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Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Titel: Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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habe mich ein wenig mit ihren Handschriften befasst – da dürfte es nicht lange dauern. Danach lege ich das Dokument dem Rat vor.« Seine Raffinesse befeuerte Urticas Eitelkeit nur noch mehr.
    »Und Ihr seid Euch sicher, dass der Rat Eure Forderung akzeptiert?« Delboittas Augen glitzerten geradezu, als sie sein Gesicht musterte.
    Er wusste, wie viele Ovinisten unerkannt in wichtigen Positionen saßen. Er hatte genug Politikern einflussreiche Posten versprochen und genügend Männer und Frauen durch Belohnungen dazu verleitet, sich an seine Pläne zu binden; Wächter standen unter seinem Einfluss, Beamte der Inquisition nahmen seine Zahlungen ungeniert an, und wo Bargeld nicht fruchtete, hatte er Banden aus den Höhlen angeheuert, um jeden einzuschüchtern, der ihm in den Weg kommen mochte, und ihm einen Denkzettel zu verpassen. Alles war vorbereitet.
    Wenn er das höchste Amt im Staat erst innehätte, würde er seine Pläne ins Werk setzen und eine aggressivere Politik beginnen. Nur die Landbesitzer mit den höchsten Profiten bekämen Kontrolle über die Produktionsmittel. Der höheren Produktivität wegen würde die Sklavenarbeit ausgeweitet. Die oberen Zehntausend würden großzügige Gewinne einstreichen. Den Vermögenden des Kaiserreichs würde es prächtig ergehen.
    »Ich bin bestens vorbereitet … « Er verstummte, denn seine militärische Niederlage kam ihm in den Sinn. Er würde sie zur rechten Zeit bekannt geben und einen Weg finden, Rikas Strategie dafür verantwortlich zu machen. »Und dann verhaften wir die Kaiserin und ihre Schwester«, fuhr er fort. »Vielleicht am besten während des Schnee-Balls, damit jedes Klatschmaul die Neuigkeit sofort rumtratscht. Ich will sie rasch entthront wissen und … sehe mich als denjenigen, der vermutlich zu ihrem Nachfolger gewählt wird.«
    Delboitta grinste zustimmend und ließ ihre makellosen Zähne sehen. Dann streichelte sie seine Wangen und umspielte sie gleich darauf mit den Lippen. »Ich darf Euch also … «, begann sie flüsternd und ließ ihre Hand zu seinem Unterleib wandern, »… Lust verschaffen, Kaiser Urtica?«
    Für einen Augenblick wusste er nicht, was ihn stärker erregte: ihr Vorschlag oder sein künftiger Titel.

KAPITEL 33
    Wer seid Ihr wirklich?«, flüsterte Eir und hatte dabei die Hände auf Randurs Hüften.
    Sie übten an diesem Abend einen langsamen Tanz, den Yunduk , und die einzige Verständigung zwischen ihnen waren bisher Randurs gewisperte Ratschläge zu ihrer Körperhaltung gewesen. Diesmal gab es keine Musik dazu, doch sie konnten die Rhythmen inzwischen auswendig, und alle Schritte kamen flüssig und mit Anmut. Geübt wurde in einem der vielen ungenutzten Winkel des Balmacara, in einer Kammer, die die meisten neugierigen Höflinge längst vergessen hatten.
    Je zurückhaltender er war, umso mehr wollte sie wissen und ihn verstehen. Nach Jahren einer weltabgeschiedenen Existenz zwischen Kaiserlichen Hauslehrern und geflüsterten Weisungen der Wächter war dieser Insulaner in ihr Dasein gebrochen und hatte ihr bereits mehr vom Leben gezeigt, als sie je für möglich gehalten hätte. Noch seine beiläufigsten Bemerkungen legten eine exotische Herkunft nahe, und seine schlichte Präsenz zeugte von einem anderen Ort, egal, ob im geografischen oder geistigen Sinne, solange er nur nicht von Stein und Eis begrenzt war wie die Umgebung ihrer Kindheit.
    Und sie hatte hinter seine überhebliche Fassade gesehen.
    »Ich dachte, das hatten wir schon.«
    Sie fasste ihn kräftiger an den Hüften. »Einerseits ja, andererseits nein. Ich wüsste gern, wer Ihr tatsächlich seid, Randur Estevu.«
    »Ihr wäret enttäuscht«, erwiderte er herablassend.
    »Da bin ich mir nicht so sicher. Eure Anstrengungen für Eure Mutter jedenfalls finde ich sehr ehrenwert.«
    »Darüber möchte ich lieber nicht sprechen.«
    »Dann verratet mir wenigstens, ob Ihr Euch immer nur durch die Welt geschlafen habt oder auch einmal wirklich verliebt wart.«
    Er sah zu ihr herunter, und sein Zögern verriet ihr sein Erstaunen.
    »In jemand anderen als Euch selbst natürlich«, setzte sie hinzu.
    Er lachte und umarmte sie fester, sodass sie sich bei der nächsten Bewegungsfolge an der Taille berührten. Ihre Schritte flossen sanft dahin und schienen doch für ganz neue Ausdrucksebenen offen, und wohin er seine Füße auch setzte, dorthin folgte sie ihm gleichzeitig und im Takt.
    »Verliebt zu sein, war eigentlich nie mein Stil«, erwiderte er. »Und für die Mädchen auf

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