Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)
gemacht“, sagte Nomo und setzte sich neben Kex, „Zum Leidwesen meiner Mutter, die stets fürchtete, die anderen Fahrgäste würden auf mir herum trampeln. Warum noch niemand auf die Idee gekommen ist, Fahrstühle mit Sitzgelegenheiten zu bauen, weiß ich auch nicht. Gerade, wo sie doch für die heutigen Gebäude eine Weile benötigen. Technisch müsste das doch machbar sein. Du hast mir nie erzählt, ob die Menschen im Fahrstuhl zur Basisstation sitzen können. Obwohl wir könnten uns die Zeit auch anders vertreiben …“
Nomos Stimme und ihre Hand in seinen Haaren lullten Kex in den Schlaf.
***
Sie kamen näher, schon bald würden sie Georgs Institut erreichen. Es machte Wim nervös. Wieder und wieder ging ihm sein letztes Streitgespräch mit Georg durch den Kopf. Er suchte nach neuen Ansätzen, stichhaltigen Argumenten, denen sich Georg nicht verschließen, die er nicht einfach beiseite wischen konnte. Keine leichte Aufgabe, denn eigentlich hatte er schon alles versucht. Bereits ein falsches Wort konnte alles verderben, Georg erneut zu irrationalen Handlungen treiben. Allein schon der Versuch, noch einmal mit ihm zu reden, war riskant. Bilder von Ruinen mischten sich in seine Gedanken, verhießen nichts Gutes. War die Welt bereits verloren? Kämpfte er einen aussichtslosen Kampf? Er ließ seinen Blick über die Menschen gleiten, die ihm folgten. Nein, noch war nichts entschieden. All diese Menschen wollten leben, selbstbestimmt, frei von Wahnsinn. Sicher, man würde auf einige Annehmlichkeiten der Nanosonden verzichten müssen. Doch manchmal galt es innezuhalten, ja gar einen Schritt zurück zu gehen, gerade in der Wissenschaft. Die hektische Entwicklung immer neuer Nanosonden, mit noch größeren Risiken und unabsehbaren Folgen, wie sie Georg vorantrieb, konnte nicht der Weg sein. Schon längst hatte er dabei eine Grenze überschritten. Je näher sie dem Institut kamen, desto schlechter wurde die Stimmung. Angst, Trauer und Wut kochten hoch. Die Erinnerungen an die Ereignisse von damals bahnten sich ihren Weg, auch bei ihm. Er verabscheute Gewalt, hatte sie immer abgelehnt. Gewalt führt nie zu etwas Gutem. Deshalb begleitete er diese Menschen, er war einer der wenigen, die Georg persönlich kannte. Er bildete sich ein, damit eine Eskalation zu verhindern. Doch immer wenn die Bilder am Boden zuckender Menschen auftauchten, zweifelte er selbst daran. Wenn es soweit kommen sollte, würde er diese Leute nicht aufhalten können. Und vielleicht wollte er das auch gar nicht. Vielleicht war es an der Zeit, es auf diese Weise zu beenden. Aber was würde dann aus ihnen? Wer wenn nicht Georg könnte sie von den Nanosonden befreien? Die Naturalisten haben es immer wieder versucht, einige wenige erfolgreiche Fälle waren dokumentiert. Wie viele dafür ihr Leben ließen stand nirgends. Zweifel quälten Wim. Seit gestern vermisste er zudem seine Frau. Nach ihrem letzten Gespräch fürchtete er, sie könnte mit einigen Naturalisten zum Kraftwerk aufgebrochen sein. Dieser junge Mann, dessen Gedanken er nie spüren konnte, war sicher einer von ihnen. Mit ihrem Wissen, ihrer Hilfe könnten die Naturalisten sogar bis in die Basisstation vordringen, mit weit schlimmeren Folgen als es Georgs Nanosonden je vermocht hätten. Wie oft hatte er seine moralischen Grundsätze über Georgs unbedingten Forscherdrang gestellt. Die Gefahr, die nun real auch von seinem Kraftwerk ausging, rüttelte an seinem Grundfesten. Er spielte mit dem Gedanken, einfach nach Süden zu gehen und das Kraftwerk persönlich abzuschalten. Die Menschen um ihn herum hielten ihn davon ab. Und der feste Glaube an seine Frau. Sie würde nicht derart verantwortungslos handeln. Doch konnte er sich dessen wirklich sicher sein? Das hin und her seiner Gedanken lähmte ihn, gerade jetzt, wo er Entschlossenheit benötigte.
***
Verdammt, warum noch länger warten? Ihre Haltung, der Schwung ihrer Hüften waren eine einzige Einladung. Doch stets schmetterte sie seine Avancen nach kurzer Zeit ab, vertröstete ihn auf später. Wo wollte sie nur hin? Esrins Ungeduld wuchs mit jedem Schritt. Erneut holte er sie ein, umfasste sie, wilder als je zuvor. Seine Lippen fanden die ihren, seine Hände rissen an ihrer Kleidung. Für einen Moment gab sie sich dem hin, erwiderte seine Umarmung, schmiegte ihren Körper willig an seinen. Doch schon bald warf sie den Kopf zurück, stöhnte noch leicht, als er ihren Hals küsste, entwand sich aber seinen Armen.
„Du bist so wild, ich
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