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Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Titel: Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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mich an und sagen Niederträchtiges«, murmelte sie an seiner Schulter und rang mit den Tränen. »Sie hassen uns. Sie hassen mich und sagen böse Dinge … «
    Er wusste, dass es für sie schlimmer sein musste, weil sie von so seltener, kostbarer Art war und die Leute stets fürchteten, was sie nicht verstanden.

KAPITEL 46
    D as Invasionsheer fraß sich in die Stadt, und Brynd verzweifelte. Im Umkreis von vierhundert Schritten um den Hafen hatten sie ganze Straßenzüge erobert, vom scheinbar fernen Schutt des Hafens bis ins Herz der Stadt, und nun besetzten sie Straßen in Shanties und an der Westflanke des Brachlands.
    Binnen weniger Stunden, so erwartete er, würden unzählige Stadtbewohner sterben.
    Die Siebten Dragoner waren aufgerieben und ergänzten nur mehr die Zweiten und Vierten Dragoner. Die Fußsoldaten hatten die volle Wucht des Angriffs abbekommen und schon zehntausend Krieger verloren. Und die Garudas meldeten nur, dass weitere Feinde per Schiff kamen, Feinde, die schier unerschöpflich durch das Weltentor einströmten.
    Als es dunkelte, war eine seltsame Ruhe zu spüren. Die neue Gattung und ihre rothäutigen Rumelverbündeten schienen nur bei Tageslicht handeln zu wollen. Brynd wusste ja, wie empfindlich die gefangenen Okun auf Lichtveränderungen reagiert hatten. Vielleicht waren sie also von der Sonne abhängig.
    Aus der Stadt erreichten ihn Nachrichten: Die Soldaten standen nun schweigend unter einem kalten, sternenübersäten Himmel und beobachteten die Hauswände auf Bewegungen. Aber Dunkelheit hieß auch, dass es Aufschub gab, und das bot beiden Seiten die Chance zu Erholung und Gelegenheit, sich neu zu formieren. Auch war Zeit genug, die Seelen der Toten zu befreien, und dafür wurden überall Scheiterhaufen errichtet, deren Flammen den Gestank verbrennenden Fleisches zum Himmel schickten.
    Doch irgendwann in der Nacht fand Brynd sich damit ab, die kaiserliche Frontlinie am nächsten Tag noch weiter zurückzunehmen. Neue Invasionstruppen würden über See kommen – die Flotte der Angreifer schien unerschöpflich – , und von den Garudas, die Relikte abwerfen sollten, würden vielleicht nur wenige zurückkehren. Noch immer wusste er kaum etwas über die Feinde, über ihre Strategien und Schwächen.
    Und überall in der Stadt flüsterten die Leute, die Elitetruppe solle endlich eingesetzt werden.
    Brynd bestellte Nelum in die Obsidianrote Kammer und sprach mit ihm im Dämmerlicht. »Leutnant Valore, ich glaube, wir brauchen eine weitere magische Stärkung unserer Fähigkeiten«, schlug der Kommandeur vor. »Die Kultisten sind der Ansicht, das macht uns unzerstörbar. Wie schätzt Ihr die Risiken ein?«
    »Würde das unsere Fähigkeiten wirklich stärken, oder würde es uns umbringen?«, fragte der Leutnant. »Wir sollten erst ohne eine zweite Verbesserung kämpfen und abwarten, wie wir damit fahren. Die Kultisten sollten aber vorbereitet sein, uns notfalls mit weiteren magischen Verbesserungen zu versehen. Stärke ist nicht alles. Redlichkeit und intakte Moral tragen wesentlich zu jedem Erfolg bei.«
    Der Tag war ausnahmsweise klar, und als die ersten roten Sonnenstrahlen die Stadt trafen, ging der Kampf weiter. Neue Kriegsschiffe v oll schrecklicher Okun kamen übers Meer. Brynd gab den Nach tgardisten gerade taktische Anweisungen, als vom Fuß der Zitadelle Lärm hochdrang. Als sie von ihrer zinnenbewehrten Zuflucht heruntersahen, bebten deren Mauern. Minuten nach Wiederbeginn des Kampfs waren zwei wesentliche Verteidigungsbastionen nahe Narbenhaus verloren. Später berichteten ihm Kundschafter, Rumel seien in großer Zahl ins Stadtvier tel eingedrungen, hätten abgeschlachtet, was s ich ihnen an Soldaten in den Weg gestellt habe, und seien über die Toten hinweggetrampelt, um weitere Opfer zu machen.
    Brynd ließ die Garudas sofortige Vergeltung üben.
    Sie waren plötzlich am Morgenhimmel, stiegen im Norden der Stadt hoch, streuten ihre frisch aufgefüllte Munition über die Haupttruppen der Invasoren und ließen Angreifer wie Gebäude in die Luft gehen.
    Die Feinde taumelten vor den Stichflammen zurück, die durch die schmalen Gassen schossen, bis nur noch wenige Okun lebten. Hätte Brynd endlos viele Brenna -Relikte so einsetzen können, hätte er womöglich Grund zum Optimismus gehabt. Die Wirklichkeit aber stimmte ihn verdrießlich wie selten. Übler noch: Die Schweigebomben – von Schiffen abgefeuert, die in Scharen in den Hafen drängten – ließen immer wieder Garudas abstürzen

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