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Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Titel: Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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besaß. Täglich übte sie Fechten, und täglich wurde sie besser. Randur war beeindruckt, wie sehr sie sich seit der Abreise aus Villjamur verändert hatte. Könnte er sich doch auf etwas anderes konzentrieren als nur darauf, für ihren Schutz zu sorgen! Ohne die Ablenkung durch andere und durch die quirlige Stadt schien sein Denken zu zerfallen.
    »Mir geht’s gut«, erklärte Rika, obwohl sie ungemein angegriffen wirkte. Sie war ganz und gar nicht robust, und wie sie es schaffte, die widrigen Witterungsbedingungen zu meistern, entzog sich Randurs Verständnis. Vermutlich zieht sie sich in eine innere Burg zurück, die sie aus dem spirituellen Blödsinn errichtet hat, mit dem sie sich immer beschäftigt.
    »Ich bin zu alt!«, ächzte Munio theatralisch und setzte sich auf einen umgestürzten Baum. Als er in den Wald spähte, dann zur Sonne und wieder in den Wald, stand etwas Seltsames in seinem Gesicht.
    »Was gibt’s?«, fragte Randur.
    »Nichts, junger Kapp.«
    Randur hatte seit einiger Zeit das Gefühl, verfolgt zu werden, und der ängstliche Blick des Alten verstärkte seine Sorge nur. Plötzlich drang ein Geräusch zwischen den Bäumen hervor, und er fuhr mit gezücktem Säbel herum. Doch nur das feuchte, mitunter von Schnee unterbrochene Dunkelbraun und Grün des Waldes waren zu sehen.
    »Munio?« Randur sah sich rasch um. Der Alte saß noch immer da, drückte sein Gesicht nun aber in die Hände.
    Zweige brachen.
    Metall klirrte.
    Ein Pfeil krachte in den nächsten Baum, und Rika sprang erschrocken zurück.
    »Jamur Rika, Jamur Eir«, dröhnte eine Stimme über die Lichtung. »Ich bin Sergeant Howls von den Elften Dragonern. Ihr seid von hundert Infanteristen umstellt. Bitte leistet keinen Widerstand und zieht mit uns weiter!«
    »Mist!«, knurrte Randur. Kaiserliche Soldaten. Wie konnten die uns hier aufspüren? Eir griff zum Schwert und war bereit, bis zum Ende zu kämpfen, während Rika reglos und schicksalsergeben dastand.
    Soldaten traten aus dem Unterholz und knickten dabei Äste um.
    Dann erschien ein schlanker Mann mit Stoppelbart. Er mochte Mitte vierzig sein, und sein kurz geschnittenes schwarzes Haar war grau gesprenkelt. Er maß über einen Meter achtzig, sein von Schwert- und Pockennarben gezeichnetes Gesicht war das eines erfahrenen Kämpfers, und sein Blick zeigte deutlich, dass er keine Zeit mit Diskussionen zu verlieren hatte. »Munio«, sagte er zum Schwertmeister, »Ihr dürft natürlich gehen. Einer der Gefreiten wird sich um Eure Belohnung kümmern.«
    »Äh, Sergeant?«
    »Ja, Felch?« Der Unteroffizier wandte sich unduldsam einem deutlich jüngeren und vorsichtigeren Kameraden zu.
    »Es gibt da ein Problem. Er wird einen Schuldschein nehmen müssen, weil wir, äh, vergessen haben, das Geld aus der Kaserne mitzunehmen.«
    »Dann löst das irgendwie«, murrte Howls.
    Munio mied jeden Blickkontakt mit Randur, wollte nicht, dass der seine Miene sah, und hielt das Gesicht weiter in den Händen.
    Nun dämmerte es Randur. »Du Mistkerl! Ausgeliefert hast du uns. Und wofür?« Er hob die Hand, als wollte er ihn schlagen, doch ein Soldat hielt ihn zurück und drehte ihm die Arme auf den Rücken. Randur versuchte sich zu befreien, und seine Muskeln brannten vor Schmerz. »Wie viel war dir unser Leben wert, du Schwachkopf?«
    Er und Rika bekamen Handfesseln angelegt, während die Soldaten Eir das Schwert bald abgenommen hatten.
    »Du meintest, man kann sich ändern, junger Kapp«, brummte Munio und sah noch immer zu Boden. »Aber man wird nie ein ganz anderer. Ich werde als Mistkerl weiterleben, und zwar aus freien Stücken, und dafür kann ich … kann ich mich nur entschuldigen.«
    »Geld«, warf Howls ein, »ist ein großer Gleichmacher, aber ihr drei seid noch zu jung, um das zu verstehen. Gut, ihr werdet von hier nach Villjamur gebracht, damit das gegen euch verhängte Urteil endlich vollzogen wird. Ihr wisst ja, was das heißt: dass ihr auf der äußeren Stadtmauer enthauptet werdet. Urtica hat angeordnet, diese Aufgabe diesmal selbst zu übernehmen. Ich glaube, er sagte, es handle sich um ›etwas Persönliches‹, und das bedeutet, dass wir euch vorderhand am Leben lassen müssen.«
    »Euch ist doch wohl klar«, knurrte Randur, »dass wir vollkommen unschuldig sind.«
    »Natürlich«, gab Howls lächelnd zurück. »Das bekommt man in jedem Gefängnis von den Insassen zu hören.«
    In diesem Moment bebte ein tiefes Stöhnen über die Lichtung.
    Plötzlich landete ein Mann – oder etwas,

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