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Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Titel: Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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das einem Mann ähnelte – in ihrer Mitte und beugte die Knie, um federnd aufzukommen. Dennoch spürten alle den Aufprall. Die in einen dunklen Umhang gehüllte Gestalt verharrte kurz unbeweglich und mit wie zum Gebet gesenktem Kopf.
    Dann streckte der Mann sich anmutig und überragte nun alle Soldaten deutlich. Er maß mindestens zwei Meter zehn und hatte langes schwarzes Haar und fahlblaue Haut, und seine Wangen waren so eingefallen, als klebten sie an den Gesichtsknochen. Seine Augen ähnelten Kohlenstücken. Als er sich umdrehte, zeigte sich, dass er eine exotische Uniform mit einem metallenen X über der Brust trug. Lässig zog der Neuankömmling zwei Säbel von den Schultern, deren gewaltige Klingen doppelt so lang waren wie alle, die Randur gesehen, geschweige denn benutzt hatte.
    Die Soldaten ringsum zückten daraufhin ihre Waffen.
    »Ihr seid Jamur-Soldaten?«, fragte die Erscheinung so knirschend, dass es fast schmerzte, ihr zuzuhören.
    »Äh, eigentlich sind wir jetzt Urtica-Soldaten –«
    »Gut, das ist ziemlich egal.« Der Eindringling sprach langsam, als müsste er sich erst mühsam in die Jamur-Sprache finden.
    »Stimmt. Auf den Befehlen prangt ein anderes Siegel, aber sonst hat sich wenig geändert.«
    »Ruhe, Felch!«
    »Verzeihung, Sir!«
    »Wer Ihr auch seid, wir haben nichts mit Euch zu schaffen«, knurrte Sergeant Howls und näherte sich dem Fremden langsam.
    »Lasst diese Leute in Frieden, die Frauen, meine ich. Und zieht weiter. Dann widerfährt euch nichts.«
    »Das ist unmöglich«, antwortete Howls mit finsterer Miene. »Wir haben Befehl von Kaiser Urtica persönlich, diese Gefangenen nach Villjamur zurückzubringen.«
    »In diesem Fall«, gab der Fremde zurück und schien in tiefes Nachdenken versunken, »werde ich euch aus der Welt schaffen müssen.«
    Die Überheblichkeit des Geschöpfs verwirrte Randur. Wer mag dieses Wesen sein, das uns zu retten versucht? Nicht, dass er sich – schon im Hinblick auf die Körpergröße des Mannes – beschweren würde. Den hab ich bei einem Streit gern auf meiner Seite …
    »Ihr«, spöttelte Howls, »gegen hundert Kaiserliche Soldaten?«
    »Ja, das wirkt ungerecht. Aber ich habe euch gewarnt. Sagt nicht, ich hätte euch keine Gelegenheit gegeben, euch meinem Willen zu unterwerfen.«
    »Schluss jetzt«, ächzte Howls und gab seinen Männern mit schneidender Stimme eine Reihe schneller Befehle.
    Rasch und doch anstrengungslos kamen die Soldaten mit eingedrillter Disziplin über die Lichtung und kreisten die blauhäutige Gestalt ein, sodass nur noch deren Kopf zu sehen war. Dutzende Pfeile schwirrten durch die Luft, und Randur sah die Klingen der gewaltigen Schwerter, die der Fremde mitgebracht hatte, silbern durch die Luft flimmern.
    Alles schien ganz langsam zu geschehen.
    Abgehacktes Klopfen auf Metall erklang, und eine erste Reihe von zehn Soldaten attackierte den Fremden, stürzte aber sofort mit aufgeschlitzten Leibern zu Boden. Randur hatte nie so viele Männer im gleichen Moment aufschreien hören. Wer sich dem Fremden näherte, kam ums Leben: Er war eine tödliche Erscheinung.
    Der Eindringling ließ seine Schwerter waagrecht durch die Luft sausen, und schon waren zwei Angreifer enthauptet. Die Soldaten auf der anderen Seite hielten in blankem Schrecken inne.
    Je mehr Männer tödlich verletzt stürzten, desto mehr Blut befleckte den Schnee; manche starben noch auf der Flucht an einem gezielten Schwerthieb in den Rücken. Ungeordnet griffen die Männer den Fremden nun zu zweit oder dritt an, konnten ihn aber kaum bedrängen, da seine Schwerter eine enorme Reichweite hatten.
    Randur sah alldem ebenso erschrocken wie ehrfürchtig zu.
    Schließlich verstummten die Schreie. Es war abzusehen, was passieren würde. Randur beschwor die nächsten beiden Soldaten innerlich, doch zu fliehen, aber der Fremde, der nun beide Schwerter in der Rechten hatte, packte mit links den einen an der Kehle und zerquetschte ihm die Luftröhre, während er dem anderen die Schwerter in den Bauch stieß. Beide sanken tot zu Boden.
    Mehrere Soldaten zogen sich ins Dunkel des Waldes zurück, und dann wurde es ganz still. Nicht mal ein Vogel sang. Randur spähte umher, um Munio auszumachen, doch der Feigling hatte die Flucht ergriffen. Munio Porthamis war stets ein Dreckskerl gewesen, und daran würde sich wohl nichts mehr ändern.
    Randurs Herz klopfte heftig, als der Blauhäutige sich ihnen zuwandte. Trotz des mal tiefen, mal flachen Schnees näherte sich die große

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