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Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Titel: Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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Tordurchgängen verschwanden, stießen sie leise Warnrufe aus. Diese exzentrischen Geschöpfe lebten nur hier im Norden, und bisher hatte er sie verpasst. In der Nähe hing ein mit ihren Gehäusen gefülltes Regal und sollte als Sammlung dekorativer Rüstungen an Menschen verkauft werden, die mehr Geld als Verstand besaßen.
    Brynd hatte Lupus gegenüber betont, wie wichtig es sei, sich in der Stadt sehen zu lassen, besonders in diesen Zeiten. Die Leute lächelten ihnen zu, alte Männer klopften ihnen auf die Schultern, Jungen beobachteten ehrfürchtig, dass die besten Soldaten des Kaiserreichs gekommen waren, um ihnen Beistand zu leisten. Sie mussten die Dauerhaftigkeit der staatlichen Ordnung versinnbildlichen und den Bürgern demonstrieren, dass alles gut war, auch wenn das nicht stimmte. Doch alle hier schienen ganz ruhig zu sein, und wenn er sie nach dem Eis fragte, zuckten sie bloß die Achseln.
    Ein Händler brachte es auf den Punkt: »Probleme hat schließlich jeder, Kommandeur – oder etwa nicht?«
    »Hier kann man allen möglichen Mist kaufen«, stellte Brynd fest und wies auf exotische Töpfe, Ornamente, Halsketten aus Chalzedon und Schals aus Paduaseide. In ihrem Kunsthandwerk erkannte er eine Mischung kultureller Einflüsse, von den Stämmen der anderen Inseln – vielleicht von Folke, Blortath und sogar Varltung – bis zu den alten Mustern der Shalafar-Kultur der Máthema, die von mathematischer Genauigkeit besessen gewesen waren.
    Brynd fuhr sich durchs weiße Haar und sagte: »Das hier ist schon ein seltsamer Ort. Immerhin befinden wir uns nahe dem Hafen, wo die Straßen älter sind – man sollte also erwarten dürfen, wenigstens ein wenig historische Atmosphäre anzutreffen … «
    Lupus drehte sich unvermittelt um und spähte in die Menge.
    »Gibt’s Schwierigkeiten?«, fragte Brynd und ließ die Hand lässig auf den Griff seines Säbels sinken.
    »Nein«, keuchte Lupus. »Nichts.«
    »Deine Reaktion hat aber anders ausgesehen«, brummte Brynd. »Wir wollen schließlich nicht, dass hier wieder einer abhandenkommt wie Haust. Dich jedenfalls würde ich wirklich ungern verlieren. In den nächsten Wochen werden wir unseren besten Bogenschützen dringend brauchen.«
    Tage waren seit dem Verschwinden des Nachtgardisten Haust vergangen, und auch darum erkundeten die Soldaten das Viertel. Obwohl die Inquisition an dem Fall arbeitete, lohnte es sich, die Augen offen zu halten, weil vielleicht Spuren zu entdecken waren: ein Stiefel, etwas abgerissener Stoff oder jemand, der mit dem Opfer kurz vor dessen Verschwinden gesprochen hatte.
    Schließlich erwiderte Lupus: »Es war wirklich nichts. Ich dachte nur, ich hätte wen wiedererkannt … Verzeihung, Sir! Lasst uns weitergehen.«
    Brynd sah da und dort Flecken antiken Mauerwerks, Stellen, wo die Stadt ihr Alter verriet: eine Wand, die nicht ins Bild zu gehören schien; Gebäude, die nicht zu den anderen passten. Er vergegenwärtigte sich ständig die Anordnung der Straßen, die Blickwinkel, die abgesperrten Bereiche sowie die Gegenden, die aus solidem Stein erbaut waren, und die, die rasch bröckeln würden. Seit Wochen führten sie diese Begehung nun in Vorbereitung des Krieges durch. Berichten zufolge sammelte sich der Feind in erheblicher Zahl auf der gegenüberliegenden Insel und bereitete sich auf eine Invasion vom Meer aus vor. Falls die Agentenberichte zutrafen, würde es hier in der Stadt zum Gefecht kommen, nicht auf einem Schlachtfeld, obwohl sie doch gerade für ein solches Treffen ausgebildet waren.
    »Lupus Bel.«
    Brynd sah neugierig auf. Der junge Soldat schien die Stimme erkannt zu haben, bevor er die groß gewachsene Frau sah, die nur eine Winzigkeit kleiner war als er. Sie hatte einen braunen Pelzmantel und dicke Stiefel an und trug ihr glattes schwarzes Haar bei schnurgeradem Pony offen.
    Brynd beobachtete Lupus interessiert. Das Gesicht des Soldaten wirkte unversehens um Jahre jünger.
    »Beami«, brachte er hervor. »Ich dachte vorhin schon, ich hätte dich gesehen. Ich wusste es.«
    »Ich auch, ich … «
    »Ich weiß ja, dass du früher hier gelebt hast, aber ich hatte nicht damit gerechnet … Vorhin glaubte ich kurz … «
    »Ja, ich hab dich auch gesehen«, gab die Dunkelhaarige zurück. »Deshalb bin ich noch mal umgekehrt.«
    Brynd sah, dass Lupus nach einer geeigneten Antwort suchte, aber verwirrt war und keine Ahnung hatte, wo er sich befand.
    »Du könntest auch lächeln«, fuhr Beami fort. »Ich habe mich doch nicht sehr

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