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Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Titel: Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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Folterer der Stadt ihre Fähigkeiten einsetzen zu lassen. Die Inquisition kam dieser Anweisung nur zu gern nach, da sie auf die Neuigkeiten gespannt war, die unter der Folter zum Vorschein kämen.
    Herauszufinden, welche Übeltaten Dartun im Schilde führte, würde ihre brutalen Methoden rechtfertigen.
    Von den dreiundvierzig Gefangenen wurden sieben Männer vor den Augen der Frauen gefoltert. Sie wurden nackt auf einen Steinsockel gebunden, wo sie die Birne der Qual erwartete, ein altes, birnenförmiges Instrument aus Metall, das in den After eingeführt wurde und sich dort mithilfe eines kleinen Hebels wie die grausamste Blüte entfaltete.
    Papus sah völlig unbeeindruckt zu. Die Männer weinten und schrien, und als die Metallbirnen eingeführt wurden, erstarrten sie erst und zuckten dann auf.
    Dass die Geständnisse so rasch und umfassend kamen, lag vielleicht daran, dass die Mitglieder des Ordens der Tagundnachtgleiche ein behagliches Leben gewöhnt waren.
    Einer nach dem anderen erzählten sie Papus alles und waren so sehr bemüht zu gehorchen, dass ihre Kenntnisse nur so aus ihnen heraussprudelten. Anfangs war Papus schockiert darüber, wie viel Dartun wusste. Nie hatte ein Kultist so viel über die Welt des Okkulten in Erfahrung gebracht. Was über ihn ans Licht kam, war alarmierend: Er war unsterblich, lebte bereits seit Jahrhunderten und hatte den Schlüssel zur Langlebigkeit gefunden. Den musste sie nun ebenfalls auftun, indem sie den Sitz seines Ordens gründlicher durchsuchte.
    Einmal fragte sie: »Hat er etwas mit den sogenannten Draugr zu tun, die auf unserer Insel gesichtet wurden?«
    Ja, er hatte sie erschaffen. Ja, er konnte Tote zum Leben erwecken. Und zwar, um eine Armee zu bilden, ein Sicherheitsnetz zur Abschreckung derer, die ihn aufhalten wollen. Und um sich vor dem zu schützen, was in den anderen Welten liegen mochte.
    Womit sie wieder bei den Welten-Toren waren.
    Besorgt ging sie vor den Gefangenen auf und ab. Die allem zugrunde liegenden Tatsachen spitzten sich zu: Verain hatte sie zu Recht gewarnt. Papus kam sich in ihrer Ahnungslosigkeit ungemein naiv vor.
    »Das ist wirklich eine ernste Angelegenheit«, flüsterte Kanzler Urtica später, als er mit Papus auf einem Flur des Balmacara stand. »Ihr erzählt mir so viel über lebende Tote und warnt davor, dass Dartun solche Gefahren ins Kaiserreich übergreifen lassen wird. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich tatsächlich verstehe, was Ihr meint, aber ich erkenne, dass eine Gefahr gegeben ist. Tut also, was Ihr für nötig erachtet, um ihn aufzuhalten.«
    Papus nickte. Sie unterbrachen das Gespräch, weil ein paar Stadtwächter an ihnen vorbeikamen. Papus warf Urtica, der an die Wand gegenüber getreten war und sich von den Männern mit »Sele von Jamur!« grüßen ließ, einen verlegenen Blick zu. Kurz darauf kam eine Reihe Diener mit Gerichten vorbei, die für Ratsmitglieder bestimmt waren.
    »Jetzt reicht’s mir aber.« Papus zog ein goldfarbenes Aldartal aus ihrem Umhang. Urtica sah staunend zu, wie sie den Zeiger des Geräts stellte.
    Die Diener mit ihren Tabletts erstarrten mitten im Gehen, und auch die Wächter rührten sich nicht mehr. Selbst die Flammen der Laternen standen reglos in der Luft. Mit diesem Gerät ließ sich der Zeitablauf verzögern, und sie und Urtica befanden sich jetzt in ihrem eigenen System. »Wir haben nicht viel Zeit«, sagte sie.
    Er sah sich die Stillgestellten ringsum an und zückte eine Braue. »Beeindruckend.«
    »Wenn Dartun gefangen werden soll«, fuhr Papus fort, »brauche ich für die Expedition militärische Unterstützung – Langschiffe, Schlitten, solche Sachen.«
    »Ja, ja, natürlich. Was immer Ihr wollt – Ihr müsst Eure Wünsche bloß anmelden.«
    »Wir werden die Stadt sofort verlassen.«
    »Gut, wartet hier einen Moment«, sagte er, betrat eine nahe Schreibstube und kehrte mit einem Papier zurück, das sein persönliches Siegel trug. »Das sollte Euch reichen.«
    »Danke, Kanzler! Ich werde ihn jagen, bis ich ihn gefunden habe.« Während sie das Papier in eine tiefe Tasche schob, kam wieder Leben in die erstarrten Gestalten im Flur. Erst wirkten sie verschwommen wie auf einer verschmierten Zeichnung, doch gleich darauf setzten sie ihre Erledigungen und alltäglichen Verrichtungen in Realzeit fort.

KAPITEL 37
    Sie erwachte von Flügelschlägen, einem leisen Geräusch am Rande der Hörbarkeit.
    Tuya richtete sich mühsam auf. Greller Schmerz fuhr ihr durch die Arme, und ihre Muskeln

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