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Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Titel: Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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wandte sich ihr interessiert zu, um zu hören, welchen Rat seine neue Helferin beisteuern mochte. »Wer dem einen als Mörder erscheint, ist für den anderen ein Freiheitskämpfer, heißt es ja. Wir betrachten die Dinge schließlich alle vom eigenen Standpunkt aus, und darum ist das Böse einerseits tatsächlich böse – und andererseits ganz und gar nicht.«
    Auch wenn ihre Vorstellungen ein wenig abstrakt waren – Nanzi drückte sich zweifellos verständlich aus. Die traut sich, ihre Meinung zu sagen, dachte Jeryd und stellte fest, dass er sie in ständig zunehmendem Maße mochte. Erneut musterte er die bewusstlosen Killer. Welche Raserei würden sie bald über Villiren bringen?

KAPITEL 6
    D ie Spinne lief einen Seidenfaden entlang über einen gut besuchten Nachtbasar auf die andere Seite des Platzes. Unter ihr fand ein Fest statt, bei dem Männer und Frauen in Pelzen und Masken eine Legende der Gelben Sonne nachspielten. Während sie im Rhythmus der Trommeln tanzten und Fackeln und mit Meeresleuchten gefüllte Glasstäbe schwangen, erklomm die Spinne ein Dach gegenüber und huschte an der Seitenwand des Gebäudes hinab.
    Über einem der vielen schmalen Entwässerungskanäle, die die Stadt wie ein Netz dicker Adern durchdrangen, machte das Tier halt. Viele dieser Gräben waren voller Müll und Altmetall und wirkten wie Splitter einer apokalyptischen Landschaft. Jede Nacht machten die Armen sich über den Plunder her, um ihr Überleben zu sichern, und die Spinne überlegte kurz, ob sie sich einen von ihnen schnappen sollte … doch nein, sie waren zu arm, zu unterernährt.
    Es muss gesunde, fettarme Kost geben!
    Außerdem standen sie nicht auf der Liste, die Doktor Voland bekommen hatte.
    Also huschte die Spinne wieder durch die Straßen und an einem Fallrohr entlang – tapp, tapp, tapp – zurück auf ein Dach, von dem aus die Fenster gegenüber bestens zu sehen waren. Helle Rechtecke zeigten, wo Menschen wohnten.
    In zwei der nächstgelegenen Wohnungen brannten rote Laternen, und im Hintergrund prasselte Feuer im Kamin. Im einen Zimmer schlummerte eine alte Frau im Sessel und hatte ein Buch neben sich liegen, im anderen – ein Stockwerk höher – blickte eine blonde Frau in Unterwäsche aus dem Fenster und drückte die blaue Maske ans Glas. Sie schien die Spinne anzuschauen, doch das Tier wusste, dass es in diesem Dunkel nicht zu erkennen war. Ein Glatzkopf mit bleistiftschmalem Schnurrbart näherte sich der Blonden und gab ihr einen Klaps auf den Hintern, was sie kichern ließ. Sie nahm die Maske ab, drehte sich um und küsste ihn, woraufhin er sein T-Shirt auszog und ein magerer Oberkörper zum Vorschein kam.
    Das würdelose Verhalten der Frau brachte die Spinne in Rage. Als Gewerkschaftsführer stand der Mann auf Volands Liste. Die Laterne verglomm, das Paar verschmolz mit der Dunkelheit des Zimmers – und die Spinne wartete.
    Als Larkin ihren Nacken küsste, erkannte sie, dass ihr Mann ihr inzwischen gleichgültig geworden war. Dieser traurige Verlierer war nichts im Vergleich zu ihrem Besucher. Sie hatte zugesehen, wie Larkin die Fischer und Hafenarbeiter im Laufe des Tages wortgewandt und leidenschaftlich zum Streik aufgerufen hatte. Der Bürgermeister hatte den Stauern den Lohn gekürzt und den Fischern niedrigere Preise für ihren Fang diktiert, um – wie er behauptete – mehr Geld für die Kriegsanstrengungen zur Verfügung zu haben. Doch allen war klar, dass es sich dabei nur um einen Vorwand handelte, die Lebensbedingungen der Arbeiterschaft zu verschlechtern. Ihr Mann, dieser Schwachkopf, hatte die Streikversammlung verlassen und erklärt, er wolle weiterarbeiten, egal, was die anderen täten. Sie hasste sein mangelndes Engagement für die Arbeiterbewegung und seine provinziellen Ansichten. Und dass Larkin, der bei Frauen ungemein gut ankam, sich gerade für sie entschieden hatte, erfüllte sie mit leiser Erregung.
    Am nächsten Morgen wäre sie ihren Mann los.
    Küssend glitt sie Larkins schlanken Leib hinab, schnallte ihm den Gürtel auf und aalte sich in der Wärme des Kaminfeuers. Seine Kniehose glitt herunter, dann die Socken, und sie erregte ihn immer mehr, bis sie schließlich sein Glied in den Mund nahm. Als ihr die Haare wie ein Vorhang vors Gesicht fielen, stöhnte er wie die meisten Männer, stieß ihr die Eichel aber nicht gierig in den Rachen, sondern schien ihre Fähigkeiten fast dankbar zu genießen – und warum auch nicht? Im Blasen war sie prima.
    Etwas rüttelte am Fenster,

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