Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Titel: Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
Vom Netzwerk:
Defensive, als er sie in eine Abfolge klassischer Vitassi -Stellungen zwang. Metall klirrte, Stiefel scharrten über Stein – Geräusche, die ihm so vertraut waren, dass er in Situationen wie dieser vergessen konnte, überhaupt ein Schwert in der Hand zu haben.
    »Gut«, sagte Randur, »viel besser.« Seufzend schob er sich an ihr vorbei und gab ihr mit der flachen Klinge einen Klaps auf den Hintern, um sie zu ärgern, wütend zu machen und zu zwingen, im Zorn mehr Selbstkontrolle zu bewahren. Dann stellte er ihr ein Bein, und sie stürzte.
    »Ich hasse Euch.« Eirs Lippe begann zu bluten.
    Er hob ihr Schwert auf. »Ich bin nicht hier, um gemocht zu werden. Ich soll nur dafür sorgen, dass Ihr nicht getötet werdet – und das ist nach Lage der Dinge eine undankbare Aufgabe. Vorläufig jedenfalls braucht Ihr meine Hilfe.«
    »Und Ihr erwartet, dass ich nach all den Demütigungen noch mit Euch tanze ?«
    »Nein, Ihr erwartet, dass ich mit Euch tanze.«
    Sie saß aufrecht und mit gekreuzten Beinen da und schien ihre blauen Flecken zu begutachten.
    Er bot ihr die Hand, um sie hochzuziehen, doch sie ging nicht darauf ein, sondern rappelte sich einmal mehr auf. Randur gab ihr das Schwert zurück. »Na ja, Eure Technik wird immerhin besser, und ich sehe, dass Ihr gute Anlagen habt. Binnen eines Monats könntet Ihr so weit sein, mit den Dragonern zu fechten.«
    Sie sagte nichts, sondern schritt steif davon, blieb dann aber stehen. Er folgte ihrem Blick zum Fenster. Eine kalte Böe schlug ins Zimmer.
    Sie traten zusammen an die Öffnung der dicken Mauer, von wo aus sich die halbe Stadt überblicken ließ. Zahlreiche Brücken und Türme behinderten allerdings die Sicht. Der Schnee trieb so dicht vom grauen Himmel herab, dass der Horizont nicht zu erkennen war.
    »Solche Massen«, murmelte Eir gedankenverloren.
    »Ja«, sagte Randur und geriet seinerseits ins Grübeln.
    Dartun beobachtete, wie der Junge einer Gruppe Kultisten das Relikt wegriss. Der Bursche hatte Mut – das musste er ihm lassen. Die Männer waren nicht von seinem Orden und hatten das Gerät einfach in die Menge gehalten, damit alle es sahen. Zu eingebildet, zu überheblich und bei Weitem nicht vorsichtig genug. Diese Dummköpfe verdienen es nicht anders.
    Er schlug seinen rußfarbenen Umhang, der die Dunkelheit anzuziehen schien, enger um sich und folgte dem wegrennenden Jungen in die Richtung, in die auch er unterwegs war. Der verwahrloste kleine Kerl war in dicke Lumpen gekleidet und kam offensichtlich aus den Höhlen. Er flitzte einige breite Gassen hinab und hatte bald alle bis auf Dartun abgehängt.
    In der Nacht zuvor hatte der Kultist so gehustet, dass er Blut zu spucken fürchtete. So hatte er sich noch nie gefühlt.
    Seit dem letzten Unwetter war das Pflaster trotz Sonnenschein schneeglatt. Erst einige Straßen waren mit Salzwasser gereinigt. Der Wind blies unerbittlich durch die schmalen Gänge. Dartun trieb den Jungen schließlich in einer dunklen Sackgasse in die Enge. Ringsum ragten hohe Gebäude auf. Hier – abseits der Hauptstraßen – herrschte eine seltsame Ruhe, und er gewann den Eindruck, je weiter er diesen Gassen folgte, desto schwieriger wäre der Rückweg zu finden.
    »Gib es her!«, befahl Dartun.
    Der Junge musterte ihn so neugierig wie überheblich und taxierte ihn offenbar. Seine blauen Augen waren umwerfend. »Verpiss dich, Alter!«
    Dartun lachte. »Ganz schön mutig.«
    »Na und, du Schwachkopf?« Der Junge trat von einem Fuß auf den anderen und suchte nach einer Möglichkeit, an seinem Gegenüber vorbeizukommen.
    »Gib mir einfach das Relikt!« Dartun streckte die Hand aus. »Du willst sicher nicht, dass dir etwas Schlimmes geschieht.«
    »Nein, es soll mir gehören. Es ist mein Schicksal«, erwiderte der Junge und drohte dann: »Ich werde es gegen Euch richten.«
    »Das willst du nicht wirklich versuchen.«
    »Ach nein?« Der Junge zog das silberne Gerät aus der Tasche und hielt es hoch. Es sah aus wie ein Kompass oder ein anderes raffiniertes Navigationsgerät und diente wohl dazu, die Richtung zu bestimmen.
    »Nein«, gab Dartun beharrlich zurück.
    Der Junge scherte sich nicht um die Drohung, klappte das Relikt auf und drückte daran herum, wobei er Dartun immer wieder gespannt ansah. Der Kultist tat derweil nur ein paar langsame Schritte rückwärts und fragte sich, was in welcher Form passieren würde.
    Plötzlich breitete sich ein purpurner Rauchball in alle Richtungen aus.
    Dartun sah gerade noch, wie die Haut des

Weitere Kostenlose Bücher