Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Titel: Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
Vom Netzwerk:
gegenüber auch nicht so bald argwöhnisch … « Mit diesen Worten kam er zurück ins Bett.
    »Verstehe.« Nanzi kuschelte sich an seine Brust, und die Wärme des Feuers ließ ihre Zweisamkeit nur noch schöner werden. Er spürte ihre harten Spinnenhaare an den Beinen.
    »Ich liebe es, wenn dein Schnurrbart nach Tabak duftet. Gerade hier fühle ich mich merkwürdig sicher.«
    Voland lächelte und holte tief Luft. Wie glücklich er war, mit einer Frau wie Nanzi zusammen zu sein. Sie war so fürsorglich, zart und klug. Er würde alles, wirklich alles für sie tun.
    Am nächsten Morgen verließ Nanzi ihn wieder, um den Tag über für die Inquisition zu arbeiten. Voland hatte nichts gegen ihre Berufswahl, da ihm klar war, dass sie ihr Teil zum Gemeinwohl beitragen wollte. Er verstand ihre Beweggründe – sie war eine junge Frau, die die größeren Zusammenhänge sah, und das war gut. Deshalb begriff sie auch, wie wichtig es war, die Lebensmittelversorgung der Stadt zu gewährleisten. Wie viele Leute mochten sie bisher am Leben erhalten haben? Viele Hundert wären ohne Nanzis nächtliche Aktivitäten gewiss verhungert.
    In langärmligem Unterhemd, weißer Bluse, schwarzer Kniehose und Lederschürze begab Voland sich hinunter in sein Schlachthaus und zündete auf seinem Weg Wandfackeln an. Anders als im Großteil der Stadt durfte es hier keine Fernheizung geben, damit das verwesende Fleisch nicht zu stinken begann.
    Für eine Privatwerkstatt handelte es sich um ein großes Areal von fünfzig auf fünfzig Schritten. Vor Volands Einzug hatte hier Vieh gestanden; also ehe die Fleischvorräte zu Ende gingen und das von allen Seiten anrückende Eis erst die Kleinbauernhöfe um die Stadt und dann die großen Agrarfabriken lahmgelegt hatte, sofern sie nicht von Kultisten unterstützt wurden. So hatte er das Schlachthaus günstig erwerben können.
    Es war so gebaut, dass die Tiere an der einen Seite hereinkamen und sich durch schmale, kurvige Gänge bewegen mussten, um nicht sehen zu können, was vor ihnen lag, und auch nicht zur Umkehr in der Lage zu sein. Diese Gänge waren nun leer, und nur ein schwacher Geruch erinnerte noch daran, dass hier einst armes Vieh stumm seinem Schicksal entgegengetrottet war.
    Geschlachtet hatte man die Tiere in einem gesonderten Raum. Das überflüssige Blut war durch Gullis und Kanäle in Entwässerungsgräben und von dort mit natürlichem Gefälle ins Meer geflossen. An den Wänden gab es Geräte, um die Tiere zu enthäuten. Da und dort waren Schlachtabfälle gesammelt und an Schweinebauern südlich der Stadt geliefert worden, und einige große Kessel dienten dazu, die Kadaver in kochendes Wasser zu tauchen, um sie leichter abbalgen zu können. Der kälteste Raum war von den übrigen getrennt und diente dazu, die geschlachteten Tiere ein, zwei Tage kühl zu lagern.
    Nanzis letzter Fang lag gleich auf dem vordersten Tisch im ersten Zimmer. Kaum hatte Voland den dunklen Würfel betreten, tauchten die Phonoi auf, die er einst für die erfolgreiche Operation der Tochter eines Grundbesitzers auf Blortath geschenkt bekommen hatte. Da Blortath nahe der Ordensinsel Ysla lag, nahm Voland an, dass die Phonoi auf einem Relikt beruhten. Der Vater war ein Reisender und Forscher gewesen, hatte aber nie gesagt, dass sie etwas mit der alten Technologie zu tun hatten. Stattdessen hatte er erklärt, der Volksüberlieferung nach handele es sich bei den Phonoi um einfache Geister aus einer völlig anderen Zeit, womöglich einer anderen Dimension. Sie würden dem Besitzer der Bleischachtel dienen, in der sie reisten, und diese Person sei nun Voland. Wenn er sie freiließe, würden sie tun, was er von ihnen verlangte, als könnten sie seine Gedanken lesen. Doch Voland hatte ihnen erlaubt, sich hier unten im leisen Luftzug zu tummeln, damit sie ihn warnten, falls jemand sich ins Schlachthaus wagen und seine Aktivitäten entdecken sollte. Er konnte nur vermuten, welchen Schaden sie Eindringlingen zufügen würden.
    »Guten Morgen, Doktor Voland«, sagten sie jetzt. Ihre Umrisse wirbelten durcheinander wie die Ingredienzen eines Cocktails beim Umrühren, denn die Phonoi nahmen nur Gestalt an, wenn es wirklich sein musste.
    »Guten Morgen«, gurrte einer von ihnen.
    »Wie geht es Euch?«, fragte ein anderer.
    »Danke, bestens«, gab Voland zurück.
    »Wunderbar«, erwiderten sie.
    »Entzückend!«
    »Und es ist ja auch ein herrlicher Morgen!«
    »Ich habe noch nicht rausgeguckt«, antwortete Voland. »Schneit

Weitere Kostenlose Bücher