Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)
sprach.
Dann hakte sie sich bei ihm unter, legte ihre Wange kurz an seine. Vor Überraschung wäre Kex beinahe erneut gestolpert.
„Aber wir können einen Abstecher dorthin machen“, flüsterte sie sie ihm ins Ohr, „Nur wir zwei. Hast du es schon einmal in der Schwerelosigkeit getan? Freier Blick auf die Erde und auf die Sterne?“
Was wollte sie tun? Mit dem Begriff Schwerelosigkeit verband er nichts. Doch er war viel zu müde, fragte deshalb nicht nach. Doch die Aussicht mit Nomo allein zu sein, hob seine Stimmung ein wenig, mobilisierte neue Kräfte. Die vielen Menschen um ihn herum zerrten ohnehin an seinen Nerven. Vielleicht kehrte dann auch die echte Nomo zurück, das wirre Gebrabbel der anderen schien dabei zu stören. Es war immerhin ein Ziel, wenn auch sicher kein endgültiges. Über die Zeit danach machte er sich noch keine Gedanken.
***
Lärm schreckte Beo aus dem Schlaf. Es dauerte eine Weile, bis sie die Situation erfasste. Ker wälzte sich mit Sleem am Boden. Offensichtlich waren die beiden wieder in Streit geraten, nur diesmal beschränkten sie sich nicht auf Worte. Sie keilten sich wie Kinder. Nun ja, Ker war fast noch ein Kind, von Sleem durfte man aber sicher mehr erwarten.
„Hört sofort auf damit!“, schalt sie die beiden.
Wenn sie Beo überhaupt hörten, dann ignorierten sie sie. Kurz entschlossen packte Beo Ker am Kragen – Sleem wäre ohnehin zu schwer gewesen – und zerrte ihn mit aller Kraft davon. Für einen Moment strampelte er noch, schlug wüten um sich. Bevor er sich endlich beruhigte. Sleem kroch auf allen Vieren bis zum Bett und zog sich daran hoch.
„Er hat angefangen“, geiferte Ker und versuchte kurz, sich aus Beos Griff zu befreien.
So recht wollte Beo an diese Version nicht glauben. Inzwischen hatte sich Sleem endlich keuchend bis über die Bettkante gewuchtet. Dort hielt er inne und betrachtete Mo versonnen. Er war tatsächlich mächtig verliebt in sie, dachte Beo. Sleem fasste Mo an die Stirn, zuckte aber sofort zurück.
„Au“, rief er.
„Was ist?“, fragte Beo besorgt.
Mit einigen schnellen Schritten war sie an Sleems Seite.
„Ich weiß nicht, ich habe einen Schlag bekommen“, sagte Sleem und rieb sich die Hand, „So wie bei manchen Geräten der Alten“
„Zeigt mal her“, forderte Beo Sleem auf und nahm seine Hand, nur um ebenfalls einen Schlag zu bekommen.
„Was hast du gemacht, du kleiner Mistkäfer“, giftete Sleem in Richtung Ker, „Du hast mich mit einer Krankheit angesteckt“
„Ich habe gar nichts gemacht“, entgegnete Ker.
„Ah, mein Kopf“, stöhnte Mo, „Es ist so verdammt hell“
Alle starrten schlagartig auf das Bett.
„Ich habe sie geweckt!“, frohlockte Sleem.
***
Es reichte tatsächlich bis in den Himmel, so wie die Legenden erzählten. Allein, es glänzte nicht in der Sonne. Zum einen war die hinter den dicken Wolken versteckt, zum anderen bestand der gesamte Bau aus verwittertem Beton. Und der glänzte nun einmal nicht. Dennoch war der Bau gigantisch. Kex blickte am Turm hinauf bis zu den Wolken und wieder hinunter. Dann fielen ihm die Augen zu. Nomo lief bereits zu einem großen Tor an der Mauer, die das Gebäude umgab, fingerte an einem Tastenfeld herum.
„Es ist kaputt“, sagte sie und blickte sich etwas ratlos um.
Von ihrer Stimme geweckt schreckte Kex auf, schlurfte zu Nomo hinüber.
„Wir können über die Mauer klettern. Dort hat bereits jemand einige Steine aufgeschichtet“, schlug Kex vor.
Dann erklomm er den kleinen Steinhaufen neben dem Tor, lehnte sich an die Mauer und wartete auf Nomo. Beinahe wäre er dabei erneut eingeschlafen.
„Die Mauer ist zu hoch, so sportlich bin ich nicht“, meinte Nomo und hämmerte noch einmal auf dem kleinen Tastenfeld herum.
„Ich bin schon über ganz andere Mauern geklettert. Es funktioniert. Komm, von meinen Schultern aus erreichst du die Kante bequem“, beruhigte Kex sie.
Die Unterlippe geschürzt und mit skeptischem Gesichtsausdruck kam Nomo näher. Kex verschränkte die Hände vor dem Körper, ging leicht in die Knie. Etwas zögerlich setzte Nomo ihren Fuß in Kex Hände, legte die Arme um seinen Hals. Plötzlich landeten ihre Lippen auf den seinen, ein wilder, leidenschaftlicher Kuss aus dem Nichts. Kex matter Körper reagierte nur träge.
„Noch nicht! Wir sind noch nicht da, ich will die Sterne dabei sehen“, flüsterte sie mehr zu sich selbst als zu ihm.
Dann kletterte sie endlich auf seine Schultern. Ohne Probleme zog sie sich danach an
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