Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)
und suchte nach Orientierung. Dann tauchte Ilbi erneut auf.
„So grob mag ich es nicht“, schmollte sie.
Die Alten sollen verdammt sein, sie narrte ihn schon wieder.
„Wer bist du? Wo bist du?“, fragte Esrin.
Er hatte ihr diese Frage schon dutzende Mal gestellt. Ihre Antwort befriedigte ihn selten. Er verstand sie einfach nicht. Sie sprach von Gedankenkommunikation, von ehemaligen Mobilfunknetzen, über synchrone Gehirnmuster. Was sollte Esrin damit anfangen? Er kannte nur seine Welt. Sicher, die Alten in seinem Kopf könnten es ihm erklären, doch darauf ließ er sich nicht mehr ein. Zu groß erschien ihm die Gefahr, dabei wieder die Kontrolle über sich selbst zu verlieren. Warum er Ilbi dennoch immer wieder hinterher lief, wusste er nicht so genau. Jetzt war es ohnehin müßig, darüber nachzudenken. Besser er fand heraus, was die Verdammte dieses Mal von ihm wollte. Denn bisher verfolgte sie immer einen Zweck. Eben weil sie nur in seinem Kopf existierte, brauchte sie Esrin. Ein einfacher Auftrag, so wie früher. Nun musste er nur noch für einen adäquaten Lohn sorgen.
„Nun gut, du willst, dass ich hier irgendetwas für dich tue. Das Prinzip eines Auftrags ist mir durchaus bekannt. Was bietest du an? Und keine deiner leeren Versprechungen mehr! Gezahlt wird im Voraus“, sagte Esrin.
„Wie kannst du hier oben an Geschäfte denken. Sieh nur, die Erde! Ist sie nicht wunderschön? Und wie die Sterne hier oben funkeln“, antwortete Ilbi.
Tatsächlich zeigte sich der Blick aus dem Fenster als durchaus beeindruckend. Unweit schimmerte eine überdimensionierte Kugel bläulich und die Sterne auf der anderen Seite leuchteten heller als gewohnt. Der Anblick dämpfte Esrins Wut ein wenig, ganz erlosch sie jedoch nicht.
„Nur um mir das zu zeigen, hast du mich nicht hierher gelockt. Also nochmal, was soll ich hier?“, fragte Esrin.
„Gut, wenn du so direkt fragst“, antwortete Ilbi ungewöhnlich ernst, „Du bist hier, um die Erde zu beschützen. Und ich kann dir dafür nichts anbieten“
Esrin lachte schallend auf. Die Erde beschützen? Er? Aus freien Stücken? Dieses Ansinnen der Verdammten war einfach nur lächerlich.
***
Die Städte der Alten, einst hatte er von ihnen geträumt, wollte sie unbedingt besuchen. Nun spazierte er mitten hindurch. Mehrmals blieb Kex stehen und drehte sich staunend im Kreis, bis ihn Nomo ungeduldig weiter zog. Wo sie so eilig hinwollte, konnte Kex nicht sagen. Nomo – besser jene, die nun in Nomos Körper wohnte – sprach von einem Fahrstuhl und einer Basisstation. Kex Wissen über die Alten reichte nicht aus, eine konkrete Vorstellung hatte er nicht. Ihm blieb nichts weiter übrig, als hinter Nomo her zu hasten und sich überraschen zu lassen. Dabei vertraute er ganz auf Nomo, was den Weg anging, denn er selbst hatte die Orientierung in diesem schier unendlich großen Gebäude längst verloren. Ständig durchquerten sie Hallen, Räume, Flure, die alle irgendwie ähnlich aussahen, passierten enge Türen – Nomo nannte sie Sicherheitsschleusen –, offenbar ein kritischer Part, denn jedes Mal wurde Nomo dabei ziemlich nervös. Aber stets piepte die schwebende Maschine neben ihnen einige Mal und die Schleuse öffnete sich. Ein Grund mehr, warum Kex diesen ungewöhnlichen Begleiter nicht mehr ganz so skeptisch beäugte. Letztlich betraten sie einen größeren Raum in dessen Mitte sich eine mächtige Säule befand. Um die Säule gruppierten sich einige seltsam anmutende Kapseln, allerdings nicht symmetrisch, oder besser, eine der Kapseln fehlte bereits. In weiterem Abstand um die Säule befanden sich Pulte, jeweils eines vor jeder Kapsel. Aus jedem der Pulte ragte eine Scheibe heraus, eine der Scheiben zeigte bunte, sich manchmal ändernde Bilder, die anderen waren milchig matt. Komischerweise fehlte hinter dem Pult mit den Bildern die Kapsel. Sicher kein Zufall, irgendwie hingen die Pulte mit den Kapseln zusammen, schloss Kex. Maschinen der Alten, zu was sie dienten, würde er wohl gleich erfahren. Denn zielstrebig ging Nomo auf eines der Pulte zu, Kex folgte neugierig.
„Jemand ist in der Basisstation! Wir müssen da oben vorsichtig sein“, sagte Nomo während sie das Pult aktivierte.
Die Kapsel davor öffnete sich und gab den Blick auf einen einzelnen, gepolsterten Stuhl frei. Nomo wechselte zum nächsten Pult und wiederholte die Prozedur. Schließlich lief sie zu einer der Kapseln, setzte sich in den Stuhl und fixierte sich selbst mit einigen
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