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Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)

Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)

Titel: Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Thiele
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gespielt großen Appetit – das hieß, ohne wie sonst bei jedem Bissen das Gesicht zu verziehen – aß er. Ja Kex leckte sich sogar am Ende die Finger ab. Aus den Augenwinkeln sah er, wie der Junge die ersten Würmer in den Mund steckte, vorsichtig darauf herum kaute und sie dann hinunter schluckte. Ein kleiner, aber wichtiger Erfolg.
    „Würmer schmecken gut“, sagte Pst, „Würmer schmecken besser als Menschen“
    „Würmer sind bäh!“, entgegnete der Junge trotzig und spuckte den letzten Bissen wieder aus.
    Manche Erfolge wehren nicht lange. Pst war aufgesprungen. Seinen Zeigefinger im Mund lief er am Rand ihres kleinen Lagers auf und ab. Ein sicheres Zeichen, dass er große Angst hatte.
    „Kleiner Junge wird uns essen. Aber großer Junge gut. Pst muss sich um großen Jungen kümmern. Pst kann nicht weglaufen“, murmelte er, „Pst mit großem Jungen weggehen. Pst großem Jungen den Weg zeigen. Großer Junge schon nach Weg gefragt. Pst nichts sagen“
    Kex stand ebenfalls auf, stellte sich mit verschränkten Armen vor den Jungen. Dieser blickte nicht einmal zu ihm auf. Die Lippen zusammengepresst beugte sich Kex plötzlich zu ihm hinunter, packte ihn am Hemd und zog ihn ein Stück zu sich heran.
    „Würmer oder hungern“, zischte Kex noch einmal.
    „Die anderen werden mich holen kommen! Dann muss ich keine Würmer mehr fressen“, rief der Junge.
    „Wenn die anderen großen Hunger haben, essen sie vielleicht dich“, erwiderte Kex und ließ den Jungen los.
    „Papa beschützt mich, lehrt mich kämpfen. Ich bin stark. Stark genug, andere zu besiegen. Euch werden wir essen“, beharrte der Junge.
    „Wenn du stark bleiben willst, solltest du deine Würmer essen“, blaffte Kex den Jungen an und ging zu Pst hinüber.
    ***
    Dieser Tag gehörte ihr. Eigentlich sollte sie jetzt Hem und ihren Vater in die Stadt begleiten. Der König hörte sich heute die Sorgen der kleinen Leute an. Hem fand das eine ausgezeichnete Gelegenheit, die Stimmung im Volk einzufangen. Doch ihre Mutter, Lady Lebell, hatte vehement darauf bestanden, dass Nomo den Palast nicht verließ. Dabei hätte Nomo diese Aufgabe gefallen, ein Aufgabe, bei der sie endlich einmal sie selbst gewesen wäre und nicht irgendeine Dienstmagd. Unter dem Vorwand, einfach nur einen Spaziergang in den Gärten zu unternehmen, verabschiedete sie sich von ihrer Mutter. Die königlichen Gärten waren voll mit verwinkelten Wegen, kleinen Lauben und einigen Heckenlabyrinthen. Auf dem Weg hindurch schüttelte Nomo ihre beiden Leibwächter ab. Noch ein kleiner Abstecher in Hems Kammer, wo sie sich robuste Kleider und eine Fackel auslieh, und schon schlich sich Nomo unbeobachtet in das Arbeitszimmer ihres Vaters. Nach einigen Fehlversuchen fand sie das Buch, das gar keines war. Klick und das Regal sprang auf. Eine Fackel mitzunehmen, wäre nicht einmal notwendig gewesen, in einer Nische gleich neben dem Eingang stapelte sich ein ganzer Vorrat. Nomo zündete ihre Fackel an, zog das Regal wieder in seine Position und stieg dann die schmale Treppe hinunter. Die Treppe endete, ein schmaler Gang folgte, eine Kreuzung – Nomo entschied sich für den Weg nach rechts –, erneut eine Treppe nach unten, wieder Gänge, neue Kreuzungen. Längst vergessene Wege. Gedämpfte Stimmen, deren Worte man kaum verstehen konnte, waberten durch die Luft. Hier und da gab es eine Tür, die sich Nomo aber nicht zu öffnen getraute. Es erschien ihr zu riskant, herauszufinden, wer oder was sie im Raum dahinter erwartete. Sie hörte das Klappern von Töpfen, sie musste in der Nähe der Küche sein. Dann endete der Gang, ein rundes Loch im Boden mit einer Leiter führte weiter in die Tiefe. Feuchte Luft zog von dort herauf. Nomo zögerte einen Moment, stieg dann jedoch hinab. Die Leiter war lang, endlos lang, und beinahe wäre Nomo umgekehrt, als sie schließlich doch den Boden erreichte. Erneut Gänge, diesmal waren sie Rund, Schläuche aus Stein, und sehr alt, wahrscheinlich aus der Zeit der Alten. In manchen konnte Nomo nur gebückt gehen. Es gab auch weitere Leitern. Durch manche der Röhren floss ein kleines Rinnsal stinkenden Wassers. Manchmal hörte Nomo entfernt Geräusche, als renne jemand durch die Gänge. Es klang seltsam, irgendwie falsch. Schritt, Schritt, Klack, tiptap. Schritt, Schritt, Klack, tiptap… Wahrscheinlich nur das Echo ihrer eigenen Schritte. Doch die Geräusche stoppten nicht, wenn Nomo stehen blieb. War noch jemand hier unten? Wieder ein rundes Loch im Boden gab

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