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Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Die Legende der Dunkelheit: Thriller

Titel: Die Legende der Dunkelheit: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Doetsch
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und ihr ganzes Leben auf ihn ausgerichtet hatte, sodass sie alles andere darüber vergessen hatte. Und als sie jetzt, so unmittelbar vor ihrer Reise, an England dachte, wurde ihr plötzlich bewusst, dass sie Cynthia vermisste, dass sie ihr Haus in Essex vermisste, dass sie ihr altes Leben vermisste, in dem sie jederzeit losfahren konnte, um in den Alpen Ski zu fahren, auf den Kilimandscharo zu steigen oder im glasklaren Wasser vor Fidji zu schnorcheln. Sie vermisste die Freiheit, die sie so lange genossen hatte. Vor allem aber vermisste sie den Adrenalinschub, an den sie gewöhnt war. Sie liebte es nicht nur, zu planen, in ein Museum oder in ein Botschaftsgebäude einzubrechen, sie liebte es auch, das Ganze dann durchzuziehen. Ihre Opfer waren immer Leute gewesen, die ihrer Meinung nach ein bisschen Missgeschick verdienten, weil sie Dinge getan hatten, die alles andere als moralisch gewesen waren, aber ihrer gerechten Strafe entgangen waren, weil sie Geld hatten und Macht, die sie unantastbar machten: Diktatoren, skrupellose Geschäftsleute, Kriminelle … Rechtsanwälte. Sie hatte noch nie einen Menschen getötet, hatte noch nie einem Menschen bei einer ihrer Unternehmungen körperlichen Schaden zugefügt. Sie hatte sich immer nur ihre Beute geschnappt, sie so schnell wie eben möglich verkauft und sich dann hinter einer Fassade der Normalität versteckt, bis sie das nächste Mal Geld brauchte.
    KC stellte sich vor den Ticketschalter und nickte kurz. »Guten Tag«, sagte sie dann, »ich habe einen Flug nach London gebucht, über Deutschland.« KC schob ihren Pass hinüber.
    »Ich sehe, dass Sie nur den Hinflug gebucht haben«, erwiderte die Frau hinter dem Schalter nach einem Blick auf den Computer. »Kommen Sie auch wieder zurück?«
    KC stutzte einen Moment. Ohne es zu wollen, hatte die Frau ausgesprochen, was KC in den letzten Stunden in ihrem Kopf hin und her gewälzt hatte. Schließlich sah sie die Frau mit traurigen Augen an und meinte: »Ich weiß es noch nicht.«
    Im Flughafen herrschte eine Art organisiertes Chaos. Die Leute drückten und schoben und warfen unverschämterweise ihre riesigen Koffer und ihr viel zu vollgestopftes Bordgepäck herum. KCs Reisetasche war klein und leicht. Sie hatte in aller Eile gepackt: eine lange Hose, einen Rock, eine Bluse und ein Paar Schuhe, ihre Turnschuhe, ihre Laufsachen und einen Badeanzug. Von ihrem früheren Leben her war sie es gewöhnt, immer nur mit leichtem Gepäck zu reisen und nach einer Liste zu packen, auf der die wesentlichen Dinge standen, die sie brauchte, egal, wie lang die Reise dauerte oder wie weit sie KC in die Ferne führte. Sie schleppte niemals Körperpflegeprodukte mit sich herum oder Haarbürste und Haartrockner; was sie dringend brauchte, kaufte sie sich einfach, sobald sie an ihrem Zielort angekommen war. Sie war kein Typ für Make-up und brauchte eigentlich nur Eyeliner, Wimperntusche und Lipgloss; den Rest besorgten ihre guten Gene.
    Wegen des geschäftigen Treibens in dem vollen Flughafenterminal fiel ihr die Frau mit den kurzen schwarzen Haaren nicht auf, die direkt hinter ihr stand. Und die jede Bewegung von KC aufmerksam verfolgte.
    Michael saß in dem Verhörraum, starrte Lucas an und musste sich zwingen, Ruhe zu bewahren und dem Mann nicht an die Gurgel zu springen. Die Akten, wie die sprichwörtlichen Karten, die man vor ihm auf den Tisch gelegt hatte, bestimmten über sein weiteres Schicksal. Sie waren ein Beleg für seine Vergangenheit, für Dinge, die er getan hatte, für Verbrechen, die er begangen hatte, um Menschenleben – das Leben von geliebten Menschen – zu retten.
    Doch jetzt wurden diese Taten und die Opfer, die er dafür gebracht hatte, gegen ihn verwendet, um ihn zu zwingen, etwas zu tun, was er nicht tun wollte.
    »Sie haben einen Mann getötet, um mich in die Falle zu locken?«
    Lucas antwortete nicht.
    »Ist Ihnen nicht in den Sinn gekommen, es erst einmal mit Erpressung zu versuchen, bevor Sie diesen Jungen ermorden?«
    »Ich habe diesen Jungen nicht ermordet, das hat eine Fremde getan … und Sie haben dabei geholfen. Ich bin nur hier, um mich mit Ihnen zu unterhalten, weil wir es hier mit einer Angelegenheit zu tun haben, die die nationale Sicherheit betrifft«, erklärte Lucas, als würde er das tatsächlich glauben. »Die Regierung kann sich um den Fall kümmern, sodass die Polizei nicht mehr das Sagen hat, und ich kann das Ganze dann unter den Teppich kehren, oder aber …« Lucas legte beide Hände auf den

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