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Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Titel: Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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ihrer Strecke und flohen auf wirren Bahnen.
    »Wer mag das sein?«, fragte Bellis.
    »Er trägt einen Zylinder.« Abaris schaute durch ein kleines Fernrohr. »Verflixt! Ich wette, das ringsum sind Phonoi.«
    »Na hoffentlich nicht«, flüsterte Bellis. »Bist du dir sicher, Abaris?«
    »Absolut«, gab der Mann zurück und folgte der Gestalt langsam mit seinem Messingrohr. »Und es sind ziemlich viele. Nur durch sie kann er fliegen.«
    »Phonoi? Worum handelt es sich da?« Jeryd hatte sich mit den drei Kultisten vom Käfig entfernt und war an die Dachkante getreten. Bellis’ plötzliche Nervosität hatte ihn angesteckt.
    »Um Geistgespenster«, sagte sie. »Diese Nichtsnutze waren einst Gefangene – Mörder, um genau zu sein – , denen das Leben durch alte Technologien buchstäblich aus dem Leib gesogen wurde. Und zwar in einem sehr unheimlichen und widerwärtigen Moment unserer Geschichte, wie ich finde.«
    »Ich fürchte, ich habe nicht die leiseste Ahnung, wovon Ihr redet«, seufzte Jeryd.
    »So sollte der Geist vom Körper getrennt werden, doch das führte nicht zu greifbaren Resultaten. Darum nahm man einst an, Körper und Geist seien ein und dasselbe. Doch in Wirklichkeit stahl man den Gefangenen den … Wesenskern, destillierte ihn und füllte ihn in tragbare Gefäße ab. Und aus dieser geraubten Essenz, die jeden von ihnen zu einem Mordgeist macht, bestehen die Phonoi. Entschuldigt meine Ausdrucksweise, aber sich mit ihnen herumzuschlagen, ist eine beschissene Sache.«
    Und ich dachte immer, Villjamurs Nächte seien eine einzige Monstrositätenschau , überlegte Jeryd. Dabei ist es hier viel schlimmer.
    »Deshalb nehmen wir uns dieser Aufgabe aus der Distanz an!« Bellis eilte zu ihrem Ranzen zurück und wühlte darin. Die Gestalt näherte sich bereits und schwebte noch immer auf einer Art weißem Wind. Die Kultisten rieten Jeryd, sicherheitshalber zum Käfig zurückzukehren. Der Ermittler gehorchte leidenschaftslos, empfand sich aber angesichts all der seltsamen Geschehnisse völlig fehl am Platze. In dieser Welt gab es offenbar so rätselhafte Dinge, dass er nicht wusste, wie er damit fertig werden sollte.
    Die alten Kultisten bezogen mit genau gleich aussehenden Metallrohren an der Dachkante Posten. Abaris riss einen Streifen von seinem Rohr, und bernsteingelber Staub verwehte im Wind. Sie berieten sich und stießen die Relikte zusammen wie Trinkkrüge in der Taverne. Plötzlich jagten Funken wie ein Feuerwerk in den Himmel über ihnen und zerschnitten die Luft wie ein Schrei, der leiser wurde, als ihre Rakete in die Wolkendecke stieß.
    Donner – oder etwas Ähnliches – rollte am Himmel, und dann erleuchtete eine Glut die Wolkendecke.
    Da brat mir doch einer …, dachte Jeryd, der an diesem Abend keine weiteren Überraschungen mehr erleben mochte.
    Aus den Wolken fuhr ein riesiger Garuda aus purpurnem Licht. Nur seine Konturen leuchteten; wo der Körper hätte sein sollen, war nichts.
    Das riesige Wesen schoss knapp über ihre Häupter hinweg und flog in majestätischem Bogen auf die sich nähernde Gestalt zu. Jeryd sah Abaris und Ramon ihre Relikte hierhin und dorthin halten, als ließen sie einen Drachen steigen.
    Als der Garuda heransegelte und dabei viel Wind verursachte, entdeckte die Gestalt ihn und drehte sofort ostwärts ab, doch der mittels Relikt beschworene Verfolger setzte ihm nach. Die Jagd war temporeich und leidenschaftlich, und die seltsamen Umrisse der beiden Gestalten jagten knapp über die Hausdächer hin, rissen Ziegel ab und wirbelten Müll auf.
    Schon nach einer Minute war alles vorbei.
    Der Garuda öffnete die Kieferknochen, verschluckte die Gestalt auf einmal und kehrte langsam und in anmutigem Bogen zum Dach zurück, wo Abaris und Ramon ihn lauthals bejubelten wie ausgelassene Kinder. Behutsam führten sie die Erscheinung zum Käfig und murmelten ihr dabei kurze Befehle und Anweisungen zu.
    Alarmiert bewegte Jeryd sich langsam rückwärts, denn er war diesem Lichtgebilde gegenüber auf der Hut. Kaum war es mit den leuchtenden Käfigstangen verschmolzen, landete der Mann, der sie verfolgt hatte, neben der Spinne, und sein Zylinder fiel neben ihm auf den Boden.
    »Gut gemacht, Jungs!«, rief Bellis.
    Nun erst änderte die Spinne ihr Aussehen. Anfangs wand sie sich unter Krämpfen, dann krümmten sich die Beine und zogen sich zusammen.
    Das muss ein Witz sein , dachte Jeryd. Das ist doch unmöglich …
    Die Spinne verwandelte sich in Nanzi, seine Gehilfin in der Inquisition. Sie

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