Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)
gegenüber erneut in eine Bahn einzusteigen. Zumindest Houst war inzwischen ausgesprochen bleich im Gesicht. Esrin machte die Fahrt hingegen nichts aus. Kurz nachdem die Bahn wieder im Tunnel verschwunden war, sprang er jedoch auf.
„Verdammte Alte, in welchem dunklen Loch sind wir hier gelandet?“, fluchte er, „… bah, ist mir schlecht“
Dann übergab er sich. Doch keine fünf Minuten später schimmerten seine Augen erneut auf, er wurde ruhig und setzte sich wieder. Ein wenig verächtlich blickte er zunächst auf sein eigenes Erbrochenes und dann zu Houst, rümpfte dabei die Nase. Offensichtlich hatte er selbst seine eigene Übelkeit vergessen und hielt nun Houst für den Verursacher der kleinen Sauerei. Nach einer halben Stunde hatten sie endlich ihr Ziel erreicht. Eine Treppe, deren Stufen sich unentwegt nach oben bewegten, brachte sie auf die nächste Ebene. Dort leuchtete plötzlich eine rote Lampe auf, ein Warnton erklang und eine dieser Drohnen raste auf Houst zu. Esrin drehte sich zu ihm um und nahm einige Schritte Abstand.
„Sie sind einer von denen, ein Naturalist! Was haben Sie vor? Wollen Sie mich umbringen? Tragen Sie eine Bombe am Leib?“, fragte er aufgebracht.
Houst hob abwehrend die Hände, die Drohne fiepte bedrohlich.
„Niemand will hier jemanden umbringen … Esrin, seid Ihr da irgendwo? Euer zweites Ich ist mir gerade unheimlicher denn je. Ich könnte Eure Hilfe gebrauchen“, bat er.
Doch das Schimmern in Esrins Augen erlosch nicht, er blieb in der Zeit der Alten gefangen. Er machte eine Kopfbewegung in Richtung der Drohne.
„Los, das Gefängnis ist gleich um die Ecke. Eigentlich könnte die Drohne Sie auch gleich hier eliminieren, das wäre aber ein zu einfacher Tod für einen wie Sie. Besser Sie verrecken langsam in einem der Käfige. Dort können die Opfer eures Naturalistenterrors Sie wenigstens noch anspucken. Mal sehen ob Sie den Durst aushalten oder nicht doch zum Wasser mit den von euch so gehassten Nanosonden greifen“, sagte er finster.
Houst blieb nichts anderes übrig, als hinter der Drohne herzulaufen. Vor dem Aufgang nach draußen bogen sie in einen schmalen Gang ab, passierten einige Türen mit blinkenden Maschinen davor. Zwei weitere dieser Drohnen lösten die erste ab, mannshohe zylinderartige Maschinen mit Armen gesellten sich dazu. Kurze Zeit später blieb Esrin zurück, die Maschinen führten Houst nun allein durch die Gänge, einige Treppen hinauf, in einen dieser Fahrstühle und weiter in einen schlichten Raum. Dort lag auf einem Stuhl rosa Kleidung.
„Ziehen Sie sich aus. Dort liegt Ihre Haftkleidung“, dröhnte es von der Decke.
Angesichts des ihn immer noch begleitenden Aufgebots an wenig freundlich wirkenden Maschinen, tat Houst wie ihm geheißen. Die rosa Kleidung wirkte ein wenig lächerlich. Noch nicht einmal sein ehemaliger Schüler Sleem würde so etwas tragen. Na ja, vielleicht doch. Außerdem war sie viel zu weit, die Ärmel und Hosenbeine musste Houst umkrempeln. Schließlich brachten die Maschinen Houst durch eine schwere eiserne Tür in einen winzigen kahlen Raum. Die Grundfläche reichte nicht einmal aus, sich ausgestreckt hinzulegen. Ein Eimer in der Ecke und ein Wasserhahn waren die einzige Einrichtung. Gegenüber der Tür blickte Houst durch dicke, vom Regen glitschige Eisenstangen nach draußen. Dort stolperte eben Esrin vorbei, drehte sich suchend im Kreis. Als er Houst entdeckte kam er schnell näher.
„Houst, was macht Ihr denn da drin?“, fragte er und rüttelte kurz an den Metallstäben.
„He, Ihr seid doch einer der Fremden“, rief jemand von nebenan, „Älteste Piri hat uns geschickt, nach Euch zu suchen. Könnt Ihr uns hier herausholen?“
„Könnt Ihr, Esrin?“, fragte auch Houst, „Euer zweites Ich hat mich hier hineinstecken lassen. Aber daran wollt Ihr Euch bestimmt nicht erinnern. Vielleicht wäre es an der Zeit, sich mit dieser neuen Seite in Euch anzufreunden und deren Wissen zu nutzen, anstatt sie zu verleugnen“
„Ihr müsst es ja nicht aushalten“, grummelte Esrin, „In Eurem Kopf spuken die Alten nicht herum“
***
„Doch, Sie haben gerade gedacht, dass ich ein Idiot bin!“, wetterte ein Mann.
„Habe ich nicht“, verneinte sein Gegenüber.
„Da, Sie denken es schon wieder! Ich muss mich von Ihnen nicht beleidigen lassen. Mit Ihnen rede ich kein Wort mehr. Sie hören von meinem Anwalt!“, schimpfte der erste Mann und stiefelte davon.
„Arschloch muss ich mir ja wohl auch nicht gefallen
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