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Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)

Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)

Titel: Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Thiele
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einerseits vor Entsetzen, andererseits vor Wut.
    Hochverehrter Kolat, teurer Freund
    Wie ich hörte, bewerbt Ihr Euch ebenso wie ich für das vakante Amt des Großwesirs. Eure Beweggründe kann ich durchaus verstehen, auch Eure Befähigung für diese Aufgabe möchte ich natürlich nicht in Zweifel ziehen. Doch will eine solche Kandidatur reichlich überlegt sein. Die Konkurrenz mit Euch behagt mir wenig, doch ich werde nicht vor ihr zurückschrecken. Sicher sind Euch meine Verbindungen mit der königlichen Familie bekannt, schon bald werde ich dazugehören. Mein Einfluss wächst täglich und ich werde ohne zögern davon Gebrauch machen. Für mich zählen Taten, ich bin kein Mann der großen Worte. Bisweilen bevorzuge ich auch unkonventionelle Lösungen. Zieht Ihr Eure Kandidatur zurück, vertieft Ihr unsere Freundschaft. Dies wird Euer Schaden nicht sein, wenn ich erst einmal zum Großwesir ernannt wurde. Tut Ihr es jedoch nicht, gefährdet Ihr nicht nur unsere gute Beziehung zueinander, sondern auch Euch selbst, ja, Eure ganze Familie. Mit diesem freundschaftlichen Rat verbleibe ich,
    Hochachtungsvoll Kirai
    Wie konnte es dieser Grünschnabel wagen, ihn und die seinen derart dreist zu bedrohen. Sein vermeintlicher Sieg vor dem Tribunal war dem Blutrichter anscheinend zu Kopf gestiegen. Kolat stand auf und goss sich noch einen Becher Wein ein. Er musste sich beruhigen, seine nächsten Schritte erforderten einen klaren Verstand. Dieser Kirai brauchte eine Lektion, ein Exempel. Zu schade, dass sein verlässlichstes Werkzeug, Esrin, nicht mehr in der Stadt weilte. Seit Wochen hatte ihn niemand mehr gesehen und selbst Kolats gute Kontakte in der Stadt konnten ihn nicht ausfindig machen. Gern hätte Kolat Kirai eine von Esrins Spezialbehandlungen angedeihen lassen. Doch ohne Esrin war diese Option hinfällig, einen vertrauenswürdigen Nachfolger gab es bisher nicht. Aber ihm würde schon noch etwas einfallen.
    ***
    Nomo schlich durch die Geheimgänge des Palastes. Sie wollte allein sein, hier begegnete ihr außer ein paar Mäusen niemand. Fast jedes Gebäude im Palastbezirk besaß derartige Gänge, als Nomo erst einmal ein Gespür dafür entwickelt hatte, fand sie die Eingänge ganz leicht. Noch immer kochte die Wut in ihr. Kirai heiraten, wie konnte ihre Mutter das von ihr verlangen. Sie fühlte sich verkauft. Doch Wut würde ihr nicht helfen. Besser sie sann über ihre Optionen nach. Kirai tatsächlich heiraten kam nicht in Frage. Von ihrem Vater erwartete sie keine Hilfe, er hatte dieser unsäglichen Verbindung bereits zugestimmt. Damit er ihre Verlobung annulliert, bräuchte es schon einen handfesten Skandal, sonst verliert der König sein Gesicht. Für einen Moment dachte Nomo an Kirais Liaison mit Königin Isi. Doch davon wusste bereits jeder – so schien es – eher ein offenes Geheimnis denn ein Skandal. Es beeindruckte ja nicht einmal ihre Mutter. Stimmen aus dem Raum hinter der Wand, rissen sie aus ihren Gedanken.
    „Kirai will Großwesir werden“, sagte Kolat.
    „Nun, das ist keine Überraschung“, antwortete Hem, „Hätte er nicht auf dieses Amt spekuliert, würde ich mir mehr Sorgen machen“
    „Aber er verlangt obendrein, dass ich meine Kandidatur aufgebe“, erregte sich Kolat.
    „Der Versuch ist sein gutes Recht, schließlich seid Ihr einer seiner stärksten Konkurrenten. Wie lange spielt Ihr das Spiel nun schon, Kolat? Mittlerweile solltet Ihr die Regeln kennen“, entgegnete Hem kühl.
    „Sicher, sicher. Mein Temperament ist etwas mit mir durchgegangen“, beruhigte sich Kolat, „Werdet Ihr mir helfen?“
    „Das kommt darauf an, was Eure Pläne sind. Wie Ihr sehr wohl wisst, bevorzuge ich die leisen Töne“, antwortete Hem
    „Ich fürchte, vor allzu leisen Tönen wird Kirai seine Ohren verschließen. Er selbst ist ohne Manieren, grob und ungehobelt. Wir müssen ihn mit seinen eigenen Waffen schlagen. Er wird nicht aufgeben, bevor sein Gesicht im Dreck liegt“, meinte Kolat.
    „Wer jemanden in den Dreck wirft, macht sich einen Feind, jemanden, der auf Rache sinnt. Rache lässt sich kaum kontrollieren, dafür ist sie zu impulsiv. Nein, da gibt es sanftere Wege. Kirais Machthunger benötigt einfach ein anderes Ziel. Zeigen wir ihm dieses Ziel, gewinnen wir sogar noch seine Loyalität. Und sei es nur, weil er uns den einen oder anderen Gefallen schuldet“, widersprach Hem.
    „Ein anderes Ziel? Großwesir ist das höchste Amt, mal abgesehen vom …“, Kolat stockte, „Halt, wollt Ihr ihn

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