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Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)

Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)

Titel: Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Thiele
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Gesicht. Sie schrie und wimmerte, ihr Körper zuckte dabei manchmal. Kex rannte zu ihr, griff ihre Schultern.
    „Was ist los?“, wollte er wissen.
    Sie antwortete nicht. Er schüttelte sie leicht, sah sich ratlos nach Hilfe um. Was sollte er tun?
    „Sie erlebt, was Georg mit uns gemacht hat, jeder erlebt es. Zumindest dazu ist sein Gedächtnis der Menschheit gut. Alle können es sehen, fühlen, die ganze Welt“
    Zemal stand neben ihnen. Kex sprang auf. Wütend ging er auf Zemal los, zückte dabei sogar sein Messer aus dem Hosenbund.
    „Bei den Alten, was hast du ihr angetan? Du bringst sie damit um!“, brüllte er ihm entgegen und stieß mit dem Messer zu.
    Doch mit einer Geschwindigkeit, die Kex noch nie bei einem Menschen gesehen hatte, wich Zemal aus, packte Kex Handgelenk. Woher nahm er derart viel Kraft. Kex biss die Zähne aufeinander, schlug mit der freien Hand auf Zemals Arm ein. Tränen standen ihm in den Augen, das Messer entglitt ihm und bohrte seine Spitze in das Holz des Bühnenbodens. Dann knallte Zemals Faust mit voller Wucht in Kex Magengrube. Kex blieb die Luft weg, ihm wurde schwarz vor Augen. Gleich darauf verlor er das Bewusstsein.
    ***
    „Die Fremden haben es Regen genannt“, sagte einer der Nachtjäger auf die verwirrten Blicke der Dienenden hin, „Dort wo die Fremden herkamen, soll das ganz normal sein. Da vorn ist der Keller mit dem Gang zur Stadt der Alten. Beeilen wir uns, bevor uns noch einer der Blitze erwischt. Aber schön in der Hocke bleiben!“
    Diese ganze Expedition geriet zu einer Mühsal. Die Dienenden verhielten sich derart stumpfsinnig, dass der Nachtjäger an ihrem Verstand zweifelte. Jeder Verdammte, ob Dienender oder nicht, lernte schon in früher Kindheit, wie man in der Einöde überlebt. Konnte jemand all dieses Wissen wieder vergessen? Konnten ausnahmslos alle Dienenden es vergessen? Oder hatten die Familien wirklich jeweils die Dümmsten ausgesucht? Letzteres schien die wahrscheinlichste Variante. Es grenzte tatsächlich an ein Wunder, dass sie es bis hierher geschafft hatten. Keiner war zurückgeblieben, keiner gestorben, es gab nicht einmal die kleinste Verletzung. Die Alten mussten ihre schützende Hand über sie halten. Bei diesem Gedanken zuckte der Nachtjäger innerlich zusammen. Die Alten schützten niemanden. Im Gegenteil, die Stadt der Alten und ihre Relikte bargen die größte Gefahr. Auf die Einöde konnte sich der Nachtjäger einstellen, hier kannte er sich aus, die Stadt der Alten jedoch war ihm beängstigend fremd.
    Einer nach dem anderen kroch durch das kleine Loch in den Keller.
    „Durch den Gang geht es weiter. Selbst Nachtjäger können dort nicht sehen. Wir müssen uns langsam vorantasten. Also bleibt dicht zusammen, am besten fasst jeder den Vordermann am Hemd. Es ist nicht allzu weit“, sagte der Nachtjäger.
    Völlige Dunkelheit, eine seltene Erfahrung für einen Nachtjäger. Die Verdammten besaßen keine Fackeln und die Fremden hatten ihnen keine zurückgelassen. Er würde auf seine anderen Sinne zurückgreifen müssen. Ihm war nicht wohl dabei, seine Hände zitterten leicht. Er ballte sie zu Fäusten, damit die anderen nichts bemerkten. Wenigstens gab es hier keine Wüstenratten, kein noch so entferntes Fiepen kündete von ihnen, keine einzige Spur, seit zwei Tagen. Die Tiere schienen die Stadt der Alten instinktiv zu meiden. Offensichtlich waren sie schlauer als die Menschen. Der Weg durch den schmalen Gang zog sich, gefühlt dauerte er um ein vieles länger als beim letzten Mal. Immer wieder stolperte jemand, stieß an irgendeinem Vorsprung an und die ganze Gruppe geriet ins stocken. Auch der Nachjäger holte sich die eine oder andere blutige Schramme. Doch irgendwann erreichten sie das andere Ende. Die Lichter der Alten im Tunnel dahinter blendeten im ersten Augenblick. Waren sie heller, brannten mehr davon? Der Nachtjäger erinnerte sich nicht so genau. Vielleicht erweckte nur der Kontrast zur Dunkelheit des Ganges diesen Eindruck. Von nun an kamen sie gut voran. Keiner aus der Gruppe interessierte sich für die herumstehenden Maschinen der Alten. Ohne die Fremden und ihre Plünderungen dauerte es nur wenige Stunden, bis sie den Aufgang erreichten. Diesmal nahmen sie den Weg nach oben, bogen nicht nach rechts in die wassergefüllte Halle. Auch der zweite Nachtjäger schien mit dieser kleinen Änderung der Route einverstanden. Das Innere der Gebäude – so riesig sie auch sein mochten – erzeugte ein Gefühl der Enge. Außerhalb war

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