Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Titel: Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
Vom Netzwerk:
noch immer zögerlich. »Bist du … allein? Ist niemand sonst da?«
    »Natürlich bin ich allein. Sonst hätte ich es gesagt.«
    Brynd folgte ihm ins Haus und sah sich sorgfältig um, bevor er die Tür schloss. Kym war immer so lässig, und seine Unbekümmertheit hatte etwas ungemein Anziehendes. Oder war es eher Gleichgültigkeit? Viele hielten seinen Mangel an Vorsicht für ein Zeichen von Stärke. Vor allem Frauen sprach das tiefe Selbstvertrauen an, aus dem er seinen enormen Sarkasmus und Humor und seine unwirklich anmutende Klugheit zog. Sie empfanden das Bedürfnis, von ihm bemerkt zu werden, doch letztlich kehrte er immer wieder zu Brynd zurück.
    »Ist das ein Schnitt?« Brynd hatte im helleren Licht des Zimmers eine dünne Linie unter Kyms Auge bemerkt.
    »Ich bin ein wenig rau behandelt worden – du kennst das ja. Oder auch nicht, da du so militärisch korrekt bist. Das war aber mehr als nur eine Beschimpfung: eine Drohung, die Inquisition zu benachrichtigen. Zufällig war der Junge, mit dem ich mich getroffen hatte, hart, groß und muskulös und hat dem armen Mistkerl, der das getan hat, den Kiefer gebrochen. Der braucht beim Essen jetzt Hilfe.« Kym lächelte unendlich sanft.
    »Aha«, versetzte Brynd und wusste nicht, ob er eifersüchtig oder ärgerlich sein sollte. Zu beidem hatte er kein Recht. »Und sonst? Wie ich sehe, hast du deine Wohnung schon wieder neu dekoriert.«
    Er wies auf die Sessel mit Metallrahmen, auf raffinierte Fresken und modische Laternen, die grünblaue Lichtmuster auf alles ringsum warfen: Beeindruckend, dass Kym über die Jahre hin immer wieder etwas Neues mit seiner Wohnung anstellte.
    Begegnet waren sie sich, als Brynd gerade Hauptmann der Zweiten Dragoner geworden war. Weil er damals noch kein so hohes Ansehen hatte schützen müssen, waren das gute, recht unbelastete Zeiten gewesen, in denen er seine Abende mit Sex und lockerer Geselligkeit verbringen konnte. Die beiden besuchten Galerien und spazierten in wärmeren Nächten sogar über die Brücken, um den Sternen näher zu sein – einiger Zeilen in einem alten Jorsalir-Text wegen jedoch stets im Schatten des Scharfrichters. Damals verschwendeten die Menschen keinen Gedanken an die Winterstarre, und er hatte keine entscheidende Rolle in Entwicklung oder Sicherheit des Kaiserreichs inne und war daher weniger um seinen Ruf besorgt.
    In jener zielloseren Jugendzeit war er durch die Stadt gestreift und hatte einen Mann nach dem anderen gevögelt. Sex war immer irgendwo zu finden, in verschwiegenen Clubs, die dunkel genug waren, damit Ehemänner weiter scheinheilig tun konnten. Es hatte ihm heimliche Lust bereitet, einfach für das getötet werden zu können, was er war. Das hatte es immer viel erregender gemacht, anderen einen zu blasen. Inzwischen hatte Brynd sich für nur einen Mann entschieden, der so seltsam anders war als er und den er (aus Gründen, die er nie hatte erhellen wollen) mehr gebraucht als gewählt hatte. Womöglich war es Kyms so klarer Mangel an gespreizter Männlichkeit, einer Eigenschaft, die Brynd während des Dienstes so offenkundig zur Schau stellen musste.
    »Ich hab ein Gemälde verkauft und kräftig Geld dafür gesehen … « Kym hielt inne und beobachtete, wie Brynd sich im Zimmer umsah. »Es war nicht mal besonders gut, aber Geschmack ist eben eine Frage des Geschmacks .« Er lachte über seinen Witz, was Brynd ebenfalls reizend fand. »Also dachte ich: Gib deiner Wohnung ein neues Gewand! Das solltest du dir übrigens auch verpassen.«
    Kym trat auf ihn zu, und sie umarmten sich kurz, wobei ihre Mienen sich entspannten und etwas Elementares darin Einzug hielt. Brynd atmete tief ein und aus und wartete auf den Moment, auf das Zeichen in Kyms Augen. Dann drängten ihre Gesichter zueinander, ihre Lippen berührten sich mit sanfter Aggression, und die Zeit zerfiel.
    Schließlich entzog Brynd sich ihm seufzend.
    »Ich hasse es, wie du mir nichts, dir nichts in meinen Abend eindringst.« Kym strich mit den Händen über Brynds Arm und tastete nach seinem Trizeps. »Ich hasse und liebe dich. Wie lange kannst du bleiben?«
    »Nur diese Nacht, und morgen muss ich früh raus. Und dann verlasse ich die Stadt schon wieder.«
    »Das will ich gar nicht wissen.« Kym legte ihm einen Finger an die Lippen, und Brynd schloss kurz die Augen und schmeckte ihn.
    Er schob Kyms Morgenrock auseinander und streckte ohne Nachdenken die Hand aus, um seinen warmen Körper zu fühlen – ein unwillkürliches, aus

Weitere Kostenlose Bücher