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Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Titel: Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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verändert, oder?«
    »Entschuldige!« Lupus brach in ehrliches Lachen aus. »Wie lang ist das jetzt her?«
    »Sechs Jahre, nein, sieben.« Sie berührte ihn am Arm, was offenkundig einer früheren Vertrautheit geschuldet war. Dann musterte sie seine schwarze Uniform mit dem ordentlich aufgenähten Emblem und strich ihm über den Stern auf der Brust. »Wie ich sehe, bist du aufgestiegen. Du hast immer zur Nachtgarde gewollt.«
    »Und du? Wie … geht es dir?«
    »Gut. Ich bin inzwischen, äh, verheiratet, doch es geht mir gut«, gab Beami zurück. »Und ich arbeite noch immer an Relikten … Du kennst mich ja.«
    »Bist du glücklich? Ich meine … Entschuldige, ich meinte natürlich: Du bist hoffentlich glücklich.«
    Brynd hustete in seine Faust. Schluss mit dem Geplauder – schließlich waren sie im Dienst.
    Lupus warf ihm einen verlegenen Blick zu. »Wo sind bloß meine Manieren? Bea, das ist Brynd Lathraea, der Kommandeur der Nachtgarde.«
    »Gute Güte!« Beami musterte den Kommandeur. »Der Oberbefehlshaber aller Armeen von Jamur. Der rätselhafte Albino. Ich habe viel über Euch gehört.«
    »Hoffentlich nichts Schlechtes«, sagte Brynd lächelnd. »Sele von Jamur, Miss!«
    »Sele von Jamur, Kommandeur!« Ihre Stimme klang ein wenig zögernd – die übliche Reaktion, wenn jemand zum ersten Mal in seine roten Augen sah.
    »Kommandeur, das ist Beami Del. Wir kannten uns vor einigen Jahren – als ich sechzehn war.«
    »Schön, eine Freundin des Soldaten kennenzulernen«, sagte Brynd. »Er ist übrigens einer der Besten, mit denen ich je zusammengearbeitet habe – und das jüngste Mitglied der Nachtgarde.«
    Sie lächelten einander ein wenig angespannt zu, während Einheimische an ihnen vorbeigingen. Einige verweilten, um die gut gekleideten Männer in ihren schwarzen Uniformen zu betrachten, die dastanden und sich mit dieser bildschönen Frau unterhielten. Die Zeit schien zitternd anzuhalten.
    »Wir müssen Fleisch für die Truppe ordern«, wandte Brynd sich schließlich mahnend an Lupus. »In der Nähe soll ein Mastodon erlegt worden sein. Ich will Befehl erteilen, uns ein ordentliches Stück davon zu liefern. Zwar haben wir inzwischen Vorräte angelegt, aber wir müssen uns kräftigen.«
    »Da habt Ihr recht, Sir« pflichtete Lupus ihm bei, ohne den Blick von Beami zu wenden.
    Leute blickten zum Himmel.
    Ein Garuda kam in niedriger Höhe angeflogen. Sein braun-rot-weißes Gefieder erzeugte solchen Wind, dass die Leinenmarkisen der Stände heftig flatterten. Dann hielt der Vogelsoldat auf die offene See zu, schwang sich am von keinem Gebäude verstellten Himmel in hohem Bogen ins Graue auf und nahm Kurs auf Tineag’l.
    »Solltest du in der Stadt wohnen«, so Beami, »findest du mich in einer Altstadtstraße namens Rue Una. Besuch mich dort! Übermorgen habe ich nichts vor. Wir könnten uns also erzählen, wie es uns in den letzten Jahren ergangen ist, falls du dir dann freinehmen kannst.«
    »Ich weiß nicht, was unsere Planung vorsieht … Kommandeur?«
    »Ich werde den ganzen Tag lang Besprechungen haben, und Exerzieren ist nicht vorgesehen«, gab Brynd zurück. »Nimm dir also ruhig ein paar Stunden frei. Im Moment ist ohnehin alles ein Geduldspiel.«
    Lupus sah sie wieder an, und in seiner Miene stand ein neuer Eifer. »Also übermorgen?«
    »Ich wohne direkt bei den Onyxflügeln. In dem weiß getünchten Haus mit der roten Tür.« Sie schien ihn küssen zu wollen, schaute dann weg und besann sich eines Besseren, flüsterte ihm beim Weggehen jedoch ins Ohr: »Ich hab dich vermisst.«
    Brynd las ihr den Satz von den Lippen ab und hatte den Eindruck, es täte ihr weh, ihn zu sprechen. Sie bewegte sich durch die Menge und war rasch im Gedränge verschwunden.

KAPITEL 5
    W ohin man im Archipel auch kam: Die Städte ähnelten einander stark. Jeryd sah die gleichen Gruppen von Bewohnern, egal, wer die Gebäude wo errichtet hatte. Es gab Obdachlose und Trunkenbolde, und überall reagierten die Leute mit Abscheu auf sie. Stets gab es Leute, die möglichst viele Dinge anhäufen wollten, aber die einen konnten sie sich leisten, die anderen nicht. Doch immer wieder zeugte das Lächeln eines Kindes von ein wenig Glück, und das gefiel allen.
    Zu seiner schwarzen Kniehose hatte Marysa ihm einen neuen Hut gekauft, eine breitkrempige Angelegenheit, unter die stets der Wind fuhr, doch er verlieh Jeryd ein wenig Stil und gab seinem Auftreten, wie er fand, eine gewisse Autorität, vielleicht sogar ein wenig Klasse.

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