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Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Titel: Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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nichts.
    Jeryd wandte sich Bellis zu und nickte.
    »Recht so, Herr Ermittler.« Sie holte das Gerät hervor, das den Lichtkäfig aktivierte, und trennte die Gefangenen, indem sie zwischen ihnen ein Gitter zog. Voland bekam sofort wieder Interesse, und seine Miene zeugte von Sorge um seine Geliebte. Er stieß mit der Hand gegen das Gitter, zuckte aber zurück, da es geladen war. Nanzi hatte die ganze Zeit geschwiegen und ins Ungefähre gestarrt. Da sie ein Knie angezogen hatte, sah er eines ihrer schwarzen, borstigen Spinnenbeine. Sie kann mich nicht mal ansehen , dachte Jeryd. Er wusste nicht, was er von ihr halten sollte – obwohl er es langsam gewöhnt war, von denen betrogen zu werden, die ihm am nächsten standen. Wie konnte eine so ruhige und entschlossene junge Frau eine Mörderin sein? Das ergab keinen Sinn. Es lag nicht in ihrem Wesen.
    »Lasst sie in Ruhe«, warnte ihn Voland und blickte von Nanzi zu Jeryd und wieder zurück.
    »Als ob Ihr hier etwas zu befehlen hättet!«, erwiderte Jeryd. »Redet, oder ihre Zelle wird kleiner als Eure, und zwar ein gutes Stück!«
    Voland seufzte tief, und Jeryd war klar, dass er nun aussagen würde. Der Doktor mochte stolz und entschlossen sein, schien Nanzi aber viel zu sehr zu lieben, als dass er sie länger leiden sehen konnte.
    »Gut«, willigte er ein. »Aber bitte hört auf, sie zu quälen!«
    »Quälen? Wir haben Grund zu der Annahme, dass sie Dutzende unschuldiger Bürger und Soldaten getötet hat.«
    Eine Zeit lang hörte Jeryd, der im Zimmer auf und ab ging, nur die eigenen Schritte. »Zunächst möchte ich wissen, wie Nanzi ihr Aussehen verändert und zu dieser … Kreatur wird. Mancher in der Unterwelt soll sehr unzufrieden darüber sein, wie schlampig Ihr Mischwesen erschafft.«
    »Das ist eine Unverschämtheit!«
    Jeryd lächelte. »Ihr gebt also zu, Mischwesen zu erschaffen? Habt Ihr Nanzi in ein Ungeheuer verwandelt?«
    »Es handelt sich da um eine schwierige Kunst … « Niedergeschlagen berichtete Voland ihrer beider Geschichte, erzählte von der eingestürzten Mauer am Hafen, von ihren Beinverletzungen und seinen Fähigkeiten als Chirurg. Er bestätigte, Nanzi besitze die angeborene Fähigkeit, sich aus einem Menschen in eine Spinne und zurück zu verwandeln – nur ihre neuen Beine blieben spinnenartig.
    »Wie rührend!«, bemerkte Jeryd sarkastisch. »Wo wohnt Ihr eigentlich?«
    Voland nannte ihm die Adresse des Gebäudes, vor dem er kürzlich herumgelungert hatte und in das die tote Garudafrau geschleppt worden war.
    Jeryd lehnte einen Arm an die Stäbe und beugte sich zu den Gefangenen vor. Der purpurne Lichtkäfig sandte wohlige Wärme aus und brummte schwach. »Zeugenaussagen zufolge hat Nanzi in ihrem anderen Zustand Soldaten getötet. Auch haben wir Grund zu der Annahme, dass sie für viele weitere Tote verantwortlich ist. Was wollt Ihr dazu sagen?«
    Voland warf ihr durch das grell strahlende Trenngitter einen Blick zu, sah dann wieder den Ermittler an. Er nickte nur knapp und presste die Finger an die Augen, als wollte er es vermeiden, von Gefühlen übermannt zu werden.
    »Wie viel Kontrolle habt Ihr über sie?«, fragte Jeryd.
    »Ich weiß nicht, was Ihr meint.«
    »Habt Ihr sie gezwungen, Euch zu Willen zu sein?«
    Unvermittelt meldete Nanzi sich erstmals zu Wort. »Was ich tat, habe ich aus Liebe getan – und für mich selbst, weil es richtig war. Wir sind ein Team.«
    »Ihr gesteht also?«, fragte Jeryd so ungerührt wie unerschrocken.
    In ihren Augen stand Bosheit, als wäre das teuflische Geschöpf, in das sie sich zu verwandeln vermochte, wieder zum Vorschein gekommen. Jeryd war froh um die Käfigstäbe zwischen ihnen und begriff plötzlich die Bedeutung ihrer letzten Worte. »Ein Team seid ihr also gewesen? Zusammengearbeitet habt ihr? Was, um Himmels willen, habt ihr denn da getrieben? Habt ihr all diese Leute aus Spaß an der Freud umgebracht?«
    Keine Antwort.
    »Wir lassen gleich euer Haus durchsuchen – damit das klar ist. Und egal, was ihr dort versteckt: Wir finden es. Wir werden noch den letzten Fitzel Information auftun, und sollten wir nicht genug entdecken, foltern wir euch.«
    Wie um diese Worte zu unterstreichen, ließ Bellis den Käfig noch greller und heißer erstrahlen, und Jeryd sah Ergebung in Volands Augen: Er wollte nicht, dass Nanzi etwas Schlimmes widerfuhr.
    Was der Doktor ihm nun mitteilte, verblüffte ihn. »Wir haben nichts zu verlieren, jedenfalls nicht jetzt. Also zum Geschäftlichen: Ich erfülle einen

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