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Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Titel: Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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rief Dartun durch die Brandung. »Ihr hättet keinen Augenblick zu früh kommen können. Wo sind die Übrigen?«
    Die Antwort auf diese Frage ließ nicht lange auf sich warten. Binnen einer Stunde waren fünf weitere Schiffe ähnlicher Größe angelangt und lagen regellos nebeneinander. Die Kultisten waren in kleinen Gruppen gereist, um kein Aufsehen zu erregen, und hatten sich ein Stück weit entfernt an der Küste gesammelt, um gemeinsam die letzte Etappe zu diesem vernachlässigten Winkel einer untergehenden Welt zu segeln. Laufbretter wurden ausgebracht, und bald stiegen fünfzig Kultisten von Bord.
    Dann wurden die Untoten ausgeladen.
    Zweihundert Männer und Frauen – teils Menschen, teils Rumel – kamen in unterschiedlichem Verwesungszustand an den felsigen Strand gewatet. Mit ihren pendelnden Armen schienen sie vom rauen Wetter unbeeindruckt, und durch ihre wenige Kleidung schimmerte das Grau ihres Fleisches.
    Diese Milizionäre marschierten in akkuraten Kolonnen und stellten sich in abgezirkelten Reihen vor der Steilküste auf. Ihre Lumpen flatterten im Wind wie ausgefranste Banner. So unvorteilhaft sie auch aussahen: Dartun war klar, dass er ihren Schutz benötigte. Papus mochte ihm selbst hierher nachsetzen, und er wusste nicht, was ihn auf der anderen Seite der Tore erwartete.
    Hundemeuten wurden von den Schiffen gebracht, und die kalte Luft versetzte die Tiere in helle Aufregung. Weitere Untote folgten, diesmal mit Ausrüstungsgegenständen: mit zerlegten Schlitten, mit Waffen, Relikten und leichter Rüstung. Dartun freute sich an dieser Effizienz – und mit ihm fast der gesamte Orden der Tagundnachtgleiche, von dem nur wenige Mitglieder in Villjamur geblieben waren. Nun fühlte Dartun sich viel sicherer, und die bloße Anwesenheit seiner Sippe hob seine Stimmung.
    Den Vormittag über informierte er ein Ordensmitglied nach dem anderen über das, was sie auf der Insel entdeckt hatten.
    Brutale Ermordungen.
    Eine unbekannte Gattung.
    Das bizarre Filetieren der Opfer.
    Theorien wurden erörtert, Vorgehensweisen und Lösungen beredet, doch eines war gewiss: Sie mussten rasch vorgehen, um für jeden Angriff gerüstet zu sein. Dartun betonte, wie wichtig es sei, übers Eis zu ziehen und den Aufenthaltsort ihres neuen Gegners aufzuspüren. Er war überzeugt davon, dass er an den Welten-Toren zu finden war, an denen ein ganz neues Niveau des Wissens begann.
    Später zogen Hundemeuten die Kultisten wie eine groteske Magierprozession die Insel entlang, und die Armee der Untoten eilte ihnen nach. Alle waren zur Nordküste unterwegs, von wo aus sie sich aufs Eis hinauswagen würden.
    Mit der Aussicht, neue Welten zu entdecken.

KAPITEL 32
    Der Garuda-Flugleutnant brach auf den Fliesen eines der höchstgelegenen Zimmer im Balmacara zusammen und war nur noch ein Haufen zerzauster Federn und zerborstener Rüstung. Blut besprenkelte seine weißen Gesichtsfedern, und seine Arme zitterten, als er sich aufzurappeln versuchte. Heute durfte man den Kanzler nicht mit so dramatischen Einlagen behelligen.
    »Was gibt’s Neues, Flugleutnant?« Urtica machte sich wieder über seine Austern und Miesmuscheln her und musterte den bäuchlings am Boden liegenden Vogelsoldaten dabei leidenschaftslos.
    Der Garuda kroch ans Feuer und lehnte sich an den Kamin, sodass die Flammen flackernde Schatten über seine scharfen Umrisse warfen.
    Verzeiht, Kanzler , hob der Soldat in Gebärdensprache an. Der Flug aus dem Kriegsgebiet war lang.
    »Zur Sache.« Urtica drängte den Soldaten mit einer Bewegung seiner Gabel zur Eile.
    Kanzler, ich bringe leider schlechte Nachrichten. Der Blick des Garudas schoss verängstigt im Zimmer herum.
    »Die Eroberung Varltungs ist also kein Spaziergang?«
    Der Garuda stieß einen seltsamen Laut aus. Anders als geplant, hatten unsere Einheiten keine Möglichkeit, sich der Küste in Langschiffen zu nähern. Offenbar hat das Eis unsere Invasionskräfte besiegt. Deshalb musste die Armee zu Fuß vorrücken, doch das Eis war zu schwach, Sir, und ist unter ihrem Gewicht gebrochen. Viele Soldaten sind letzte Nacht im eisigen Wasser ertrunken. Dann kamen leichtfüßige Krieger von der Insel Varltung, doch unsere Kommandeure wollten ihre Hilfe nicht annehmen.
    Zwar schäumte Urtica innerlich über diese verheerende Nachricht, blieb aber äußerlich ruhig. »Berichtet mir von den Verlusten!«
    Von den viertausend Soldaten, mit denen wir ausgerückt sind, leben nur noch ein paar Hundert.
    »Ein paar Hundert«, brummte

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