Die Legende der Dunkelheit: Thriller
Gelegenheit.«
»Und sorgen dafür, dass Sie hinterher, nachdem ich gestohlen habe, was Sie brauchen, jeden auf das Mitternachtsvideo verweisen können, das uns dabei zeigt, wie wir den Bereich auskundschaften«, gab Michael mit Verärgerung in der Stimme zurück.
Eigentlich war Michael nicht wegen der Sache mit den Kameras verärgert. Er musste sich die Untergeschosse tatsächlich anschauen, musste mit eigenen Augen sehen, dass das da unten wirklich so gebaut war, wie es auf den Plänen aufgezeichnet war. Er war wütend, weil er dazu gezwungen wurde, weil er sich mit einem Fremden zusammentun musste, dem er nicht vertraute, vor allem aber, weil er gezwungen war, sich auf jemand anderen zu verlassen. Michael hatte Probleme, jemandem zu vertrauen. Er konnte die Menschen, denen er sein Leben anvertraute, an einer Hand abzählen, und Jon stand nicht auf dieser Liste.
Busch liebte Poker, schon immer. Als Teenager hatte er sich in der Rolle des Falschspielers gefallen, hatte seine Freunde am Freitagabend geschröpft und seiner Mutter erklärt, dass das Extrageld von dem Trinkgeld stammte, das er bei seiner Arbeit an der Tankstelle und im Feinkostladen bekam. Und obwohl er das Spielen inzwischen aufgegeben hatte, wenn man von einem gelegentlichen Spielchen gegen Michael oder Simon absah, hielt er sich immer noch für sehr clever und für fähig, andere »zu lesen« und zu wissen, wann er aussteigen musste, zu wissen, wie man gewann.
Er setzte sich an den Pokertisch im Red Dragon Casino, dessen rote Decke mit den goldenen Verzierungen und den kunstvollen Drachen, die auf die Kassetten gemalt waren, dem Ganzen ein wahrhaft chinesisches Ambiente verlieh. Der Stuhl war weich, aus dickem Leder, der Tisch aus dunklem Nussbaum. Er liebte den grünen Filz und wie die ausgeteilten Karten darüberglitten. Wie aus dem Nichts erschien eine traumhaft schöne Kellnerin und wisperte ihm fragend ins Ohr, was er denn gern trinken würde. Er wisperte zurück, dass er einen Jack Daniels wolle, und wandte seine Aufmerksamkeit dann den anderen zu, die bereits in ein Spiel vertieft waren.
Sie saßen zu sechst an diesem Tisch: drei gut gekleidete chinesische Geschäftsleute – zumindest war das der Eindruck, den sie mit ihren gestreiften Anzügen zu erwecken hofften –, ein japanischer Mann in einem schwarzen Polohemd und dunkler Hose und eine blonde Frau, die unablässig in Buschs Richtung schaute.
Ein neues Spiel begann, und alle setzten, als der junge Croupier jedem fünf Karten zuwarf. Und als würde dieser Job nach einem schönen Menschen schreien, war der Croupier wieder überaus attraktiv: dunkle Haare, tiefgründige Augen, eine Mischung aus verschiedenen Kulturen, die in einer sinnlichen Frau verschmolzen, die wusste, wie man spielte.
Sie spielten Five Card Draw. Buschs erstes Blatt taugte nichts. Ein Ass, ein Bauer, eine Fünf, eine Drei und eine Sieben. Der Japaner setzte einen Hunderter, und alle am Tisch gingen mit. Innerhalb von zwei Minuten gewann er mit zwei Königinnen.
Für Busch ging es in den ersten paar Spielen darum, die Gesichter der anderen zu lesen, verräterische Signale und Eigenarten darin zu entdecken. Beim zweiten Spiel stiegen alle aus bis auf einen der chinesischen Männer und die Blondine, die immer mehr setzte, bis der Mann ihr Blatt sehen wollte und verlor.
Busch spielte das nächste Spiel aggressiv, setzte viel, zog drei Karten, beobachtete, ob die anderen ihm genauso viel Aufmerksamkeit schenkten wie er ihnen. Mit zwei Paaren strich er lächelnd seinen Gewinn ein.
Nach vier Spielen konnte er alle lesen bis auf zwei der chinesischen Männer. Die Gesichtszüge des Japaners veränderten sich nie, doch er rieb mit dem rechten Daumen sacht über den Fingerknöchel seines Zeigefingers, wenn er ein gutes Blatt hatte und seine Erregung darüber nicht zügeln konnte. Bei der Blondine war es einfacher. Während ihre Schönheit und ihr koketter Blick die meisten Männer abgelenkt hätte, weil sie meinten, sie nach dem Spiel ins Bett zu bekommen, blieb Paul völlig unberührt von ihren Reizen. Sie ahnte ja nicht, dass er zwar ihr Lächeln erwiderte, dass er aber überhaupt kein Auge für sie hatte. Er war schon ewig mit Jeannie zusammen und hatte nicht vor, sein Gelöbnis zu brechen.
Nach zwölf weiteren Spielen, vier kleinen Verlusten und vier hohen Siegen hatte Paul sein Geld verdreifacht.
Kapitel 15
Peking
K C und Annie betraten die große Hotelsuite und ließen ihr Gepäck auf das Bett fallen. Annie
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