Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)
alten Schimmel. Dann werde ich dein Prinz sein. Jetzt machst du aber besser, dass du an deine Arbeit kommst. Wenn dich einer der Hofdiener hier herumlungern sieht, setzt es Hiebe. Für derartige Ruten ist dein hübscher Hintern viel zu schade“, sagte der Mann.
Er lachte über den Scherz, den Nomo nicht verstand. Für einen Moment blieb sie – noch immer erschrocken – stehen, dann aber rannte sie einfach davon. Hinter sich hörte sie den Mann noch einmal lachen, bevor sich auch seine Schritte entfernten. Nomo stoppte erst wieder vor der Küche. Hier lag ihr Ziel. Laut Hem sollte sie sich beim Koch melden. Sie hatte ihn einmal gesehen, nachdem sich einer der Gäste ihres Vaters über das Essen beschwert hatte. Ein untersetzter Mann mit breiten Schultern, rundem Gesicht, freundlichen Augen und einem kleinen Bauchansatz, der unter seiner weißen Jacke kaum auffiel. Nomo entdeckte ihm am Ofen, er probierte gerade etwas, verzog das Gesicht und brüllte daraufhin den neben ihm stehenden Jungen an. Dieser zog instinktiv den Kopf zwischen die Schultern und trat zwei Schritte zurück. So entging er knapp einer Maulschelle. Jemand stieß am Eingang der Küche mit Nomo zusammen.
„Was stehst du hier herum, hast du keine Arbeit?“, schnauzte sie eine ältere Frau im vorbeigehen an.
Zögernd trat Nomo in die Küche und ging zum Koch hinüber. Immer wieder musste sie dabei anderen Bediensteten ausweichen, die beladen mit Töpfen, Geschirr oder allerlei Zutaten durch die Küche hetzten. Einer trug sogar ein halbes Schwein auf seiner Schulter an ihr vorbei.
„Hallo, ich … soll mich bei Euch …“, stammelte Nomo, als sie den Koch endlich erreichte.
„Ein neues Küchenmädchen, was? Das wurde aber auch Zeit! Lass dir da hinten in der Waschküche Arbeit geben“, polterte der Koch, „Na los, beweg dich!“, fügte er hinzu, als sich Nomo nicht gleich auf den Weg machte.
Wenig später stand Nomo über einen großen Waschkessel gebeugt und schrubbte mit einer groben Bürste die teils angebrannten oder eingetrockneten Reste aus Töpfen. Nur durch ein winziges Kellerfenster fiel ein wenig Licht herein, im mittlerweile versifften Wasser konnte man kaum etwas sehen. Überall schwammen Reste herum, klebten an den Armen und den Töpfen, wenn man sie herauszog. Manche Töpfe waren dabei so groß, dass Nomo sie beinahe nicht allein heben konnte. Noch nie hatte sie derart schwer arbeiten müssen. Was bezweckte Hem nur mit dieser Aufgabe? Wollte er ihre Ausdauer testen? Zwei weitere Küchenmädchen kamen herein, brachten neue Töpfe zum spülen. Sie kicherten lautstark.
„Das nenne ich einen Schock“, sagte die eine, „Sleems Körperfülle komplett nackt, sagst du?“
„Ja, seine Haut ist wie die von einem Baby. Kam wohl gerade aus dem Bad, sein Hintern leuchtete rosig. Er machte Posen vor dem Spiegel. Dabei spielte er sich mit der Hand an seinem Pimmel herum. Ohne Spiegel findet er ihn wahrscheinlich nicht. Sah nicht besonders groß aus. Vielleicht so“, berichtete die Zweite und hielt dabei Daumen und Zeigefinger in die Höhe.
„Dabei gibt er immer derart an damit, dieser Aufschneider. Hat er dich bemerkt?“, plusterte die eine wieder.
„Die Alten bewahren mich davor. Als er anfing zu stöhnen, bin ich schnell wieder aus dem Zimmer geschlichen, bevor er über mich herfällt. Zum Glück habe ich jetzt Küchendienst und muss das Zimmer heute nicht mehr putzen“, antwortete das zweite Küchenmädchen, während beide die Spülküche wieder verließen.
Wenig später trugen einige Diener das schmutzige Geschirr vom Frühstück herein und stapelten es auf einem der Tische an der Wand. Nomo beugte sich noch ein wenig tiefer über den Waschtrog. Viele der Diener hatte sie schon einmal gesehen. Sie fürchtete, die Diener würden sie ebenfalls erkennen. Doch keiner würdigte sie auch nur eines Blickes. Zwei ältere Frauen mit grauen Schürzen füllten einen weiteren Waschtrog mit heißem Wasser. Nomo blickte ein wenig sehnsüchtig auf den dampfenden Trog, ihr Wasser war inzwischen kalt. Keine wirklich guten Voraussetzungen für saubere Töpfe.
„Wenn ich diesen Berg an Geschirr sehe, beneide ich die Zimmermädchen“, begann die eine der Frauen, „ein paar Stunden mit dem Staubwedel durch die Räume ziehen und schon ist ihre Arbeit getan“
„Es kommt darauf an, durch welche Räume man zieht. Zosel hat sich letztens einige Hiebe eingefangen, weil sie Isis Goldkinder zur Räson bringen wollte. Die Quälgeister hatten
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