast?“, fragte Lebell.
    „Ich habe Nomo nicht entführt!“, entgegnete Houst.
    „Ach, nicht? Was tut dir dann leid? Deine ewigen Intrigen? Deine Feigheit? Ich war damals ja so jung und naiv“, sagte Lebell.
    „Es geht immer noch um die alte Geschichte. Bei den Alten, was hätte ich denn machen sollen? Mein Bruder hatte einen Narren an dir gefressen, er war der König“, entschuldigte sich Houst.
    „Dein Bruder, dein Bruder, immer nur dein Bruder! Was ist mit mir, was ist mit dir selbst? Du wolltest mich auf Händen tragen, hast es mir geschworen. All die großen Worte nur Heuchelei. Ich habe dich geliebt Houst, dich, nicht deinen Bruder, verstehst du! Aber du hattest nicht den Mumm, ihm auch nur einmal zu sagen, dass er nicht alles haben kann“, warf Lebell Houst vor.
    „Ich… es tut mir leid“, sagte Houst noch einmal.
    „Geh einfach!“, schluchzte Lebell.
    Houst atmete einmal tief durch, dann erhob er sich und schlich aus dem Zimmer. Lebell sah ihm nicht nach.
    ***
    „Ich gehe da nicht hinunter! Euer Benehmen ist eine Unverschämtheit“, sagte Lady Jetti und blieb vor dem Eingang zum Kerker stehen.
    Kirai ignorierte ihre Worte, schubste sie einfach voran. Beinahe wäre Jetti gefallen, doch sie stolperte nur die ersten Stufen hinunter und stützte sich im letzten Moment an der Wand ab. Sofort war Kirai wieder bei ihr und stieß sie weiter. Er war ein hochgewachsener, drahtiger Mann, fast einen ganzen Kopf größer als Jetti. Und er entwickelte mehr Kraft, als man ihm äußerlich ansah. Wie sehr

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