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Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Titel: Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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hochrangigen Auftrag aus Villjamur.«
    »Nämlich?«
    »Ich bin Fachchirurg«, sagte Voland stolz. »Ich erschaffe nicht bloß Mischwesen für die Unterwelt. Meine eigentliche Arbeit ist sehr spezialisiert – und sehr kommerzialisiert, wenn Ihr so wollt. Ihr habt womöglich bemerkt, dass Villiren bestens mit Nahrungsmitteln versorgt ist, was angesichts der verzweifelten Zeiten, in denen wir leben, seltsam anmutet.«
    »Ihr arbeitet daran, Nahrung zu beschaffen?«
    »Allerdings, und es gibt genug Fleischvorräte, was in einer Eiszeit und im Krieg entscheidend ist. Ich bin für diese Vorräte verantwortlich, oder besser gesagt: Nanzi und ich.«
    Jeryd hatte kein gutes Gefühl. Er dachte an die Garudafrau, die ins Schlachthaus gebracht worden war. »Garudafleisch?« Hat es deshalb so angegangen gerochen?
    »Bisweilen, aber meist Menschen- oder Rumelfleisch. Gute, magere Stücke, die auf den Märkten verkauft werden. Um die Leute zu ernähren und Villiren zu unterstützen. In unserer Kultur machen wir das auch mit Tieren – welchen Unterschied bedeutet es da, Menschen zu schlachten?«
    Log dieser Kerl, um zu prahlen?
    Jeryd drehte sich zu Bellis um und sah ihre schockierte Miene. »Wie kann das möglich sein?«, brachte sie hervor, doch für Jeryd hatte sich das Bild schon im Kopf zusammengesetzt.
    »Es ist eigentlich sehr einfach«, begann er. »Nanzi zieht nachts in ihrem anderen Zustand los, zerrt Bürger von den Straßen und hinterlässt keine Spuren – also gelten die Verschwundenen als vermisst, nicht als ermordet. Dann bringt sie die Leichen zu Voland, und der vollführt an ihnen die erforderlichen kranken Rituale. Danach verkaufen sie das Fleisch an die Banden, die es wiederum an Händler verhökern. Die Stadt ist also voller unwillentlicher Kannibalen.«
    »Und wir hatten mal vermutet, Ihr wärt nicht besonders helle.« Voland hatte es offenkundig Freude gemacht, dieser Erklärung zu lauschen. Er rappelte sich auf, schob die Ärmel zurück und näherte sich Jeryd, bis sie einander fast direkt gegenüberstanden. Den Doktor umgab eine unheimliche Eleganz und eine tiefe Verstrickung in Ideen, die Jeryd zu widerlich fand, als dass er über sie nachdenken wollte.
    »Warum habt Ihr Soldaten getötet? Ihr wisst doch, dass sie der Stadt helfen.«
    »Sie liefern gutes Fleisch, das viele Familien nährt.«
    »Wo habt Ihr die Grenze gezogen? Bei Frauen? Kindern?«
    »Kinder haben wir nie genommen«, erklärte Voland stolz.
    »Weil ihr nicht in ihre unschuldigen Gesichter blicken konntet? Weil ihr euch dann zu schuldig gefühlt hättet?«
    »Weil an ihnen zu wenig dran war«, gab Voland zurück. »Das wäre unsinnig gewesen.«
    Drecksack … »Der hochrangige Auftrag, den Ihr erwähnt habt – hat der was mit Kaiser Urtica zu tun?«
    »Ihr kennt ihn also! Er ist ein alter Schulkamerad von mir, noch aus Villjamur. Ich hätte nie gedacht, dass er im Rat so hoch steigen, geschweige denn Kaiser werden würde.«
    »Ihr gehört aber nicht zu seinem Orden?«
    »Ich weiß von keinem Orden. Er wünschte bloß, dass seine Leute hier mit Nahrung versorgt werden, und diese Lösung ist wirklich einfach, oder? Für mich ist es eine interessante kleine Aufgabe, bei der immer wieder Geld reinkommt. Und sicher eine spannendere Herausforderung, als Trophäentiere für die Gangs zu erschaffen. In einer freien Marktwirtschaft wie der unseren, lieber Herr Ermittler, hat alles seinen Preis. All diese Toten … es handelt sich da eigentlich nur um externe Markteffekte. Wäre es Euch lieber, die Leute litten Hunger?«
    Für wie frei hältst du den Markt denn in einem Reich wie dem unseren, das viele Bemühungen abwürgt, andere aber unterstützt? , dachte Jeryd. Bei Bohr, wie kann einer auch nur anfangen, etwas davon zu rechtfertigen?
    »Und arbeitet Ihr nur für Urtica?«
    Nach kurzem Nachdenken, bei dem er ins Dunkel gestarrt und sich geistesabwesend den Arm gerieben hatte, erklärte Voland: »Warum soll ich nicht auspacken? Zunächst mal weiß unser Bürgermeister Lutto davon.« Bei diesen Worten lächelte er schief.
    Als Jeryd das hörte, musste er sich zusammenreißen, drehte sich um und ging in lautlosem Zorn im Zimmer auf und ab. Er war ganz und gar nicht erstaunt darüber, dass Urtica hinter all dem Bösen steckte. Selbst aus der Ferne ekelte ihn der Kaiser an mit seinen kranken Machenschaften, heimlichen Geschäften, geflüsterten Worten und Ordensgebeten. In diesem Reich galten die Unschuldigen nur als statistische Größe, auf die es

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