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Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Titel: Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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beiden sehen sich dauernd so seltsam an.«
    »Ach, die alten Schwuchteln«, mokierte Bellis sich liebevoll. »Sie sind wunderbare Ordensmänner, mit denen ich mich nie langweile. Ob Ihr’s glaubt oder nicht: Ihre gegenwärtige Spezialität ist Totenbeschwörung. Aber davon abgesehen habe ich selten Leute kennengelernt, deren Reden und Tun so lebendig und klug ist wie das der beiden. Ich möchte nicht zu viel über sie sagen – Ihr wisst ja, dass unsere Kultur, was Gesetze und dergleichen anlangt, ziemlich primitiv ist. Aber Ihr scheint jemand zu sein, der daraus kein Problem macht.«
    »Ich gehöre zwar schon zum alten Eisen, bin in meinen Gewohnheiten aber nicht allzu festgefahren. Doch mir ist aufgefallen, dass Ramon nie etwas sagt.«
    »Stimmt. Der alte Knabe hat mal von einem Relikt eine Energieüberdosis abgekriegt. Die hat ihm die Stimme geraubt und seltsamerweise auch das Haar. Doch Abaris verehrt ihn und redet oft für ihn, da sie sich so gut kennen. Ramon muss ihn nur auf eine gewisse Art ansehen, und Abaris weiß sofort, was er meint.«
    Beide sahen auf, als draußen eine Explosion ertönte – irgendwo tief in der Stadt. Der Boden vibrierte, und schon folgte eine weitere Detonation.
    »Verdammt, was war das?«, rief Jeryd.

KAPITEL 37
    D ie Exmachina sei ein Stadtschiff, hatte Artemisia stolz erzählt, und erklärt, sie werde von zwei riesigen Metall- platten angetrieben, die auf verborgene Erdkräfte reagierten. Sie sei ein »magnetischer Frachtkahn«, erläuterte die riesige Frau, doch was mochte das bedeuten? Randur begriff herzlich wenig von all diesen Erklärungen und verstand auch nichts von den eigentlichen Aufgaben des Schiffs.
    Er verharrte einfach in Ehrfurcht.
    Unter Deck, wo sich bei normalen Schiffen Frachträume und Schotten befanden, gab es drei Etagen, vollgestopft mit Straßen und mit Holzbauten der verschiedensten Stile. Und all die Gassen und Gebäude waren leer. Niemand war im Dunkeln unterwegs, die Laternen der Geisterstadt blieben unangezündet, und ihre Wege lagen voll Staub. Kühne und verschachtelte Bögen zierten viele Gebäude, von denen manche feine, verschlungene Motive aufwiesen, herrlich gezeichnet, den Neuankömmlingen aber gänzlich fremd. Durch kleine, gezackte Risse im Rumpf fiel Sonnenlicht, obwohl sie fortwährend von geflügelten Affen – von Artemisia Hanuman genannt – repariert wurden. Einstweilen lebte die Kriegerin (von den Hanuman abgesehen) allein auf dem Schiff, wie sie ihren Gästen erzählte, und kreuzte auf der Suche nach Reisenden durchs All. Sie berichtete gelassen von ihrer einsamen Fahrt.
    Alle saßen auf den Planken des Hauptdecks, denn es gab nirgendwo Bänke, auch keinen Mast, keine im Wind flatternden Segel, nur erhöhte, sich endlos hinziehende Holzplattformen und einzelne, scheinbar sinn- und zwecklos über das Schiff verteilte Kabinen. Überall sprossen Sträucher, Gemüse und Reben, und an der Schiffshaut wucherten Flechten und klammerten sich auch an die wenigen senkrechten Flächen, wo sich sonst nichts zu halten vermochte. Es schien fast, als hielte die Vegetation das ganze Gefüge zusammen.
    Randur erkundigte sich nach der Herkunft des Schiffes.
    »Es kann aus meiner Welt in jede andere Dimension vorstoßen«, verriet Artemisia. »So nennt ihr das doch? Meine Begrifflichkeit dürfte euren Horizont stark überschreiten.«
    »Ihr seid also zu uns durchgestoßen?«, fragte Eir. »Ja, in so einem Fall sprechen wir von einem Wechsel der Dimension. Aber wie könnt Ihr unsere Sprache sprechen, wenn Ihr nicht aus unserer Dimension seid?«
    »Ich beherrsche die meisten bekannten Sprachen, von einigen Dialekten mal abgesehen. Was ihr redet, wurde im Kaiserreich als Standardsprache durchgesetzt – das macht die Sache für mich natürlich einfacher.«
    »Artemisia«, Rika hauchte ihren Namen, als fühlte sie sich durch ihre Gesellschaft geehrt, »sagt uns doch, warum Ihr hier seid. Seid Ihr … eine Jorsalir? Gehört Ihr gar zu den Dawnir? Ich habe das Gefühl, Euch zu kennen, vielleicht aus einem alten Text. Es gab jemanden in Villjamur, der so alt gewesen sein soll, doch der sah Euch überhaupt nicht ähnlich.«
    »Ich weiß nichts über den Betrüger, den Ihr da erwähnt. Er kann alles Mögliche gewesen sein. Wo ich herkomme, gibt es jede Menge Daseinsformen.« Artemisia stieß ein grausiges Lachen aus, nahm ihre Schwerter ab und legte sie aufs Deck. Dann setzte sie sich mit gekreuzten Beinen neben sie, und Rika rückte intuitiv an ihre massige

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