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Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Titel: Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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eine maßgeschneiderte, aber aus der Mode gekommene Tunika und hatte sich ein altes, in ramponiertes braunes Leder gebundenes Buch unter den Arm geschoben.
    »Sele von Jamur, Sir!«, grüßte sie Brynd.
    Die zwei anderen Gestalten sahen unvermittelt von ihrer Beschäftigung hoch. Der eine Mann war pummelig, trug Schnurrbart und Kappe und blickte ernst; der andere hatte eine Glatze, war stämmig und sah grausam aus. Beide trugen mehrere Schichten braunen Tweed übereinander und reagierten – anders als so viele – nicht im Mindesten auf Brynds ungewöhnliches Äußeres, auf die Albinohaut und seine rot geränderten Augen.
    »Sele des Tages!«, rief der mit der Kappe und bediente sich damit einer älteren Variante der im Reich üblichen Grußformel. Er hatte einen starken Akzent, den Brynd aber nicht zuordnen konnte.
    »Sele von Jamur! Dürfte ich mal sehen, womit Ihr Euch beschäftigt?«, fragte Brynd.
    Die groß gewachsene Frau, die die Gruppe offenkundig anführte, trat mit ernstem Lächeln vor. »Wir überprüfen hier alte Ley-Linien, Sir.« Die Jahre hatten ihre Stimme ins tiefe Register rutschen lassen, doch sie bemühte sich, ihr billigen Liebreiz zu geben. Mit rascher Handbewegung lenkte sie Brynds Aufmerksamkeit auf ein kleines Stativ am Fuß der Hauswand, bei dem es sich des metallischen Schimmerns und der Einstellringe nach zu schließen wohl um ein Relikt handelte. Auf das Stativ war ein Gerät geschraubt, das auf die nur gerade eben durch die Wolken dringende Rote Sonne gerichtet war. Die drei waren ganz sicher Kultisten.
    »Und das ist nichts Ungesetzliches?«, fragte Brynd und warf Lupus einen raschen Seitenblick zu. Der Soldat hatte seinen Bogen bereits von der Schulter gestreift, doch Brynd erwartete nicht, dass er ihn würde benutzen müssen. Diese Leute wirkten ziemlich harmlos.
    »Hast du das gehört, Abaris?«, fragte die Frau mit Blick auf den Kappenträger und wandte sich dann wieder Brynd zu, wobei ihr Lachfältchen ins Gesicht traten.
    »Pah! Ungesetzlich!«, erwiderte Abaris. »Nein, nichts dergleichen, Mann. Wir erkunden nur eine Technik der Alten, Ley-Linien und solche Dinge. Schließlich gibt es einiges an Überlieferung über diese Insel – Mythen und dergleichen, versteht Ihr? Insgesamt hoffen wir eher, nützlich sein zu können, da die Stadt wahrscheinlich ziemlich bald einige Probleme bekommen wird.«
    Der Glatzkopf hatte die ganze Zeit kein Wort gesagt.
    »Wir sind vom Grauhaar-Orden«, fuhr Abaris fort, »und als Letzte von mehreren kleineren Sekten übrig geblieben. Uns eint die Tatsache, dass … na ja … alle anderen von uns tot sind, mehr oder weniger. Wir alten Schnaufer sind der Rest. Und nun stehen wir Euch zu Diensten!«
    Brynd und Lupus sahen sich an. Der junge Soldat hob die Brauen und unterdrückte ein Lächeln.
    »Meint Ihr denn, Ihr könntet im heraufziehenden Krieg irgendwie von Nutzen sein?«, fragte Brynd. »Könnt Ihr eine schwere Waffe anständig halten? Das könnte nötig sein, weil wir jeden brauchen, den wir kriegen können.«
    »Waffen sind für uns, offen gestanden, nie von großem Nutzen gewesen«, stellte die Frau fest. »Aber wir haben noch nicht vor, ans Sterben und daran zu denken, dass unsere Leichen bald auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden. Hier, nehmt unsere Visitenkarte. Wir wohnen auf der anderen Seite der Altstadt – wir sind also nicht weit weg, falls Ihr unsere Hilfe brauchen solltet.«
    »Sehr gut.« Brynd lächelte und steckte die Karte ein, ohne sie sich anzusehen. »Dann macht weiter! Gut möglich, dass wir eines Tages wirklich Eure Hilfe brauchen.«
    Kopfschüttelnd ging er davon, und die alten Kultisten sahen ihm und seinem Begleiter nach. Die Nachtgardisten setzten ihre Patrouille durch Villiren fort und überlegten, auf welche Weise die drei ihnen von Nutzen sein mochten. Kultisten waren notorisch unzuverlässig, sofern sie keine Verbindung zur kaiserlichen Verwaltung hatten, und sogar denen, mit denen Brynd bisweilen arbeitete, war eigentlich nicht zu trauen. Diese drei hatten obendrein wie Verrückte gewirkt. Seine Pläne gründeten am besten auf belastbaren Tatsachen und hohen Wahrscheinlichkeiten – sollten die drei also nicht in der Lage sein, Waffen herzustellen, war nicht darauf zu hoffen, mit ihnen gemeinsam eine Strategie zu entwickeln.
    Schäferhundgroße Trilobiten stöberten in Essensabfällen. Wenn niemand zu sehen war, taumelten sie mit schwankenden Fühlern auf die Gassen, und bevor sie wieder in dunklen

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