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Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Titel: Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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Partnerschaften brachten ihm den meisten Genuss und so wenig Schmerz wie möglich. Auch jetzt, da es mit seiner Unsterblichkeit zu Ende ging.
    »Einige unserer Ordensleute brechen auf, um Tineag’l mit dem Schiff zu erreichen«, sagte sie.
    »Sind die Ersten dort schon angekommen?«
    »Noch nicht ganz, aber es dürfte täglich so weit sein.«
    »Gut«, seufzte er erleichtert. Nun würde alles beginnen und ins Werk gesetzt werden. Seine jahrelangen Studien, sein Wissen und seine Erfahrung würden sich bald bewähren müssen. Seine Theorien, Hoffnungen und Sehnsüchte würden erfüllt werden.
    »Fühlt Ihr Euch gut?«, fragte Verain, die seinen Seufzer bemerkt hatte.
    »Hast du einen anderen Eindruck?«
    »Nein, es ist nur so … Na ja, die Dinge werden sich ändern, nicht wahr?«
    »Natürlich. So ist das eben in der Welt.«
    »Ich habe einfach Angst, Dartun. Ihr wart in den letzten Wochen so anders. Ihr habt einmal gesagt, wenn ich mich je fürchte, soll ich zu Euch kommen. Aber was soll ich tun, wenn ich mich vor Euch fürchte?«
    »Vor mir?« Er lachte. »Warum solltest du dich denn vor mir fürchten?« Er ging zu ihr, ergriff ihre Hände und küsste ihre Stirn auf eher väterliche als leidenschaftliche Art.
    Sie sah ihn gewohnt distanziert an. Er spürte, dass sie ihn nicht verstand, und womöglich wollte sie das auch nicht. Aber vielleicht konnte sie es auch einfach nicht.
    Womöglich vermochte ihn niemand zu verstehen.
    »Geh zu den anderen«, befahl er, »und sag ihnen, sie sollen sich bereit machen! Unser nächster Aufenthalt wird im Norden sein. Und danach suchen wir uns etwas Wärmeres.«
    Einen Ort, an dem ich meine Unsterblichkeit vielleicht wiedererlange.

KAPITEL 14
    Die Leute schienen grundlos durch die Stadt zu ziehen. Viele kamen verspätet ans Ziel, weil die Strecke, die sie sonst nahmen, da und dort überfüllt war. Alle schienen einfach aus dem Haus zu kommen, um dem längsten Winter zu trotzen, den sie erleben würden. Viele Menschen würden diese ungemein verlängerte Jahreszeit nicht überstehen. Rumel hatten eine größere Chance, den Sommer wiederzusehen und mitzubekommen, wie Bäume und Pflanzen wieder sprossen.
    Jeryd ärgerte es, dass die Leute vor ihm immer wieder stehen blieben. Mehrmals überlegte er, ihnen einen tadelnden Klaps an den Hinterkopf zu geben. Sie neigten dazu, hier haltzumachen und sich die alte, von Azimuth-Bauten beeinflusste Architektur anzusehen; die kleinen Kuppeln und die komplexen, im Karree errichteten Sandsteinhäuser, die sich deutlich von den späteren, höher aufragenden und aus dem hier üblichen Kalkstein errichteten Gebäuden der Stadt unterschieden. Doch er mochte es, festgetrampelten Schnee unter den Stiefeln knirschen zu spüren.
    Diese Straße beherbergte viele der ältesten Geschäfte der Stadt und war eine Oase der Antiquitätenhändler und derer, die exotische Erzeugnisse und Gewürze verkauften. Auf der einen Seite standen drei billige Hotels. Doch bei Nacht änderten sich die Verhältnisse deutlich: Dann lungerten hier Leute herum, die weniger angesehene Substanzen verhökerten. Schnelle Handbewegungen im Mondlicht, und etwas Verbotenes wechselte zu einem ungemein hohen Preis den Besitzer. Hier konnte man Kultisten treffen, die schnelles Geld machen wollten, und Gerüchte besagten, es gebe unheimliche Tiere zu kaufen, seidig glänzende Mischlinge, doch Jeryd hatte in all den Jahren nie etwas Derartiges gesehen.
    Als er durch eine schmale Seitengasse ging, überkam ihn die Erinnerung daran, Marysa regelmäßig hierher begleitet zu haben, als sie noch viel jünger waren. Er konnte sich nicht entsinnen, wann sie das letzte Mal seine Hand gehalten hatte, doch als sie sich noch liebten, hatte sie ihn gern hergeschleppt, damit er sich all das ansah, was ihr gefiel. Einst war er so begierig darauf gewesen, zu erfahren, was sie interessierte, und mehr über sie zu entdecken. Es musste nun über hundert Jahre her sein, dass er erstmals hier entlanggekommen war und in der Sonne vor den Läden einen ruhigen Augenblick genossen hatte, während sie drinnen stöberte. Er wollte noch immer nicht von der Vorstellung lassen, mit Marysa zusammen zu sein, obwohl die Dinge sich schlecht entwickelt hatten. Vielleicht wurde er im Alter gefühlsselig, wie es den Menschen widerfuhr. Womöglich waren die verwandten Gattungen Mensch und Rumel einander ähnlicher, als man zugeben mochte.
    Jeryd scheuchte eine Ratte auf und betrat einen Antiquitätenladen, der ihm bekannt

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