Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)
und die Tatsache, dass sie seltsame Speere trugen – ließ sie weit exotischer erscheinen, als den buntesten Paradiesvogel. Kex schlenderte zu ihnen hinüber.
„Seid ihr mit der Karawane gekommen? Ihr seht fremd aus“, sprach er sie an.
„Wir sind Verdammte“, antwortete die ältere der drei Frauen in der Gruppe, „Könnt Ihr uns zu jenen bringen, die euch führen? Wir möchten um eine Bleibe bitten und um Anteil an eurem Wasser. Der Karawanenführer und seine Männer haben uns mittlerweile offensichtlich vergessen“
„Die Verdammten sind nur eine Legende. Niemand kann in der Einöde überleben, da gibt es nur Staub und glühende Hitze“, entgegnete Kex.
„Woher wisst ihr das so genau? Wart Ihr jemals dort?“, widersprach ihm eine junge Frau.
„Scheiße, wir hätten nicht hierher kommen sollen“, mischte sich ein kräftiger junger Mann ein, „Ich hab gleich gesagt, die sind alle so wie diese Leute von der Karawane. Jetzt halten sie uns auch noch für Lügner“
Die zweite junge Frau strich ihm beruhigend über die Schulter. Ein Junge baute sich vor Kex auf, stemmte demonstrativ seinen Speer neben sich auf den Boden.
„Wir lügen nicht! Wenn Ihr das noch mal behauptet, spieße ich Euch auf, wie eine Wüstenratte“, sagte der Junge trotzig.
„Lass gut sein, Ker, die Menschen hier wissen einfach nur nicht, dass es uns gibt“, sagte die ältere Frau.
Petel und Ral – ein weiteres Mitglied der neuen Bande – traten Kex zur Seite. Sie waren mittlerweile stets zur Stelle, wenn es brenzlig zu werden schien.
„Vorsicht Junge, wir sind keine Bauerntölpel, denen man einfach droht“, warnte Petel.
Kex legte den Kopf ein wenig schief, so recht glauben wollte er diesen Leuten nicht. Aber sei es drum, ihre wahre Identität würde er noch herausfinden. Jetzt musste er erst einmal entscheiden, was er mit ihnen anfing. Sie in den Palast zu bringen, war aussichtslos, die Wachen würden sie nicht einmal hinein lassen. Sie einfach hier stehen lassen, erschien aber ebenso unangebracht. Aus ihrer exotischen Art ließ sich vielleicht Kapital schlagen.
„Die Beseelten werden euch nicht einfach empfangen, aber ich wüsste da eine Möglichkeit. Am besten ihr kommt erst einmal mit uns“, offerierte Kex.
***
Vor Schreck schlug Dilo beide Hände vor den Mund. Soeben trat sie mit den anderen Mitgliedern des Rates aus der großen Halle. Vor ihnen standen die Abgesandten der Familien, jene, die für die Suchexpedition in die Stadt der Alten ausgewählt wurden. Etwa fünfundzwanzig Menschen, die Hälfte alt krank und gebrechlich, der Rest Dienende. Lediglich Dilo selbst hatte ihren Enkel geschickt, ein kräftiger junger Mann, der irritiert zu seiner Großmutter blickte. Es sah aus wie das letzte Aufgebot, all jene deren Weggang kaum einer vermissen würde. Einige saßen bereits jetzt auf dem Boden, da sie nicht mehr so lange auf ihren eigenen Beinen stehen konnten. Andere grinsten senil, so als wüssten sie nicht, was sie erwartet. Die Dienenden hielten die Köpfe gesenkt. Wie sollte dieser müde Haufen jemals die Stadt der Alten erreichen?
„Das ist doch nicht Euer Ernst?“, grummelte Dilo, „Wenigstens aus den Familien der Ältesten hätte ich besseres erwartet“
„Ich wurde überstimmt“, entschuldigte sich Lelli kleinlaut.
„Wo ist ein Mitglied Eurer Familie, Piri?“, fragte Dilo.
Bevor Piri antworten konnte, trat Zemals Vater auf den Platz und gesellte sich zu der Gruppe. Die anderen Ältesten reagierten nicht auf Dilos Bemerkung. Ihre Ausflüchte würden ohnehin nichts mehr ändern. Dilo hätte besser ebenfalls jemanden anderen geschickt. Aber wer mochte entscheiden, wer verzichtbar ist und wer nicht. Trotzdem, bei dem Gedanken, ihren Enkel in den sicheren Tod zu schicken, rebellierte ihr Magen. Zusammen mit Zemals Vater waren sie nur zwei vollwertige Verdammte, die Kranken waren mehr Ballast als Hilfe und die Dienenden taugten auf so einer Expedition lediglich als bessere Lasttiere – über die Jahre hatte man ihnen jeglichen eigenen Willen ausgetrieben –. Vielleicht gelang es Dilo, seine Chancen ein wenig zu erhöhen.
„Wo sind die beiden Nachtjäger? Sie kennen als einzige den Weg. Außerdem waren sie es, die Houst zurückließen. Es steht außer Frage, dass sie diese Expedition begleiten“, sagte sie.
„Nachtjäger können wir nicht entbehren, es sind ohnehin schon zu wenige“, entgegnete Fuzill.
„Ist das der Grund, warum Ihr Eure kranke Schwester geschickt habt? Weil Ihr sie
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