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Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Titel: Die Legende der Dunkelheit: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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durchrüttelte, packte er den Dreckskerl und warf ihn auf den Bürgersteig, wobei sie beide über den Asphalt rutschten, sodass es ihnen fast die Haut vom Körper schürfte. Mit Schwung drehte Michael den Jungen um, drückte ihm seinen muskulösen Unterarm an die Kehle und lehnte sich mit dem Rücken gegen einen geparkten Wagen, sodass der Junge mehr oder weniger auf seinem Schoß lag und er ihn von hinten festhielt.
    Sofort sammelte sich eine Menschenmenge, die zwar laute Ooohs und Aaaahs ausstieß, aber ihm überhaupt nicht half, obwohl der Junge auf dem Bürgersteig mit den Füßen trat und sich wand wie ein Fisch, um Michaels schraubstockartigem Klammergriff zu entkommen. Und die ganze Zeit hielt der Dreckskerl die Handtasche fest. Der Lärm der Sirenen wurde immer lauter. Michael wusste nicht, ob sie wegen seines Gefangenen kamen, da Polizeisirenen in New York an der Tagesordnung waren.
    Als er den Jungen so festhielt, erkannte Michael, dass der Typ, den er da im Würgegriff hatte, gar kein Junge war, sondern ein ausgewachsener Mann, der sich so heftig wehrte, dass sich seine kräftigen Armmuskeln spannten wie Gummibänder. Etwas Hartes lag in dem Blick dieses Mannes, nicht die Verzweiflung eines Jungen. Die Arme des Mannes waren viel kräftiger, als Michael gedacht hatte, und im Grunde wurde er kaum mit ihm fertig. Michael war stark, fit und wesentlich besser in Schuss als die meisten Sechsunddreißigjährigen. Aber sein Gefangener war viel stärker …
    Und dann geschah etwas Verblüffendes, denn plötzlich trat sie aus der Menge: die schwarzhaarige Frau mit der Porzellanhaut, Schneewittchen, die Besitzerin der Handtasche. Zornig blitzte sie den Dieb mit ihren dunklen Augen an. Dann beugte sie sich vor und riss dem Mann die Tasche aus der Hand. In dem Moment verstummte die Menschenmenge, denn plötzlich begriffen sie, was für eine Heldentat Michael vollbracht, dass er einen Verbrecher dingfest gemacht hatte.
    Immer noch hielt Michael den Dreckskerl fest, doch der hörte auf einmal auf, sich zu wehren. Und so saß er auf dem Bürgersteig, den Dreckskerl auf seinem Schoß und mit dem Rücken gegen den geparkten Wagen gelehnt.
    Endlich schaute die Frau Michael an und nickte ihm zu. Er wusste nicht genau, ob sie ihm mit diesem Nicken danken oder ob sie ihm etwas anderes sagen wollte. Ganz ruhig griff sie in ihre Handtasche und zog eine kleine Beretta heraus.
    »Nein.« Das war das Einzige, was Michaels Gefangener herausbrachte, und Angst schwang in seiner Stimme mit.
    Ohne zu zögern, zielte sie mit der Waffe auf ihn und feuerte zwei Schüsse ab, die ihn mitten ins Herz trafen.
    Von der Schlagkraft der beiden Kugeln wurde der Mann mit so viel Wucht gegen Michael gedrückt, dass der für den Bruchteil einer Sekunde ganz verwirrt war und glaubte, sie habe auch auf ihn geschossen. Und im nächsten Moment begriff Michael, dass es darauf auch hinausgelaufen wäre, wenn er den Mann nicht wie einen Schutzschild vor seinen Körper gehalten hätte. Michael saß da, total unter Schock, während die Welt um ihn herum totenstill wurde. Tiefrote Flecken bildeten sich auf dem weißen Shirt des jungen Mannes, und die letzten Schläge seines Herzens pumpten das Blut aus den beiden 5-Cent-Stück-großen Einschusslöchern auf den Beton des Bürgersteigs, wo sich eine Lache bildete. Obwohl er den Toten in den Armen hielt, konnte Michael nicht umhin, Dankbarkeit zu empfinden, dass es kleinkalibrige Kugeln waren; wenn sie auch nur ein bisschen größer gewesen wären, hätten sie zwei auf einen Streich erledigt.
    Die Menschen begannen zu schreien, und Chaos breitete sich aus, sodass Michael sich wieder aus seiner Erstarrung löste. Die Leute stoben auseinander aus Furcht vor der Irren und ihrem Komplizen, der den jungen Mann auf dem Boden festgehalten hatte, damit sie ihn ermorden konnte.
    Mit einer Lässigkeit, mit der andere Frauen ihr Puderdöschen wegsteckten, ließ die Frau ihre Waffe wieder in ihre Handtasche zurückgleiten, dann drehte sie sich um und verschwand in der Menge.
    Und im nächsten Moment schaute Michael in den Lauf von zwei Glock 19. Die beiden jungen Polizisten umklammerten ihre Waffe so fest, dass die Fingerknöchel weiß hervortraten, und in ihren Gesichtern spiegelte sich der Schock über das Blutbad, über den Anblick des toten jungen Mannes, den Michael mit den Armen umklammerte.
    KC stand in der Auffahrt, als die Limousine vorfuhr.
    »Guten Abend«, begrüßte sie der Fahrer, als er aus dem Wagen stieg, KC

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