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Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Titel: Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Thiele
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mir diese Befragung nicht...“
    Plötzlich knallte die ruckartig aufgestoßene Saaltür gegen die Wand und unterbrach Kirai. Mit hochrotem Kopf kam Lebell hereingestürmt.
    „Houst, wo ist sie? Du verdammter alter Intrigant, wohin hast du meine Tochter dieses Mal verschleppt“, rief sie bereits von hinten.
    Schnell hatte Lebell den Saal durchschritten, sie rannte fast. Die Zuschauer drehten sich nach ihr um, einige erhoben sich von ihren Plätzen, um besser sehen zu können. Vorn angelangt, baute sich Lebell vor Houst auf und schlug ohne Vorwarnung zu. Laut klatschte ihre Hand in Housts Gesicht. Im Saal brach Unruhe aus.
    „Wo ist Nomo?“, fragte Lebell noch einmal.
    Houst hielt sich seine Wange, er war aufgestanden. Sein Blick wechselte von Lebell zu seinem Bruder, der mit den Achseln zuckte und wieder zurück zu Lebell.
    „Was meinst du mit ‚Wo ist Nomo? Ist sie denn nicht…“
    Houst drehte sich um und bemerkte wohl erst jetzt, dass Nomos Platz leer war.
    „Du bringst mich jetzt sofort zu meiner Tochter!“, verlangte Lebell.
    Ihr Arm zuckte leicht und Houst trat einen halben Schritt zurück.
    „Das hier ist ein Tribunal. Hier kann nicht jeder einfach hereinplatzen…“, begann der Vorsitzende Kolat.
    „Nomo ist verschwunden. Dieser verdammte Mistkerl hat mir meine Tochter schon wieder weggenommen“, fiel Lebell Kolat ins Wort.
    „Gib mir meine Tochter wieder!“, fauchte sie noch einmal in Richtung Houst.
    „Ich… verdammt ich weiß nicht, wo Nomo ist“, entgegnete Houst, der endlich seine Stimme wiederfand.
    „Wachen! Meine Tochter wird vermisst. Sucht sie. Sofort! Lasst keinen Winkel des Palastes aus. Hundert Goldlinge für denjenigen, der sie findet“, befahl der König.
    „Angesichts der Umstände, ist diese Sitzung des Tribunals…“, begann der Vorsitzende Kolat aber seine Worte gingen im aufkommenden Tumult unter.
    Wachen wie Zuschauer stürmten aus dem Saal. Selbst zwei Mitglieder des Tribunals sprangen von ihren Sitzen auf und rannten zum Ausgang. An der Tür gab es Gedränge. Die Aussicht auf eine derart hohe Belohnung ließ sie all ihr gutes Benehmen vergessen.
    „Wo hast du Nomo zuletzt gesehen?“, wollte der König von Lebell wissen.
    „In ihrem Zimmer“, antwortete Lebell.
    „Dann sollten wir dort mit der Suche beginnen. Kommt“, sagte der König.
    Als sich auch Houst zum Gehen wandte, bohrte ihm Lebell den Finger in die Brust.
    „Du hast kein Recht, nach ihr zu suchen“, fauchte sie.
    „Lass das! Deine alte Fehde mit meinem Bruder kannst du später ausfechten, jetzt müssen wir Nomo finden“, sagte der König.
    Für einen kurzen Moment verengte Lebell die Augen zu einem schmalen Schlitz. Dann schritt sie ohne ein weiteres Wort voran. Der König und Houst folgten ihr. Inzwischen war der Saal beinahe leer. Lediglich der Vorsitzende Kolat saß noch auf seinem Stuhl, Lady Jetti stand etwas verloren neben dem Zeugenstand und Kirai blickte, die Arme verschränkt hinter Houst, Lebell und dem König her. Dann wandte er sich Lady Jetti zu und lächelte. Lady Jetti lächelte kurz zurück und machte sich dann eilig auf den Weg zur Tür. Sie war nicht schnell genug. Kirai fing sie ab und hielt sie am Arm fest.
    „Während alle anderen nach der Prinzessin suchen, haben wir beide ein kleines Rendezvous miteinander“, sagte er.
    „Lasst mich los. Dazu habt Ihr kein Recht“, protestierte Lady Jetti.
    „Oh doch, ich habe“, entgegnete Kirai und zog die junge Frau mit sich.
    ***
    Lebell sprach kein Wort. Den ganzen Weg zu ihrem Haus nicht. Sie schritt forsch voran, der König und Houst folgten. Houst… Er tat tatsächlich so, als wüsste er nicht, wo Nomo ist, ja, als sei er ernsthaft besorgt. Wie konnte er es wagen. War sie nicht schon genug gestraft? Immerhin war ihre Tochter das zweite Mal innerhalb weniger Wochen verschwunden. Musste sie jetzt auch noch Houst ertragen? Bei den Alten, das war wirklich zu viel. Aber gut, wenn Houst sein Spiel spielen wollte, bitte. Spielen konnte sie auch. Irgendwann würde er sich verraten, sie kannte ihn zu gut. Sicher, Houst war über die Jahre ruhiger geworden, trug die meiste Zeit eine stoische Gelassenheit zur Schau. Doch innerlich war er der Alte geblieben, aufgeregt und zappelig, wenn er an einem seiner Pläne bastelte, dünnhäutig oder ein fröhliches Liedchen pfeifend, je nachdem wie die Dinge liefen. Lebell musste nur genau genug hinschauen.
    Das ganze Palastviertel glich einem aufgescheuchten Ameisenhaufen. Überall rannten

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